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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Feuersbrunst und schließlich …“ Er seufzte. „Vielleicht gibt uns diese neue Krankheit den Rest. Ich weiß es nicht. Und in diesem Moment ist es mir auch wirklich gleichgültig.“
    „Diese Bemerkung grenzt an Hochverrat und ist eine Dummheit. Ich sehe Ihnen ins Gesicht und stelle tatsächlich Kummer fest. Weswegen? Eines sterbenden Schimpansen wegen? Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie Tausende davon verbraucht.“
    „Und jetzt tut es mir um jeden einzelnen leid. Jeder von ihnen versetzt mir im Innersten einen Stich. Sobald ich den Mut dazu finde, werde ich Essie eine Injektion geben und auch sie töten. Die letzten Krämpfe sollten ihr erspart ble i ben. Sie kann sowieso nicht überleben, und selbst wenn sie es täte – was gäbe es noch für sie? Ohne einen Gefährten kann sie nicht einmal die Forderung der Gouverneure nach Fortpflanzung erfüllen. Und es gibt keinen Gefährten.“
    Er seufzte und bekannte: „Ja, ich bin bekümmert. Ich trauere um jede ausgestorbene Spezies, die jemals Urwälder und Wiesen und menschliche Behausungen bewohnt hat, um etwas, das ich nicht verstanden habe, während ich es tat. Ich habe mit Tieren gearbeitet, ich habe nahezu tagtäglich mit ihnen gelebt. Ich begreife jetzt, daß ich trotz der Objektiv i tät, die man mir in der Schule eingehämmert hat, gelernt habe, sie zu lieben. Und nun sind sie verschwunden – ei n fach weg. Und niemals wieder werde ich sie sehen oder h ö ren oder anfassen. Ich bin mir nicht sicher, daß ich das ertr a gen kann.“
    Der Gesichtsausdruck des Controllers war seltsam milde, doch er paßte nicht zu seinen Worten.
    „Sie sind übermüdet, daher will ich das, was Sie gesagt haben, als eine momentane geistige Verirrung überhören. Konzentrieren Sie Ihre Gedanken einfach auf Ihre eigene Spezies, Doktor; auf die Leute, die sterben, während Sie hier sitzen und wegen etwas Fell und ein paar Federn jammern.“
    „Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, daß ich mir aus den Leuten etwas mache, Sanderson.
    Sie haben das angerichtet, sie haben es dahin gebracht, das einzige Leben auf Erden zu sein; es hat sie nicht g e kümmert, und auch jetzt macht es ihnen nichts aus, warum also sollte ich mich dazu hergeben, um sie zu retten?“
    „Das will ich nicht gehört haben. Ich kann es nicht hören, weil Sie der beste Forscher sind, den die Welt hat, und Sie wissen es. Ich kann Sie nicht wegen ungesetzlicher Äuß e rungen festnehmen lassen.“ Er stand auf und übernahm wi e der das Kommando. „Da es augenblicklich sowieso nichts für Sie zu tun gibt, rate ich Ihnen, sich auszuruhen und alles andere mir zu überlassen. Geben Sie mir Zeit, mir wird schon etwas einfallen. Ich habe meine Position nicht dem reinen Zufall zu verdanken. Ich werde gegen Abend auf Sie zurückkommen.“
    Er ging hinaus mit lauten, zuversichtlichen Schritten. Dai, der merkte, daß Sanderson damit nur seine Macht unterstre i chen wollte, beobachtete ihn mit vollständiger Gleichgülti g keit.
    Ruhe – er hätte viel dafür gegeben. Doch es gab etwas, das er zuerst tun mußte.
    Er stand auf und schleppte sich in die Vorratsabteilung, um eine Spritze zu holen, die er mit Frieden füllen konnte – für das letzte aller Tiere.
     
    Seine engsten Mitarbeiter waren bei ihm, als er Essies Kö r per einäscherte. Später saßen alle untätig herum, bis Dai sie fortschickte, um etwas zu essen und zu schlafen. Er selbst ging in sein privates Labor und arbeitete an seinen Reagen z gläsern und seinem Mikroskop herum und betrachtete sin n los das neue Virus.
    Betäubt starrte er auf den Boden, alles tat ihm weh. Essies Tod und die Verbrennung hatten irgendwie auch in ihm e t was zerstört.
    Es war ein würdevolles Ereignis gewesen. Seine Mita r beiter hatten schweigend neben ihm gestanden, doch sie ha t ten nicht das gefühlt, was er fühlte. Sie fühlten sich ganz einfach deswegen wie ausgehöhlt, weil sie nichts mehr zum Testen und Ausprobieren hatten. Sie machten sich Sorgen wegen der Aussicht, ohne Arbeit in einer Gesellschaft daz u stehen, in der jedes Individuum für eine bestimmte Lau f bahn und für sonst nichts abgerichtet wurde und als unnütz abgestempelt war, wenn es nicht funktionierte. Dai konnte seine eigenen Emotionen nicht ausloten, doch er stellte fest, daß das, was er zu Controller Sanderson gesagt hatte, der Wahrheit nahe kam.
    Während dieser vergangenen zwei Wochen hatten seine Ansichten sich verändert, sich umgekehrt, als er darum kämpfte, den Tieren das Leben um

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