Science Fiction Almanach 1981
einzige Terraner auf Darkover, der in das Nest eines Waldläufers vordringen könnte, ohne umgebracht zu werden.“
„Sir – als Bürger des Imperiums habe ich doch gar keine andere Wahl, oder doch?“
„Schauen Sie, Jay“, sagte Forth – und ich hatte das G e fühl, daß er den Versuch unternahm, eine Barriere zu durc h stoßen und diesen kalten, beherrschten jungen Mann wir k lich zu berühren –, „wir könnten keinem Menschen befe h len, einen solchen Auftrag zu übernehmen. Abgesehen von den natürlichen Gefahren, könnte es Ihr persönliches Gleichgewicht zerstören, und das vielleicht für immer. Ich bitte Sie, sich für etwas freiwillig zu melden, das weit über Ihre Pflicht hinausgeht. Von Mann zu Mann – was sagen Sie dazu?“
Ich wäre von diesen Worten bewegt gewesen. Selbst mich, den unbeteiligten Beobachter, bewegten sie. Jay All i son schaute zu Boden, und ich sah, wie er seine wohlg e pflegten Chirurgenhände knetete und mit einer fahrigen B e wegung die Knöchel knacken ließ.
Schließlich sagte er: „Wie man es auch dreht und wendet, Doktor, ich habe keine Wahl. Aber ich will es versuchen und zu den Waldläufern gehen.“
2.
Der Bildschirm wurde wieder dunkel, und Forth knipste das Licht an. Dann sagte er: „Nun?“
Ich gab das Wort an ihn zurück und ahmte dabei seinen Tonfall nach. „Nun?“ Es überraschte mich, feststellen zu müssen, daß ich in der gleichen Weise wie Allison meine eigenen Hände knetete. Ich imitierte sogar die nervöse G e stik seiner schmerzhaften Entscheidung. Ich zog die Hände auseinander und stand auf.
„Ich nehme an, daß es mit diesem Kaltblütler nicht g e klappt hat und Sie sich dazu entschlossen haben, an seiner Stelle mich zu nehmen. Sicher, ich werde für Sie zu den Waldläufern gehen. Allerdings nicht mit diesem Bastard von einem Allison – mit dem würde ich nirgendwohin gehen. Die Sprache der Waldläufer beherrsche auch ich, und das sogar ohne Hypnose.“
Forth starrte mich an. „Sie haben sich also daran eri n nert?“
„Teufel, ja“, erwiderte ich. „Mein Vater baute eine Bruchlandung in den Hellers, und eine Gruppe von Wal d läufern fand mich dort halbtot. Ich lebte bei ihnen, bis ich etwa fünfzehn war; dann entschied ihr Alter, daß ich zu menschlich für sie sei, und sie brachten mich durch den Dämmerungs-Paß hierher. Sicher, jetzt fällt mir alles wieder ein. Ich war fünf Jahre lang im Raumfahrer-Waisenhaus, dann arbeitete ich als Führer terranischer Jagdgesellschaften und so weiter, weil es mir Spaß machte, in den Bergen zu sein. Ich …“ Ich hielt inne. Forth starrte mich an.
„Wollen Sie bitte wieder Platz nehmen? Glauben Sie, daß die Arbeit Ihnen gefallen wird?“
„Es wäre eine harte Sache“, sagte ich abwägend. „Das Himmelsvolk …“ Ich benutzte den Ausdruck, mit dem sich die Waldläufer selbst bezeichneten. „… mögen keine Fre m den, aber man kann sie vielleicht umstimmen. Das Schlimmste würde die Reise selbst sein. Der Flugzeugtyp oder der Helikopter müßte erst noch gebaut werden, der die Wirbelwinde über den Hellers aushalten und in ihnen landen kann. Wir müßten von Carthon aus den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen. Ich würde professionelle Kletterer benötigen – Bergsteiger …“
„Sie teilen also Allisons Haltung nicht?“
„Verdammt noch mal, beleidigen Sie mich nicht!“ Ich bemerkte, daß ich bereits wieder auf den Füßen stand und ruhelos im Büro auf und ab ging. Forth sah mich an und sa g te laut: „Was ist überhaupt eine Persönlichkeit? Eine Maske von Emotionen, die Körper und Geist aufgepfropft ist. Ä n dere den Gesichtspunkt, ändere die Gefühle und Vorlieben, und du hast im gleichen Körper und mit den gleichen Ve r gangenheitserfahrungen einen neuen Menschen.“
Ich fuhr mitten in der Bewegung herum. Ein neues und schreckliches Mißtrauen, das zu monströs war, um ihm e i nen Namen zu geben, machte sich in mir breit. Forth drückte einen Knopf, und das unbewegte Gesicht Jay Allisons e r schien auf dem Bildschirm. Forth drückte mir einen Spiegel in die Hand und sagte: „Jason Allison, schauen Sie sich an.“
Ich schaute.
„Nein“, sagte ich. Und erneut: „Nein. Nein. Nein.“
Forth ging nicht darauf ein. Er winkte mir mit seinem dicklichen Finger. „Schauen Sie …“ Er bewegte ihn, wä h rend er sprach. „Die Stirnhöhe, der Ansatz der Nackenkn o chen. Ihre Augenbrauen und ihr Mund sehen anders aus, weil sie einen anderen Ausdruck zeigen. Aber
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