Science Fiction Almanach 1981
aufspüren. Wenn genügend viele von uns den Mund aufmachen, dann werden vielleicht die anderen Sexismus erkennen, wenn sie ihn sehen. Wenn g e nügend viele von uns protestieren, dann werden die Liter a turwissenschaftler vielleicht zögern und ein Buch nicht als „großartig“ einschätzen, das eine einfältige Behandlung von Geschlechterrollen enthält. Wenn genügend viele von uns sie daraufhin ansprechen, dann werden die Autoren vie l leicht die Verantwortung für ihre Wahl nicht mehr abwä l zen, indem sie alles ihrem Unterbewußtsein in die Schuhe schieben (die Charaktere „haben sich selbst geschrieben“, sie „mußten so sein“), und vielleicht werden sie die gesel l schaftliche Einbettung ihres eigenen Systems von Überze u gungen einsehen. Und wenn genügend viele von uns sich t bar werden, dann wird vielleicht kein Herausgeber mehr jenen Fluchtweg nehmen können, nach dem die Herausgeber dem Publikum nur das geben, was es will, und daß es für die Befreiungsbewegung der Frau einfach keinen Markt gibt.
Ich bin zu liberal, um ein Buch zu verbrennen, obwohl ich in der letzten Zeit manchmal versucht war, dies zu tun. Ich bin aber zu sehr Feministin, um nicht bei einzelnen B ü chern meinen Protest anzumelden und mich über allgemeine Trends zu beschweren, die mir das Recht auf die Entfaltung meiner Persönlichkeit absprechen. Ich möchte, daß meine Tochter sexuell aktiv und nicht als Ausbeuterin groß wird und ihre Partner mag oder liebt, welches Geschlecht sie auch haben mögen. Ich hoffe, daß ihr die Integration der (Emma Peel-) Wünsche nach Unabhängigkeit mit den (Dale Arden-) Wünschen nach Abhängigkeit gelingt, daß sie aktiv und a g gressiv und passiv und warmherzig sein wird. Weil ich da r an glaube, daß „die Befreiung der Frau die Befreiung des Mannes und die Befreiung der Menschen bedeutet“, will ich das Gleiche auch für meinen Sohn. Und während meine Tochter und mein Sohn in ihre Zukunft hineinwachsen, ho f fe ich, daß die reale Welt, in der wir leben, und die Welten der Science Fiction, von denen wir träumen, ebenso in ihre Befreiung hineinwachsen.
Anmerkungen:
1 Jirel of Joiry ist eine der wenigen weiblichen Protagon i sten der Sword and Sorcery. C. L. Moore, Jirel of Joiry (1969 – dt. Jirel, die Amazone, Rastatt 1976). Susan Wood gehört zu den seltenen weiblichen SF-Fans. Sie lehrt zur Zeit an der Universität von Britisch-Kolumbien und hat 1974 den Hugo als beste Fan-Autorin gewonnen. Mary Shelley, die Autorin von Frankenstein, wird von manchen, darunter ganz besonders Brian W. Aldiss in Billion Year Spree (1973 – dt. Der Millionen-Jahre-Traum, Berg. Gladbach 1980) als die erste auf ihrem G e biet gehalten.
2 Isaac Asimov, Second Foundation (1953, dt. Alle Wege führen nach Trantor, München 1966), Robert A. Hei n lein, Podkayne of Mars (1963, dt. Bürgerin des Mars, München 1964), Samuel R. Delany , Babel-17 (1966, dt. Babel-17, München 1975), Alexei Panshin, Rite of Pa s sage (1968, dt. Welt zwischen den Sternen, Berg. Gla d bach 1980)
3 Joanna Russ, The Female Man (1975, dt. Planet der Frau en, München 1978)
4 George Fergus, „Science Fiction Novels with Female Pr o tagonists“ (1975), nach dem Manuskript zitiert.
5 Edgar Rice Burroughs, Tarzan of the Apes (Ausgabe 1963, dt. in verschiedenen Ausgaben erschienen). Diese Passa ge wird von Thomas D. Clareson genüßlich zitiert in „Lost Lands, Lost Races: A Pagan Princess of Their Very Own“, Journal of Popular Culture 8 (Frühjahr 1975), und schließt noch die ultrawitzige nächste Zeile mit ein, die so anfängt: „Früh am nächsten Morgen …“
6 Der Satz stammt von R. D. Mullen und bezieht sich auf zwei frühere Fantasy-Autoren; in „The Prudish Prurience of R. H. Haggard and Edgar Rice Burroughs“, Riverside Quarterly, 6 (August 1973).
7 John Norman, Priest-Kings of Gor (1968, dt. Die Prieste r könige von Gor, München 1974)
8 Norman, s.o.
9 Gordon R. Dickson, Three to Dorsai! (1975, dt. Das Pl a neten-Duell, München 1975; Nichts für Menschen, Mü n chen 1979; Söldner der Galaxis, München 1970)
10 Dickson, s.o.
11 Dickson, s.o.
12 Larry Niven und Jerry Pournelle, The Mote in God’s Eye (1974, dt. Der Splitter im Auge Gottes, München 1977)
13 Niven und Pournelle, s.o. Beispiel: „Das biologische Problem: Wie soll man männlich aus weiblich ohne Schwangerschaft oder permanenter Sterilität machen. Aber selbst, wenn etwas gefunden werden sollte, wie so l len die Moties dazu
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