Schwur fuer die Ewigkeit
und Kleingeld zutage. Endlich fand sie das rote Notizbuch, in das sie wichtige Prüfungsdaten eintrug.
Heute war die Abschlussprüfung ihres Physikkurses. Fünfzig Prozent ihrer Note machte die aus und eine Wiederholungsprüfung gab es nur, wenn es um Leben und Tod ginge.
Es ist nur eine Prüfung. Michael sagte...
Es war nicht nur eine Prüfung; es war die wichtigste Abschlussprüfung überhaupt. Und wenn sie dort nicht auftauchte, würde sie automatisch durch einen Kurs fallen, für den es keinen Grund gab, ihn schlechter als mit einer Eins abzuschließen. Außerdem hatte Michael gesagt, sie solle nicht bei Bishop herumhängen - dass sie nicht zum Unterricht gehen dürfte, hatte er nicht gesagt. Das gehörte schließlich zum normalen Leben.
Und etwas Normales war genau das, was sie jetzt brauchte.
Nachdem sie Müsli und Saft verspeist hatte, packte Claire ihren Rucksack und machte sich an diesem kühlen Morgen auf den Weg zur Texas Prairie University. Praktisch von überall in Morganville war das ein kurzer Fußweg. Vom Haus ihrer Eltern führte sie ihr Weg, vorbei an vier Häuserblöcken, in Morganvilles sogenanntes Geschäftsviertel, das aus etwa sechs viereckigen, von Geschäften gesäumten Blocks bestand. Bei Tageslicht sah man erst, wie sehr sich Morganville verändert hatte, seit Mr Bishop aufgetaucht war: In jedem Block gab es abgebrannte Gebäude und es waren bisher nur wenige Versuche unternommen worden, sie abzureißen oder wieder aufzubauen. Verlassene Häuser mit zerbrochenen Fensterscheiben und Türen, die lose in den Angeln hingen. Als sie im Geschäftsviertel ankam, sah sie, dass die Hälfte der Läden geschlossen war, entweder dauerhaft oder vorübergehend. Olivers Cafe, das Common Grounds, lag still da, die Rollläden waren heruntergelassen und in einem der dunklen Fenster hing ein Schild mit der Aufschrift »Geschlossen«.
Überall hatte man das Gefühl, dass die Stadt den Atem anhielt, die Augen schloss und versuchte, ihre Probleme fortzuwünschen. Die wenigen Menschen, denen Claire begegnete, schienen entweder schreckhaft und verstört zu sein oder sie wirkten so, als hätten sie ein falsches Lächeln und ein glückliches Gesicht aufgesetzt. Es war gespenstisch und sie fühlte sich ein wenig erleichtert, als sie endlich durch das Tor der Universität ging, das wie an einem normalen Tag weit offen stand. Sie mischte sich unter die Masse junger Leute, die sich auf dem Campus bewegten. Die TPU war keine große Universität, aber sie erstreckte sich über ein recht großes Gelände, zu dem viele Parkplätze und freie Flächen gehörten. Normalerweise wäre sie auf einen Mokka ins University Center gegangen, aber sie hatte keine Zeit. Stattdessen schlug sie den Weg zum Naturwissenschaftsgebäude ein, bahnte sich ihren Weg durch die Menge, die sich in »Grundlagen der Chemie« und »Einführung in die Geologie« drängten. Der Physikunterricht fand am Ende des Flurs statt und war weit weniger gut besucht. Die TPU war nicht gerade so etwas wie das MIT der Prärie - die meisten Studenten wollten hier einfach ihre Kernfächer absolvieren und dann auf eine bessere Uni wechseln. Die meisten von ihnen hatten nicht die geringste Ahnung, was in Morganville tatsächlich gespielt wurde, weil sie nur selten den Campus verließen - die TPU brüstete sich mit ihrem Studentenservice.
Natürlich gab es auch einheimische Studenten, die dazu verdonnert waren, ihr ganzes Leben lang in Morganville zu bleiben. Bis vor ein paar Monaten hätte sie diese Leute auf einen Blick erkennen können, weil sie Armbänder mit seltsamen Symbolen trugen, die den Vampir identifizierten, dem sie Loyalität schuldeten, ihren Schutzherrn. Allerdings war dieses System nach Bishops Ankunft zum großen Teil zusammengebrochen. Die Vampire waren keine Schutzherren mehr; die meisten von ihnen waren durch und durch Raubtiere. Sie bedienten sich keiner Blutbanken mehr, zumindest nicht die, die Bishop treu ergeben waren; sie waren erpicht auf die Jagd.
Menschenjagd.
Bisher war Bishop weise genug gewesen, seine Jagdpartien vom TPU-Campus fernzuhalten; immerhin trugen die Kids hier zur Finanzierung der Stadt bei und hielten die Wirtschaft am Laufen. Die meisten von ihnen blieben auf dem Campus. Dort hatten sie alles, was sie brauchten, abgesehen von einem gelegentlichen Exkurs in ein Geschäft oder eine Bar, deshalb wussten sie nicht viel über Morganville - und es war ihnen auch herzlich egal. Morganville bot, was Unterhaltung anging,
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