Science Fiction Almanach 1981
mußte, die die meisten Stories verfaßt haben. Und was sind das für Männer?
Ich habe mit Vergnügen Harlan Ellisons Einführung zu Joanna Russ’ Story Again, Dangerous Visions 23 gelesen. Er beschuldigte Keith Laumer, in seiner Story Dinosaur Beach zeige er sich als männlicher Chauvinist, und versicherte dann, Frauen würden „heute die beste SF verfassen“, und erklärte sich deshalb zur „Women’s Lib“ bekehrt. Obwohl er das durch einen nicht überarbeiteten Witz über Bikinis ve r darb, freute ich mich doch darauf, ihn zu treffen, als ich zum ersten Mal einen SF-Weltkongreß besuchte. Er gab mir ein Autogramm auf mein Programmheft. Ich sagte: „Vielen Dank, Harlan“. Er schaute mich an und meinte: „Stark, die Kleine.“ (Ich bin wirklich froh, daß ich dich getroffen habe, nachdem dein Bewußtsein erweitert worden ist, Harlan. Was hast du denn in früheren Zeiten gesagt?)
Ein anderer berühmter Autor, den ich auf einem Con g e troffen habe, nahm mich zu einer Spazierfahrt in seinem Au to mit. Als ich ihm auf eine Frage nicht schnell genug Antwort gab, hielt er das Auto an, drohte, mich hinauszuwerfen, und brüllte mich an, ich sei eine „blöde Fotze“. (Sollten wir den Versuch unternehmen, die Ursprünge für das Frauenbild zu analysieren, das solche Männer schaffen?)
Zur Beurteilung von Büchern nach dem Umschlag –
Oder nach dem Autor
Wie sollen wir Frauenbilder analysieren? Wie sollen wir diese Bücher beurteilen? Ich kann sicher darauf zählen, daß jemand sagt: „Selbst wenn das alles stimmt, was Sie bisher gesagt haben, dann sind das dennoch hervorragende Bücher und hervorragende Autoren.“ Und damit erhebt sich die Frage nach der Wertung. Kommunikationswissenschaften sind mein Gebiet, und da gibt es viele Ansätze zu einer We r tung von Reden – und viele Dilemmas. War Hitler ein guter Redner? Ein guter Redner mit einem schlechten Ziel? Ein Mensch, der schlechte Methoden gebraucht hat? Ein schlechter Mensch und deshalb ein schlechter Redner? Wirksam, aber nicht gut? Wie andere Kritiker sind sich auch die Wissenschaftler, die Reden analysieren, über Kriterien zur Beurteilung einig g e worden, die über die rein gefühl s mäßige Beurteilungsschule hinausgehen („Mir gefällt es, und deshalb ist es gut.“). In e i nem Text werden einige von den Kriterien für die Beurteilung von öffentlichen Reden genannt:
Das Kriterium der Ergebnisse: Hier wird geprüft, was durch die Rede verursacht wird. Sie wird nach ihrer bea b sichtigten oder tatsächlichen Wirkung beurteilt.
Das künstlerische Kriterium: Hier werden eine Reihe von Prinzipien aufgestellt, in denen es um künstlerische Hoc h wertigkeit oder Schönheit geht, und Tests werden ausgea r beitet, mit denen geprüft wird, ob die Rede diesen Prinzipien entspricht.
Das ethische Kriterium: Hier wird nach dem Charakter und den Intentionen des Schöpfers der Rede gefragt.
Das Kriterium der Wahrheit: Hier wird geprüft, ob die Rede grundsätzlich ehrlich oder unehrlich ist.
Es ist von entscheidender Wichtigkeit, das Kriterium oder die Kriterienkombination genau zu bezeichnen, die wir zur Beurteilung einer Rede oder eines Bilds oder eines Dramas verwenden – oder eines Science-fiction-Romans.
Für diese Kritik an der Science Fiction habe ich eing e räumt, daß ich der Ideologie des Feminismus anhänge und daß ich meine Weltsicht, meine Annahmen über die mensc h liche Natur als Kriterium meiner Kritik verwende. So b e schäftigt mich die Frage nur am Rande, ob diese Bücher p o pulär sind (Kriterium der Ergebnisse) oder gut geschrieben (künstlerisches Kriterium); bis zu einem gewissen Grad b e schäftigt mich Charakter und Intentionen des Autors (eth i sches Kriterium), und prinzipiell beurteile ich die Bücher nach ihrem Inhalt (Kriterium der Wahrheit) – ob sie damit übereinstimmen, wie nach meiner Überzeugung das Leben ist oder sein sollte. Andere Kritiker haben einen ähnlichen Zugang gewählt und die Kriterien politischer Ideologien angelegt, was zum Beispiel für marxistische Kritiker der Science-fiction gilt. Es sollte Sie nicht stören, daß ich nicht mit allen übereinstimme, die für sich den Anspruch erheben, Feministinnen zu sein, wie auch jede von uns ihre polit i schen und religiösen Überzeugungen unterschiedlich def i niert. Was aber die meisten Feministinnen gemeinsam h a ben, ist die Überzeugung, daß die Gesellschaft im allgeme i nen – und die der Vereinigten Staaten im besonderen – uns
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