Science Fiction Almanach 1981
an all das Wissen, das noch immer in Ihrem Kopf ruht … daran, wie wichtig Sie für unser Volk sind?“
Cristoval behielt sein Lächeln bei. „Ich weiß nur, wie wichtig ich jetzt für jemanden bin – und wie wichtig dieser Jemand für mich ist.“
Der zweite Mann wirkte verunsichert. Er holte etwas aus dem Inneren seiner ärmellosen Jacke. „Sie haben recht, Sie könnten ebensogut tot sein. Nehmen Sie also das hier – für den Fall, Ihre Erinnerungen kehren je zurück und Sie wollen hier heraus. Es ist ein Notsignalgeber. Man wird das Signal in El Paso auffangen und versuchen, Ihnen jemanden zu schicken.“
„Also gut.“ Cristoval nahm die dunkle, handtellergroße Schachtel an.
„Seja feliz, Hoffmann. Adeus.“
„Leben Sie wohl.“
Die beiden Männer drehten sich um und kamen über den Hof auf sie zu. Amanda nahm ihren Korb auf und stand starr vor Schrecken, als sie sie sahen, herüberstarrten und vorbe i gingen.
„Hoffmanns …“ fragte der erste Mann, ungläubig.
„Será positivel …!“ murmelte der zweite und sah sie an, wobei er den Kopf schüttelte. „Deus dá o frio conforme a roupa …“
Nachdem sie den Hof verlassen hatten, rannte sie zu Cr i stoval und klammerte sich wortlos an ihn. Sie spürte den Druck der seltsamen Schachtel, als er sie umarmte.
„Amanda, was ist los?“
„Oh, mein Gemahl …“ Sie seufzte in seine Kleidung. „Wer … wer waren diese Männer?“ Sie sah auf und betrac h tete sein Gesicht.
„Niemand … niemand Wichtiges.“ Er lächelte, doch in seinen Augen stand die alte Sorge wie eine farblose Fla m me. Sanft entwand er sich ihr und sah hinab auf die harte, fast glatte Schachtel, die er noch immer in Händen hielt. Dann warf er sie achtlos über den Zaun. „Niemand, der dir Schmerzen zufügen kann. Meine Tage als Prospektor sind vorbei …“ Er seufzte, legte erneut den Arm um sie und zog sie an sich. Dann griff er hinunter und kraulte Hunds ledrige Ohren. „Aber du weißt, Amanda … bald, wenn wir etwas Geld haben, können wir eine Schiffsreise machen, entlang der Küste, in den Süden. Vielleicht finden wir eines von deinen Ballonschiffen …“ Er lachte. „Und vielleicht werden wir eine Reise in einem solchen Schiff machen … Würde dir das gefallen?“
Sie nickte und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Ja, mein Gemahl, das würde mir sehr gefallen.“
„Amanda …“ sagte er überrascht und fragend. „Meine Gemahlin. Meine Gemahlin.“
Rosemarie Hundertmarck
Rollentausch
Frauen in der Science-fiction
Wehe, wenn sie losgelassen
(Schiller: Das Lied von der Glocke)
Raumfahrerinnen
Gibt es wirklich nur Frauen, die völlig passiv als Sexualo b jekt oder als Inkubator dienen? Können Frauen nicht auch etwas tun?
Ein weitverbreitetes Vorurteil ist, daß sich Frauen zwar für vieles nicht eignen, daß es aber einige wenige Tätigke i ten gibt, die ihnen angeboren sind, die sie also vollendet b e herrschen, ohne sie gelernt zu haben.
An erster Stelle steht natürlich die Kindererziehung. Manchmal wird vermutet, das Kochen sei in weiblichen G e hirnen vorprogrammiert, zumindest das Kaffeekochen. Auch in Science-fiction-Romanen gibt es Fälle, in denen ein Mä d chen ohne weiteres als Krankenschwester eingesetzt wird, und nicht nur Onkel Oskar ist der Meinung, eine Tänzerin brauche nichts weiter als „eine hübsche Figur und ein bi ß chen Temperament“.
Zu diesen altbekannten Berufen kommt ein neuer: die Raumschiffpilotin.
Von Meta, der temperamentvollen Pilotin aus der Roma n trilogie Die Todeswelt/Die Sklavenwelt/Die Barbarenwelt von Harry Harrison weiß ich nicht, dank welcher eventue l len Ausbildung sie (allein, ohne Navigator) Start, Landung und Sprünge durch den Hyperraum fertigbringt. Der Ve r dacht auf reine Intuition entsteht durch ihr Alter: Sie ist zwanzig und seit drei Jahren Pilotin. Aber was sagt schon das Alter; Robert A. Heinlein präsentiert dem staunenden Leser in seiner Kurzgeschichte Das Biest von der Erde eine Raumschiffkonstrukteurin , die fünfzehn (15) Jahre alt ist.
Ganz gleich, wie alt oder jung, Helena vom Planeten Gemser war Fabrikarbeiterin, als sie mit Ross durchbrannte, und konnte von Raumfahrt keine Ahnung haben. Aber w e nig später, als Ross und ein Freund mit den Gesetzen eines anderen Planeten in Konflikt gekommen und in einen G e fängnis-Satelliten gesperrt worden sind, legt sie elegant vor dessen Luftschleuse an und holt die beiden Helden heraus. Sie sagt schlicht:
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