Science Fiction Almanach 1981
Forscherehepaar wird auf einem fremden Planeten von Eingeborenen überfallen. Nur die Frau kann sich retten und starten. Da das Gewicht des Mannes fehlt, stimmt der vorprogrammierte Kurs nicht mehr. Man müßte der Bode n station rechtzeitig Bescheid geben. Das kann aber nur durch Telepathie erfolgen; der Mann ist Telepath, die Frau nicht.
Während er von den Wilden verschleppt wird, nimmt er Kontakt mit seinem ungeborenen, aber bereits ebenfalls t e lepathisch begabten Sohn auf und gibt ihm Instruktionen. Na, Junior wird es schon schaffen.
Über all den Frauen mit Offiziersdienstgrad dürfen wir ein weibliches Mannschaftsmitglied nicht vergessen: Die Bord-Prostituierte.
Diese Funktion fällt der einen oder den wenigen Frauen an Bord bei längeren Reisen auf jeden Fall zu, ganz gleich, wie ihre Ausgangsposition ist.
Connie und Hank haben sich beide um Teilnahme am e r sten interstellaren Flug beworben, sie für eine Tätigkeit im Biolabor, er als Astrophysiker. Sie wollen noch auf der Erde heiraten. Connies Freundin Phylis warnt sie: „Nach dem Start wirst du automatisch Mrs. Jedermann sein.“ (Kate Wilhelm: Kein Licht im Fenster .)
Mit „automatisch“ kann Phylis allerdings nicht „in stil l schweigender Übereinkunft“ gemeint haben. Uns wird b e richtet von Schlägereien, Frustrationen, Verrat und schlie ß lich Mord. Deshalb ist das Prinzip verständlich: Entweder keine Frau oder eine, die von vornherein als „Mannschaft s mädchen“ bestimmt ist.
Denkbar wäre, daß es sich dabei um eine Art Geisha ha n delt. In dem Roman Ringwelt von Larry Niven ist der erfa h rene Louis Wong, als er zum erstenmal in seinem Leben bei einem fremden Volk eine solche Raumfahrerin kennenlernt, von Halrloprillalar Hotrufan so beeindruckt, daß er überlegt, ob sie wohl einen Doktorgrad für Prostitution besitzt. Sie selbst erläutert:
Die Langeweile kann tödlich werden, wenn ein Raumschiff Jahre dazu braucht, von einer Welt zur anderen zu reisen. Deswegen waren Unterhaltung und Erholung auf einem Raumschiff auch so wichtig. Eine Matrosenhure muß viele Künste und Disziplinen beherrschen. Sie kommt nicht ohne medizinische Kenntnisse des Leibes und der Seele aus. Selbstverständlich beherrscht sie die Kunst der Liebe und die Kunst der Konversation. Auch eine technische Ausbi l dung gehört dazu, damit sie aus Versehen nicht wichtige Schiffseinrichtungen beschädigt. Matrosenhuren müssen gesund sein, und nach den Vorschriften unserer Zukunft muß jede Hetäre ein oder mehrere Musikinstrumente b e herrschen.
Sie genießt Ansehen und sogar eine gewisse Macht. Ihre jugendfreie Version ist die Frau des Kapitäns, die die Man n schaft bemuttert und durch ihre ausgleichende und besänft i gende Gegenwart Streitereien unter den Männern gar nicht erst aufkommen läßt (zum Beispiel Rosalind in dem Roman Raumschiff Omega von Jeffery Lloyd Castle).
Wie gesagt, das ist denkbar. Wahrscheinlich ist es nicht. Und wenn eine Prostituierte, die bisher nur an Land gearbeitet hat, mit ihrem Los unzufrieden ist und sich als Außenseiter der Gesellschaft fühlt, sollte sie bedenken, daß ihre Position geradezu gesichert und bürgerlich erscheint, verglichen mit der ihrer Kollegin im Raumschiff. Bitte bedenken Sie: Es gibt immer nur eine Alternative, und die heißt „Aussteigen“.
Der Psycho-Offizier des Zerstörers „Donnybrook“ m u stert in Robert Silverbergs Erzählung Die unwillige Eva fünfzig bis sechzig Bewerberinnen, erwischt aber mit Eva ausgerechnet eine Jungfrau, die auf diese Weise ins Kamp f gebiet (man führt Krieg gegen die Sirianer) zu ihrem Ve r lobten gelangen will. Einmal unterwegs, weigert sie sich, ihre Pflichten zu erfüllen, und es kommt heraus, daß sie sich in betrügerischer Absicht und mit gefälschten ärztlichen Gutachten vorgestellt hat.
„Wenn Sie mich fragen, gibt es da keine lange Debatte“, sagte Tolbertson (der Schiffsarzt). „Bei aller Hochachtung vor den Gefühlen des Mädchens müssen wir sie entweder sofort zur Benützung freigeben – notfalls mit Gewalt –, oder aber wir schieben sie durch die Treibstoffluke und hoffen, heil und ganz auf dem Sirius zu landen.“
Schließlich findet man einen Ausweg. Eva erhält ein M e dikament, das eine „saubere, temporäre und widerrufliche Unterbrechung der Denkzentren“ bewirkt.
(Der Psycho-Offizier) beobachtete kalt und unbewegt, wie alle persönlichen Merkmale der Eva Tyler aus ihrem G e sicht verschwanden. Ihre Augen
Weitere Kostenlose Bücher