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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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gekommen sein!“
    Sue legte ihre Hand auf seinen Arm, und sie wisperte ei n dringlich: „Seien Sie vorsichtig! Sie reden zuviel. Sanderson hat hier zu bestimmen.“
    „Ihre Assistentin hat recht“, dröhnte Sanderson. „Reißen Sie sich zusammen und benutzen Sie Ihren Verstand. Dies ist die perfekte Lösung. Sie sind der beste Forscher auf der Welt, ich habe Ihnen dieses Kompliment schon früher g e macht. Sie haben einen Grund zu leben, und dieses Laborat o rium ist Ihr Grund. Erheben Sie sich und kämpfen Sie für Ihre Sache, Doktor, wie es Ihrer Ausbildung entspricht. Sie sind sorgfältig darauf trainiert worden, sich anzupassen, Ihre Em o tionen der Gesellschaft zu unterwerfen – und das zum Wohl der Allgemeinheit. Dies ist ein kritischer Augenblick! Ich h a be Ihnen Nachschub gebracht, nun verwenden Sie ihn auch.“
    Dai konnte kaum seinen Abscheu verbergen, doch als er Sue hilfesuchend anblickte, fand er in ihr nur ein Abbild von Sandersons Grausamkeit. „Sue – Sie stimmen doch nicht mit ihm überein? Ich … ich könnte sie nicht anrühren.“
    „Erinnern Sie sich an Ihre Ausbildungszeit, Doktor“, sa g te sie unerbittlich. „Erinnern Sie sich daran, wie Ihnen z u mute war, als Sie Ihr erstes Kaninchen sezieren mußten. Das ist vorübergegangen – wir machen es alle durch, und wir kommen alle darüber hinweg. Diesmal wird es genauso sein, ich weiß es, und Sie wüßten es auch, wenn Sie nicht so vo r eingenommen wären.“
    Er starrte sie an, und er fand keine Verbündete in ihr. Er stand wie mit dem Boden verwurzelt, betäubt durch die an ihn gerichteten Forderungen.
    „Wir werden jetzt Betten statt der Käfige benötigen“, u n terbrach einer der Techniker. „Ich will mich gleich um ihre Beschaffung kümmern. Wir können sie innerhalb einer Stunde hier haben.“ Schnell und voller Eifer verließ er die Rampe.
    Dai sah die Menschen an, die um ihn herumstanden – er sah die entschiedenen, erleichterten Gesichter seiner Mita r beiter, Sues Entschlossenheit, den Schrecken der acht Leute, die seine Testobjekte werden sollten und die verschlagenen Augen des Controllers.
    Erinnerungen an sein erstes Kaninchen stellten sich ein und machten ihn krank vor Ekel und Schuldgefühlen. Er ballte die Fäuste; er sperrte die Bilder aus seinem Gedäch t nis und ersetzte sie durch andere – er dachte daran, wieviel leichter es mit dem zweiten Kaninchen gegangen war, an den Stolz, den er verspürt hatte, als er als Jahrgangsbester abschloß, an seine Arbeit, die Millionen Leben gerettet ha t te.
    Dann stellte er sich vor, er könnte das Stöhnen und die Schreie der Menschen außerhalb seiner Mauern hören, wie sie um Hilfe bei dieser letzten Seuche baten, nach einem Retter riefen, nach irgend jemandem, der sich um den Rest ihrer Menschlichkeit kümmerte.
    Er hob beide Hände und bedeckte seine Augen. Er wollte diese Entscheidung nicht treffen. Wo war jenes Training, das der zentrale Teil seiner Ausbildung gewesen war? Wo war es? Hier sollte es einrasten und die Entscheidung für ihn treffen.
    Er machte eine Anstrengung, um seinen Geist von den unwillkommenen Gedanken zu befreien, die ihn quälten – um sich genügend zu entspannen, damit sein Training übe r greifen konnte. Nichts geschah, aber ein Entschluß zeichnete sich ab, und er wurde ganz ruhig.
    Das Leben mußte weitergehen, und er hatte kein Recht, es aufzuhalten. Menschen mußten von körperlichen Leiden erlöst werden, sie hatten schon genug geistige Qualen erdu l det. Also hatte Sanderson recht. Dies war nichts als das E n de einer Sache und der Anfang einer anderen. Sie verlangte nur Angleichung, Anpassung, wie alles andere, seit der Mensch damit begonnen hatte, den natürlichen Planeten zu Übervölkern und zu zerstören. Sandersons Plan war logisch und notwendig, er würde trotz seiner Einwände ausgeführt werden. Er hatte keine andere Wahl, als daran teilzuhaben.
    Er senkte die Hände, atmete tief ein und straffte sich zu einer würdigen Haltung. Er sagte zu den acht Leuten: „G e hen Sie durch diese Tür und den Korridor entlang bis zur ersten Tür, wo ‚Lebende Objekte’ steht. Treten Sie dort ein und entkleiden Sie sich. Ich werde gleich bei Ihnen sein.“
    Sie mußten vorwärts getrieben werden, sie stolperten vor Angst, gestoßen durch die Waffen der Aufseher.
    Dai wartete, bis der letzte von ihnen gegangen war, dann wandte er sich an einen der Techniker. „Von jedem von i h nen wird eine komplette Krankengeschichte benötigt, dazu

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