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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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zu!“
    Ich tat, was von mir verlangt wurde.
    Jay Allison schauspielerte nicht. Er fühlte sich verletzt und beleidigt. Forth ließ ihn nicht einmal zu Ende erklären, warum er es abgelehnt hatte, im Medizinischen Kolleg, das vom Terranischen Imperium für die Darkovaner gegründet worden war, zu lehren. Er unterbrach ihn, und seine Stimme klang entrüstet, als er sagte: „All das wissen wir. Ist Ihnen eigentlich niemals klargeworden, Jay, welche großen Ung e legenheiten es uns bereitet, daß das ganze Wissen, das wir benötigen, ausgerechnet – durch puren Zufall – in einem Mann verankert ist, der zu stur ist, es auch zu benutzen?“
    Ich hätte mich gewunden, aber Jay zuckte nicht einmal mit einem Augenlid. „Das ist mir zu jeder Zeit bewußt g e wesen, Doktor.“
    Forth atmete tief ein. „Ich muß Ihnen eingestehen, daß Sie im Moment nicht ertragbar sind, Jay. Aber was wissen Sie über angewandte Psychodynamik?“
    „Sehr wenig, muß ich gestehen.“ Allisons Worte klangen jedoch nicht bedauernd. Ihn schien die ganze Diskussion offensichtlich zu Tode zu langweilen.
    „Darf ich ein wenig direkter sein – und persönlicher?“
    „Nur zu. Ich bin nicht besonders empfindlich.“
    „Dann muß ich Ihnen grundsätzlich sagen, Dr. Allison, daß eine Persönlichkeit, die so unzugänglich und repressiv ist wie Sie, in der Regel über eine klar erkennbare Unterpe r sönlichkeit verfügt. In neurotischen Individuen bricht dieser Persönlichkeitskomplex gelegentlich auseinander, und wir erleben dann ein Syndrom, das man mit dem Begriff der multiplen oder gespaltenen Persönlichkeit bezeichnet.“
    „Ich habe ein paar Vorlesungen über klassische Fälle b e sucht. Gab es nicht sogar einmal eine Frau, die vier Persö n lichkeiten in sich trug?“
    „Genau. Sie sind allerdings nicht neurotisch, und unter normalen Umständen gäbe es nicht die geringste Chance, daß Ihre unterdrückte Zweitpersönlichkeit Sie übernehmen könnte.“
    „Vielen Dank“, murmelte Jay ironisch. „Ich wäre sonst wohl nicht mehr zum Einschlafen gekommen.“
    „Trotzdem vermute ich, daß Sie eine solche Zweitpersö n lichkeit besitzen, obwohl sie normalerweise irgendwie zum Vorschein kommen müßte. Diese Persönlichkeit – wir wo l len Sie J nennen – würde alle Charakteristiken aufweisen, die Sie unterdrücken. Sie würde dort, wo Sie zurückhaltend sind und sich auf den Beobachterstandpunkt zurückziehen, lebhaft sein; das Abenteuer suchen, wo Sie vorsichtig sind; gesprächig, wo Sie schweigsam sind; sie würde vielleicht die Aktion um ihrer selbst willen genießen, wo Sie Leich t athletik betreiben, um Ihre Gesundheit zu erhalten. Sie kön n te sich sogar mit Vergnügen statt mit Widerwillen an die Waldläufer erinnern.“
    „Kurz gesagt – sie wäre ein Ausbund aller nicht erstr e benswerten Charaktereigenschaften?“
    „So könnte man es auch sehen. Ganz bestimmt wäre es eine solche Persönlichkeit, die alle Charaktereigenschaften, die Sie, Jay Allison, für nicht erstrebenswert halten, in sich vereinigte. Aber – wenn man Sie durch Hypnose und Su g gestion zum Vorschein brächte, wäre sie genau die richtige, um die nötige Arbeit zu erledigen.“
    „Aber woher wollen Sie wissen, daß ich über eine solche Zweitpersönlichkeit verfüge?“
    „Ich weiß es eben nicht. Aber man kann es annehmen. Die meisten repressiven …“ Forth hüstelte und fuhr fort: „… die meisten disziplinierten Persönlichkeiten besitzen eine solche Zweitpersönlichkeit. Stellen Sie nicht hin und wieder fest – auch wenn es selten vorkommt –, daß sie ab und zu Dinge tun, die gar nicht zu Ihrem Charakter passen?“
    Ich konnte beinahe fühlen, wie unangenehm es Allison war, dies zugeben zu müssen. „Nun ja. Neulich zum Be i spiel überraschte ich mich dabei, wie ich …“ Er warf einen raschen Blick auf seine Uniformjacke. „… obwohl ich ko n servative Kleidung bevorzuge …“ Er hielt erneut inne, und sein Gesicht wurde puterrot, als er schließlich murmelte: „… wie ich mir ein geblümtes, rotes Sporthemd kaufte.“
    In der Dunkelheit sitzend, empfand ich ein schwaches Mitleid mit dem armen Tölpel, der sich der einzigen menschlichen Regung, die ihn je verunsichert hatte, schä m te. Allison runzelte verzweifelt die Brauen. „Es war ein … verrückter Impuls.“
    „Das könnte man sagen. Man könnte diesen Impuls aber auch als eine Aktion des unterdrückten J werten. Was halten Sie davon, Allison? Sie sind vielleicht der

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