Science Fiction Almanach 1981
Jahre u n geschmückt gewesen war, berührte das Schmuckstück und fühlte sich in ihrer Freude leichtfüßig wie ein junges Mä d chen. Ein heller Schimmer tanzte darauf wie das Sonnenlicht auf der See, ihre Augen sogen sich an dem Augenblick fest, und so vergaß sie die anstrengende Heimreise in der Hitze des Tages.
Nur einmal sah sie auf und blieb im Schatten der Palmen stehen, um auf das Feld zu schauen, wo Cristovals Luf t schiff gelegen hatte. Es gab keinerlei Anzeichen mehr, daß es jemals existiert hatte; die frischgepflügte Erde erwartete die Winteraussaat. Sie lächelte kurz und ging dann weiter ihres Weges.
Sie öffnete das Tor des neuerrichteten Zaunes, ihre Augen suchten den Hof nach Cristoval ab … da hörte sie Stimmen hinter der Hütte, die Stimmen von Fremden. Leise schlich sie im Schatten des Hauses entlang und sah wieder hinaus in die Helligkeit, die Augen mit der Hand abgeschirmt. Sie sah Cristoval, und er saß auf dem Melkschemel neben der g e fleckten Kuh und hörte zwei Männern zu, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Hund lag wachsam an seiner Seite.
„… Bericht an die brasilianische Regierung, ob sich das Schürfen im Los-Angeles-Becken lohnen würde. Aber Sie sind nie zurückgekehrt, so kamen wir, um nachzusehen …“
Amanda stellte den Korb ab. Ihre Hand näherte sich i h rem Mund, sie biß auf ihre Knöchel, um nicht laut zu we i nen.
„… die Situation bezüglich fossiler Treibstoffe ist zu kr i tisch, wir können es uns nicht leisten, den Kanal schiffbar zu machen. Die Venezuelischen Kriege sind an einem toten Punkt angekommen, wir müssen alle weiteren Expansion s pläne aufgeben, die wir bezüglich von Schürfoperationen hatten, es sei denn, jemand wie Sie könnte eine unabhängige Ölquelle oder ein Kohlevorkommen entdecken …“
Der Sprecher sah Cristoval hoffnungsvoll an.
Cristoval zuckte mit den Achseln, sein Gesicht war freundlich und nichtssagend, eine Hand bedeckte seine Wunde. „Wie haben Sie … mich hier gefunden?“
„Das ‚Wunder’ Ihres Absturzes drang die Küste entlang zu uns. Wir wußten nicht, ob wir Sie lebend oder tot finden würden. Aber wir mußten kommen und uns versichern; so wichtig sind Sie, Hoffmann.“
Er lachte unbehaglich. „Ich weiß nicht, warum …“
„Weil Sie der beste verdammte Prospektor in ganz Bras i lien sind …“
„Das spielt doch keine Rolle, um Christi willen“, sagte der zweite Mann.
„Sie wissen, Sie gehören nicht hierher, Hoffmann. Lassen Sie uns aus diesem dreckigen, gottverfluchten Loch ve r schwinden. Es gibt Ärzte in Brasilien, die sich mit Ihrem Problem befassen können, und in kurzer Zeit werden Sie sich wieder an alles erinnern. Außerdem werden Sie wieder in der Zivilisation sein und wie ein menschliches Wesen leben können, nicht wie ein Hund.“ Er sah zu ihm hinunter, und sein Ekel stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
Cristoval stand langsam auf.
Amanda schloß die Augen; Cristovals Gesicht blieb als Abbild auf ihren Augenlidern. Und in ihrem Geist sah sie ihn ganz deutlich, zum ersten Mal, ihren Gemahl, den sel t samen und freundlichen Fremden, der an ihre Tür geko m men war, verflucht und hoffnungslos, und ihr eigenes, ve r fluchtes und hoffnungsloses Leben für immer verändert ha t te. Sie drückte sich eng an die warme Wand und wagte kaum zu atmen.
„Nein. Tut mir leid.“ Cristoval schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht mit Ihnen kommen.“
„Diabo!“ sagte der erste Mann. „Warum nicht? Coelho riskierte es nicht, sechstausend Kilometer auf einem Sege l schiff zu reisen, gekleidet wie ein Taglöhner, damit Sie ihn vor den Kopf stoßen können.“
„Er kam wohl kaum speziell wegen mir. Er kam wegen der … Regierung.“
„Wir brauchen Sie, Hoffmann. Wir können Sie zwingen, mit uns zu kommen …“
Hund knurrte, dort wo er lag, und seine Nackenhaare sträubten sich.
„Das glaube ich kaum.“ Cristoval lächelte unmerklich. „Ich weiß nicht einmal mehr, wie Öl aussieht. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen und werde es auch nie mehr wissen. Ich könnte ebensogut tot sein, was den Nutzen b e trifft, den ich für Sie habe. Ich möchte hierbleiben, lassen Sie es einfach dabei.“
„Hoffmann!“ Der zweite Mann musterte ihn mit Schmerz und Unglauben. „Fühlen Sie denn nicht, was Sie aufgeben? Wenn Sie nur wüßten, was Ihr altes Leben Ihnen bedeutete. Erinnern Sie sich nicht an all die Entdeckungen, die Sie machten, an die Dinge, die Sie gesehen haben müssen,
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