Science Fiction Almanach 1981
geschrieben: „Harl e quin hat Ihnen eine großartige neue Romantik-Serie für Frauen … und jetzt hat man eine neue, profitgeladene Science-fiction-Abenteuerserie für Männer geschaffen“. Und potentiellen Autoren sagt er: „Ich brauche abenteuerli che Science-fiction, die voll schneller Bewegung ist und einen männlichen Protagonisten hat – ohne Sex oder Vulgäres.“ Vieles von der Nostalgie für „die gute, altmodische SF“ hört sich verdächtig wie ein Kode an, durch den sich die Männer gegenseitig auffordern, die neue Gleichmacherei abzulegen und zurück in ihr Getto zu gehen.
4. Die Existenz von mehr weiblichen Charakteren ist zwar notwendig, aber noch kein sicheres Anzeichen für ec h te Qualität. In einem Teil des neuen Sadismus ist unsere neue Rolle mit der in der alten Fantasy verwandt; wenn die Details auch farbiger sind, so liefern wir doch noch immer die Körper, die bedroht und vergewaltigt werden, damit die Männer ihren Spaß daran haben, wenn sie es lesen.
5. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Es ist ein gutes Zeichen, wenn Brian Aldiss eine gesonderte Kategorie mit „SF-Autorinnen“ vorlegt; besser noch wäre es, wenn eine besondere Liste nicht mehr nötig wäre. Es ist wichtig, Anthologien um weibliche Charaktere und Autorinnen s o wie über nicht-sexistische Themen zusammenzustellen. Be s ser noch wird es sein, wenn solche Voraussetzungen so sehr zum Teil des Genres geworden sind, daß wir gar nicht mehr besonders darauf hinzuweisen brauchen. Wir befinden uns in einer Übergangsphase. So vehement Joanna Russ auch die Forderung erhoben hat, es sei absolut notwendig, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen, so weiß sie doch, daß der Feminismus ein Prozeß ist. So schließt sie zum Be i spiel The Female Man so ab:
Geh, kleines Buch … mach einen Knicks vor den Schre i nen von Friedan, Millet, Greer, Firestone und all den and e ren … Beschwere dich nicht, wenn du am Ende launisch und altmodisch wirst, wenn du aus der Mode bist wie die Unte r röcke einer Generation vor uns und mit Spicey Western St o ries, Elsie Dinsmore und The Son of the Sheik in einen Topf geworfen wirst. Brumme nicht wütend vor dich hin, wenn dich junge Menschen mit hooo, tsss und hahaha lesen und sich fragen, wovon, zum Teufel, du eigentlich handelst. Werde nicht verdrießlich, kleines Buch, wenn man dich nicht mehr versteht. Verfluche nicht dein Schicksal. Zeige nicht vom Schoß der Leser hoch und schlage sie auf die Nase.
Freu dich, kleines Buch!
Denn an diesem Tag werden wir frei sein. 32
Also, Sigmund, was wollen die Frauen denn nun eigentlich?
Da ich eine Kritik aus feministischer Sicht und nicht aus der feministischen Sicht schreibe, kann ich nicht für all die and e ren sprechen, aber ich kann Ihnen etwas von dem sagen, was ich will und was ich nicht will. Ich möchte die Fans nicht d a von abhalten zu diskutieren, ob das Ringwelt-System von Larry Niven möglich ist oder nicht oder ob H. G. Wells’ C a vorite eine plausible Anti-Schwerkraft-Methode ist. Ich möc h te die Diskussion über die Ethik von Starship Troopers, die Konsequenzen von Genmanipulation, politische Möglic h keiten des ersten Kontakts oder den Ei n satz von Mythologie bei Delany und Zelazny nicht abschli e ßen. Aber während wir uns über diese Fragen unterhalten, möchte ich, daß wir dabei die Frage der sexuellen Rolle n verteilung und des Sexismus im Auge behalten und erkennen, daß auch sie gute Diskuss i onsmöglichkeiten bieten. Feminismus ist nicht das einzige Thema, über das wir spr e chen, aber in der SF haben wir bis vor kurzer Zeit nicht davon gesprochen. Wenn sich die Au f regung erst gelegt hat, sollte das für den SF-Fan und -Kritiker ein ebenso ernstes Problem sein wie irgendein anderer Aspekt im Leben. Nicht jede Story muß sich damit beschäftigen. Aber wenn es gar keine Story tut oder wenn alle Stories den gleichen Stan d punkt vertreten, dann sollte besser jemand dazu bereit sein, „Tilt!“ zu schreien.
Auch eine Zensur von oben will ich nicht. Lange vor meinem ersten Flugblatt von der ACLU oder meinem ersten Seminar über die Redefreiheit hat mich die Lektüre von Bradburys Fahrenheit 451 davon überzeugt, daß es falsch ist, Bücher zu verbrennen. Lesen aber heißt aktives Mitde n ken mit einer Geschichte, nicht passives Hinnehmen. Ein aufmerksamer Leser sollte über die Stories nachdenken, ihre Prämissen in Frage stellen, sich über ihre Mängel klarwe r den, die blinden Flecke
Weitere Kostenlose Bücher