Science Fiction Almanach 1981
Science-fiction ihren Platz haben (auch alte Männer, Frauen mittl e ren Alters und jede andere Gruppen neben jungen Männern zwischen zwanzig und dreißig). 21 “ Auch die emotionale Se i te des Lebens hat zu wenig Gewicht erhalten, außer in der Quasi-Pornographie der Fantasy und in Stories über den Zweiten-Weltkrieg-im-All, die beide zu nationalistischen Beschwörungen von Ethnozentrismus, Elitetum und A g gression neigen. Bis 1960 hatten nur wenige SF-Autoren außer Theodore Sturgeon und Philip Jose Farmer sich mit der Sexualität auseinandergesetzt, sei sie nun menschlich, nichtmenschlich, hetero- oder homosexuell, gesund, pervers oder sonstwie. Die letzten fünfzehn Jahre haben starke Ve r änderungen gebracht. Als Harlan Ellison erklärte, er betrete mit seinen Anthologien Dangerous Visions von 1967 und Again, Dangerous Visions von 1972 Neuland, dann tat er in Wirklichkeit nur eines, die alten Tabus zu zerbrechen. Er hat einen Schaukasten von Themen vorgelegt, die vorher in der SF selten gewesen waren: Blasphemie (der Mensch fängt am achten Tag Gott ein), Drogen (LSD in der Wasserverso r gung), Sadismus (Jack the Ripper) und Sex. Während Ha r lan sich wegen Kurt Vonneguts Titel The Big Spacefuck he rausgeberlich die Lippen leckte, mußte ich zugeben, daß wir seit den Stories meiner Jugend einen weiten Weg hinter uns haben.
In der letzten Zeit ist es einfacher geworden, Romane mit weiblichen Protagonisten zu finden. Darüber hinaus en t stammen mehrere Anthologien der Bewußtwerdung des F e minismus: Pamela Sargents Women of Wonder trägt den U n tertitel „Science Fiction Stories von Frauen über Frauen“, Vonda N. McIntyre und Susan Janice haben sich in Aurora: Beyond Equality nichtsexistische Stories ausgesucht, Th o mas N. Scortia und Chelsea Quinn Yarbro haben ein Exp e riment angestellt und eine Autorin und einen Autor in Two Views of Wonder das gleiche Thema ausarbeiten lassen. 27
Frauen werden unter den Fans aktiver, und Fans diskuti e ren feministische Fragen. In den letzten Jahren hat es auf mehreren Kongressen Podiumsdiskussionen über die Frauen in der SF gege ben. Amanda Bankier gibt ein feministisches Fanzine The Witch and the Chameleon heraus, Jeffrey D. Smith hat eine Nummer seines Fanzines Khatru als eine Reihe von Rundbriefen mit dem Titel „Frauen in der Scie n ce-fiction: Ein Symposion“ herausgebracht, und in Denis Quanes Notes From The Chemistry Department war eine lebhafte Korrespondenz zwischen Fans und Profis über Vorwürfe von Sexismus abgedruckt. 28
Und es gibt mehr Autorinnen, und wir nehmen sie ve r stärkt zur Kenntnis. Pamela Sargents Einführung zu Women of Wonder besteht zum Teil aus einem biographischen Essay über SF-Autorinnen. Brian Aldiss legt in Billion Year Spree eine Liste vor, die einige von den Frauen enthält, die in den letzten Jahren geschrieben haben, und fügt hinzu: „Ich schließe mich Harlan Ellison an; vieles vom Besten, das heute in der SF geschrieben wird, sta mmt von Frauen.“
Kommt dieser Essay also zehn Jahre zu spät? Sitzen die Frauen nun als Charaktere, als Publikum und Autorinnen fest im Sattel? Ich meine nicht. Ohne die Veränderungen der let z ten Zeit abzustreiten, ist es doch wesentlich, die Rolle der Frauen in der SF weiterzudiskutieren – aus folgenden Grü n den:
1. Wir sollten uns an unsere Geschichte erinnern, damit wir durch Selbstbeglückwünschung für die Verbesserung nicht so sehr abgelenkt werden, daß wir vergessen, wie z ö gernd SF erst kürzlich aus ihrer Männerclubatmosphäre h e rausgetreten ist.
2. Wir werfen die alten Bücher nicht weg, weil neue h e rausgekommen sind. Soweit SF ein Teil und Mittel der S o zialisation ist, lesen sich Kinder und Jugendliche noch i m mer durch Regale voller SF und Sammlungen von Lie b lingsstories, ohne dabei jemals auf weibliche Charaktere und Autorinnen zu treffen. Eine Menge der etablierten Autoren produzieren noch immer den alten Kram. Die veränderten Produkte der letzten Dekade wischen daher die Hauptmasse der deutlich sexistischen Werke nicht weg, die den Lesern noch zur Verfügung steht. Wenn wir das lesen wollen, dann müssen wir es auch diskutieren. 10
3. Eine Reaktion auf die feministischen Argumente war der Beginn einer Gegenbewegung. Nicht über die offene Diskussion sollten wir uns Gedanken machen, sondern über die verschlossenen Gehirne. In den letzten Jahren hat der SF-Herausgeber und -Anthologist Roger Elwood für seine Laser Books folgenden Reklametext
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