Schwur fuer die Ewigkeit
Tür oben an der Treppe war zu. Sie ging auf Zehenspitzen daran vorbei zum anderen Ende des Flurs, stellte den Rucksack auf ihrem Bett ab und zog ein altes, dünnes Baumwollnachthemd aus der Schublade, bevor sie sich auf den Weg ins Bad machte.
Als sie die Tür schloss und das Wasser anstellte, hatte sie ein Déjà-vu. Das Gründerinnenhaus von Mom und Dad war genau wie das Glass House angelegt - wo sie sich noch immer mehr ZU Hause fühlte, obwohl sie in beiden Häusern etwa gleich lang gewohnt hatte. Sogar die Arbeitsflächen und Bodenbeläge waren gleich. Nur die von Mom ausgesuchten Duschvorhänge und Handtücher waren anders. Ich will wieder zurück . Claire setzte sich auf den Klodeckel und ließ zu, dass sie von Traurigkeit übermannt wurde. Ich will zurück zu meinen Freunden. Ich will Shane sehen. Ich will, dass das alles ein Ende hat.
Nicht dass irgendein Dschinn vorbeigeschaut und ihre Wünsche erfüllt hätte. Leider nicht. Und durch Weinen wurde letztendlich auch nichts besser.
Nach der langen heißen Dusche fühlte sie sich ein wenig besser - sauberer jedenfalls und auf angenehme Weise müde. Claire föhnte sich das Haar, bis es wie ein zerzauster Mopp aussah. Es war länger geworden und berührte die Schultern, wenn sie es auskämmte. Ihr Blick war ein wenig gehetzt. Sie brauchte Schlaf und mindestens einen Monat, in dem niemand versuchte, sie umzubringen. Danach würde sie mit dem ganzen Chaos wieder klarkommen. Wahrscheinlich.
Sie berührte das filigrane Kreuz, das Shane ihr geschenkt hatte, und dachte an ihn, wie er auf der anderen Seite der Stadt in seinem Käfig festsaß. Amelie hatte ihr ein Versprechen gegeben, aber es hatte bemerkenswert wenig Details und Zeitangaben enthalten; außerdem hatte sie eigentlich nicht versprochen, dass sie dafür sorgen würde, dass Shane freikam, sondern nur, dass sie ihn vor einer Hinrichtung bewahren würde.
Claire dachte noch immer darüber nach, als sie das Licht in ihrem Zimmer einschaltete und Michael entdeckte, der auf ihrem Bett saß.
»Hey!«, stieß sie hervor. Sie schnappte sich einen flauschigen rosa Bademantel, der hinter ihrer Tür hing, um sich darin einzuwickeln, da ihr plötzlich bewusst wurde, wie dünn ihr Nachthemd wirklich war. »Was machst du hier?« Als die erste Verlegenheit verflogen war, empfand sie jedoch nichts als Freude. Sie hatte Michael seit jenem schrecklichen Tag, an dem alles schiefgelaufen war für sie alle, nicht mehr gesehen - zumindest nicht allein, ohne Bishop.
Während sie sich in ihren Bademantel kämpfte, stand er auf und hielt auf eine Art und Weise die Hände hoch, die typisch für ihn war, wenn er sie beruhigen wollte. »Warte! Ich bin nicht der, für den du mich hältst. Ich bin nicht gekommen, um dir etwas zu tun, Claire. Bitte glaub mir...«
Oh. Er dachte, sie würde immer noch glauben, er sei Bishops kleiner Liebling. »Ja, du arbeitest für Amelie und bist kein Bösewicht mehr. Schon begriffen. Das heißt aber nicht, dass du hier ohne Vorwarnung hereinschneien kannst, wenn ich im Nachthemd bin!«
Michael blickte sie unendlich erleichtert an und ließ die Hände sinken. Für sie sah er in diesem Moment aus, als wäre er eine Million Meter groß, und als er dann seine Arme ausbreitete, flog sie einfach in seine Umarmung. Dabei erreichte sie fast sein Kinn. Er war ein Vampir, deshalb ging von seinem Körper keine Wärme aus, aber trotzdem verlieh er ihr Trost, der stark und real war. Michael war schon immer jemand Besonderes gewesen.
Und er trug echte Liebe in sich, das spürte sie.
»Hey, Kleine«, sagte er und umarmte sie behutsam, weil er genau wusste, wie stark er war. »Alles okay?«
»Alles okay. Oh Mann, ich wünschte, das würden mich nicht immer alle fragen«, sagte sie und trat zurück, um ihn anzuschauen. »Was machst du hier?«
Michaels Gesichtszüge verhärteten sich und er ließ sich wieder aufs Bett sinken. Claire setzte sich neben ihn und spürte, wie ihre Glücksgefühle versickerten. Sie nahm sich ein Kissen und umarmte es geistesabwesend. Sie brauchte etwas zum Festhalten.
»Bishop hat mich geschickt, um einen seiner Botengänge zu erledigen«, sagte er. »Er glaubt noch immer, ich sei einer seiner guten kleinen Soldaten. Zumindest hoffe ich, dass er das glaubt. Und das hier ist wahrscheinlich seine Vorstellung von einem Test.«
»Und was sollst du erledigen?«
»Das möchtest du nicht wissen.« Offenbar etwas, was Michael zuwider war. Über seinen blauen Augen lag ein Schatten und
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