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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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dreißig, vie l leicht nicht älter als sie selbst; er war stark, und, hinter der Fremdheit seiner seltsamen Bräuche, sogar sanft. Sie glaubte nicht, daß er sie schlagen würde. Und … „Und auch ich – sehe nicht besonders aus, nun, ich weiß.“ Sie seufzte. „Liebe ist kein Recht, das man bei einer Hochzeit fordern kann … Liebe ist eine Belohnung. Ja, Cristoval; ich möchte deine Gemahlin werden. Morgen werden wir zu meinem Vater gehen.“ Ihre Schultern sanken herab, sie zog die Decke e n ger um sich, stand auf und ging zu ihrem Lager.
    Cristoval folgte ihr mit den Augen, bevor er die Kerze ausblies. Sie hörte, wie er sich auf sein eigenes Lager legte, hörte seine Stimme in der Dunkelheit. „Danke.“
     
    Gemeinsam und stumm wanderten sie die Straße zur Stadt hinunter. Amanda lauschte dem Gekreische der Möwen und dem zänkischen Gezwitscher der Spatzen. Dies ist mein Hochzeitstag, dachte sie verwundert. Werde ich morgen a n ders sein, wenn ich verheiratet bin. Wird er es sein? Sie sah zu Cristoval; er wandte sein Gesicht ab und blickte zur See. Er berührte sie nicht, sondern ging nachdenklich, als wäre er ganz allein, an ihrer Seite. Alles wird sich verändern. Ich habe so lange Zeit allein gelebt …
    „Amanda“, sagte er plötzlich zu ihrer Überraschung. „Müssen wir wirklich zu deinem Vater gehen?“ Sie hielt den Atem an, als sie die Felder passierten, in dem sein abg e stürztes Schiff lag. „Ich meine, gibt es hier keinen – keinen Priester oder sonst jemanden, der uns in aller Stille trauen könnte?“
    Sie sah die unverheilte Wunde, die noch immer hinter seinen Augen sichtbar war, fühlte, wie ihre eigene Furcht von ihr abfiel. „Jeder Mann ist sein eigener Priester, das Buch des Propheten führt ihn. Mein Vater muß uns seinen Segen geben, sonst leben wir in Sünde. Und das wäre auch nicht besser, als allein zu bleiben. Wir werden zuerst zu meiner Schwester gehen. Sie kann mit meinem Vater reden, stellvertretend für mich; ich hoffe, er wird ihr zuhören …“
    Er seufzte und nickte. „Casamento e mortalha, no ceu se talha …“
    „Was?“ Sie sah zu ihm auf.
    Er zuckte mit den Schultern. „,Ehen und Totenhemden werden im Himmel gemacht’.“
    Jose kam aus der Tür seines Hauses heraus. Überraschung zeigte sich auf seinem Gesicht, dann ungläubiges Staunen. „Amanda!“
    „Jose. Das ist … das ist mein Verlobter, Cristoval … Hoffmann.“ Sie verhaspelte sich bei dem Namen.
    „Beim Buch des … Teresa! Amanda ist hier! Und …“ Er lachte. „… beim Propheten Ángel, sie hat einen Mann mi t gebracht!“
    Teresa, Jose und die lachenden Kinder gingen vor ihr her, als sie endlich den Hof ihres Vaters erreichten. Cristoval schritt grimmig an ihrer Seite. Ihr Herz flatterte wie Voge l schwingen unter ihrem mit Perlen verzierten Hochzeitskleid, das Teresa ihr geliehen hatte, um ihr eigenes abgetragenes Gewand zu verbergen; Cristoval trug eine von Joses Roben, eine Weste, dazu eine Kopfbedeckung statt seines Ponchos und seines zerschlissenen Schlapphutes. Man hätte ihn für einen Ortsansässigen halten können, doch sie wußte, ihren Vater konnte sie damit nicht täuschen. Ihr schwindelte plöt z lich unter der sengenden Sonne.
    Die schwere Tür des Hauses schwang auf, und Diego Montoya kam heraus in den Hof. Sein breites Gesicht mit den massigen Kiefern lächelte, als er seine Enkelkinder sah. Singend umtanzten sie ihn. „Tante Amanda wird verheir a tet!“
    Die Augen ihres Vaters sahen auf, sahen sie in ihrem Hochzeitskleid, sahen den narbigen Fremden an ihrer Seite. „Teresa, was bedeutet das?“ Hinter ihm erschien ihre Mutter in der Tür, gefolgt von ihrer Schwester Estella.
    Teresa klammerte sich an die Schulter ihres Ehemannes, sein Arm lag um ihre Taille und stützte sie. „Vater, Amanda bat mich, für sie zu dir zu sprechen. Dieser Mann will sie zur Frau nehmen, auch wenn sie keine Mitgift hat … Bitte, Vater, sie bittet dich um Vergebung für die Vergangenheit, sie bittet dich, die Heirat zu erlauben, damit sie als pflich t bewußte Ehefrau leben und … Wiedergutmachung leisten kann für den Kummer, den ihr Ungehorsam dir bereitet hat.“
    Ihr Vater starrte Cristoval an, und die Worte verloren sich im aufkeimenden Wahnsinn des Erkennens. „Amanda!“ Zum ersten Mal seit acht Jahren sprach er direkt zu ihr; ve r zweifelt schlug sie die Augen nieder. „Was für ein neuer Streich ist das?“ Er kam ihnen entgegen, seine Hand u m klammerte den Stoff von

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