Science Fiction Almanach 1981
Cristovals Kopfbedeckung. Er riß sie herunter und entblößte die vernarbte Wunde und das kurze, sonnengebleichte Haar. Angewidert warf ihr Vater den Hut zu Boden und entfernte sich wieder. „Warum b e schämst du mich auf solche Art?“ Er drehte sich wieder zu ihnen um, seine Stimme klang gequält. „Wie habe ich Gott erzürnt, daß mir ein solches Geschöpf zur Tochter geboren wurde? Wie kannst du zu mir kommen und mir sagen, du möchtest heiraten, und zwar diesen …“ Er gestikulierte, und seine Hand ballte sich zur Faust.
„Vater!“ sagte Teresa erschrocken, nicht verstehend. Die Kinder hingen an ihrem Rock, die Augen weit aufgerissen.
„Beim Sohn Gottes, ich werde es nicht dulden! Nichts mehr, keine weiteren Demütigungen, Amanda!“ Er beugte sich hinab und hob einen Stein auf. Er hob die Hand.
Amanda schrie auf und duckte sich. Cristoval preßte sich gegen sie, sein Körper war hart wie Metall.
Jose sprang vorwärts und ergriff die Hand seines Schwi e gervaters. „Vater, nein!“ Er zog die Hand herunter, sein Arm war gespannt. Montoya sah in an. „Vergebt mir, Vater … Aber so etwas lasse ich Euch vor den Kindern nicht tun.“ Er schüttelte den Kopf. „Welchen Grund gab Euch dieser Mann, ihn so zu hassen?“
Amandas Vater sah auf den Stein. „Er ist der Zauberer, dessen Maschine in mein Feld fiel. Er ist von Gott verflucht, sein Tod war Gottes Wille; kein Mann hob eine Hand, um ihm zu helfen. Aber meine … Tochter …“ Das Wort traf sie wie ein Peitschenschlag, und sie wich zurück, „… verleu g nete erneut die Naturgesetze und Gott half ihm. Und nun bittet sie, ihn heiraten zu dürfen! Ihn heiraten! Gott sollte sie beide zerschmettern!“
„Vielleicht hat Er sie genug gestraft“, sagte Jose leise. „Selbst einem Zauberer kann Vergebung zuteil werden, wenn er bereut.“
Cristoval schlang einen Arm um Amanda. „Sir …“ Sie hörte ein sehr leises Zittern in seiner Stimme. „Gott … Gott hat die bösen Gedanken von mir genommen. Ich kann mich nicht mehr an mein früheres Leben erinnern.“ Er berührte seinen Kopf. „Ich möchte lediglich Ihre Tochter heiraten und in Frieden leben, nichts weiter!“
„Sonst nichts?“ fragte Montoya säuerlich.
„Ich verlange keine Mitgift. Nein – ich werde Ihnen statt dessen ein … ein Brautgeld geben.“
Amanda riß die Augen auf, und sie sah, wie jedes Gesicht herumfuhr um sie und Cristoval anzustarren.
„Welche Art von Geld?“ Nun sah der Kaufmann aus den Augen ihres Vaters.
„Sie verwenden Metalle, nicht wahr? Aluminium, Stahl? Ich gebe Ihnen mein Schiff im Feld – jedenfalls das, was davon noch übrig ist.“
„Es ist verflucht; es steckt voller Dämonen.“
„Sie haben doch Rituale, um Metalle zu segnen. Wenn das Schiff Ihr Eigentum wäre und Sie es in natürliche O b jekte umwandeln könnten, dann wäre der Fluch von ihm genommen …“
Der Kaufmann wog ab und dachte nach.
„Dort muß noch eine halbe Tonne Altmetall liegen. Vie l leicht mehr.“
„Oh, bitte, Vater“, platzte Teresa heraus. „Denk an die Ehre, die es dir bringen würde. Noch niemand hat jemals solch ein Angebot für irgend jemandes Tochter gemacht!“ Amanda sah, wie Tränen den Schleier ihrer Mutter durc h näßten, fühlte den Blick erstaunten Neides in Estellas dun k len und perfekten Augen. Plötzlich sah sie, eines dieser A u gen war gar nicht perfekt, sondern geschwollen durch einen blauroten Bluterguß. Amanda sah weg.
„Eine halbe Tonne …?“ sagte ihr Vater. Er straffte sich. „Die Männer des Bürgermeisters waren hier, wir Ihr wohl wißt. Für den Fall, Ihr wäret noch immer am Leben.“
„Nein“, sagte Cristoval. „Das wußte ich nicht.“ Seine Hand faßte fester um Amandas Schulter. „Was hat das zu bedeuten?“
„Nichts.“ Amandas Vater hob die Schultern. „Euer Kö r per war vom Feld verschwunden. Ich sagte ihnen, Gott hätte Eure sterbliche Hülle in die Hölle gesteckt – was sonst hätte ich ihnen erzählen sollen? Ich dachte, Ihr wäret tot. Und sie auch, sie schienen beruhigt.“ Ein Lächeln erschien in den Falten seines Gesichtes. „Der Bürgermeister verlangte in diesem Jahr nur die Hälfte des Feldtributes, wegen des Wunders …“ Seufzend warf er den Stein weg. „Eine halbe Tonne. Es muß wahrlich Gottes Wille sein. In diesem Fall … Nun gut, Amanda, ich gebe dir die Erlaubnis zur Heirat. Aber das ist alles. Gehen wir zum Tempel. Und danach we r de ich ein Treffen einberufen, um das Metall zu
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