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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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krankheit ist, für viele von euch den Tod bedeutet. Aber ihr könnt uns – bei aller Ehrlichkeit – nicht dafür verantwortlich machen. Niemand kann behaupten, daß wir diejenigen sind, die die Krankheit verbreiten, denn man wird außerhalb des Gebirges nie einen der unseren antreffen. Können wir es dem Wind verübeln, wenn er sich dreht? Oder den Monden, wenn sie eine bestimmte Stellung einnehmen? Wenn die Stunde des Menschen gekommen ist, dann wird er sterben.“ Er streckte einen Arm aus und zeigte damit an, daß wir uns entfernen durften. „Ich gebe dir und deinen Männern freies Geleit zum Fluß, Jason. Aber kehrt nie wieder zurück.“
    Regis Hastur stand plötzlich auf und musterte ihn. „Wollt Ihr mich anhören, Vater?“ Ohne zu zögern benutzte er den zeremoniellen Titel, und der Alte erwiderte betrübt: „Der Sohn eines Hastur hat es nicht nötig, mit dem Himmelsvolk zu sprechen, als sei er ein Untertan.“
    „Ich bitte dennoch darum, als Untertan angehört zu we r den, Vater“, entgegnete Regis leise. „Es sind nicht die a n dersgearteten Fremden von Terra, die hierhergekommen sind, um eine Bitte auszusprechen. Wir haben von ihnen etwas gelernt, was ihr noch nicht gelernt habt. Ich bin jung, und es steht mir nicht an, Euch zu belehren, aber Ihr habt gesagt: ‚Können wir es den Monden verübeln, wenn sie eine bestimmte Stellung einnehmen?’ Nein. Aber wir haben von den Terranern gelernt, daß wir unser eigenes Unverständnis, insofern es die rätselhaften Wege der Götter angeht, nicht den Monden zur Last legen dürfen. Und das bedeutet, wie ich meine, daß Krankheiten, Armut und Elend nicht von i h nen hervorgerufen werden.“
    „Für einen Hastur sind das seltsame Worte“, erwiderte der Alte verstimmt.
    „Dies sind auch seltsame Zeiten für einen Hastur“, en t gegnete Regis laut. Der Alte stieß einen Laut des Unbeh a gens hervor. Regis senkte zwar seine Stimme, behielt den fordernden Tonfall jedoch bei. „Ihr gebt den Monden, die am Himmel stehen, die Schuld. Ich bin derjenige, der b e hauptet, daß weder sie noch die Winde oder die Götter für das Übel verantwortlich zu machen sind. Die Götter schi c ken uns das Übel lediglich, um die Findigkeit der Menschen zu prüfen; sie wollen herausfinden, ob sie mit dem Willen ausgestattet sind, diese Übel zu meistern!“
    Der Alte runzelte die Stirn und sagte mit deutlichem A b scheu: „Das also ist der Erbe eines Geschlechts von Königen – jener Mann, den das Volk heute Hastur nennt?“
    „Ob Mensch, Gott oder Hastur, ich bin nicht zu stolz, um für mein Volk zu bitten“, sagte Regis schlagfertig und wurde gleichzeitig rot vor Zorn. „Nie zuvor in der gesamten G e schichte Darkovers hat ein Hastur vor einem von euch g e standen und gebettelt …“
    „… für die Menschen einer anderen Welt.“
    „… für alle Menschen unserer Welt! Alter, ich könnte s i cher im Haus der Hasturs sitzen, und der Tod würde erst dann nach mir greifen, wenn ich des Lebens müde geworden wäre! Aber ich habe es vorgezogen, mit neuen Menschen neue Lebensweisen zu erfahren. Die Terraner können sogar die Hasturs noch einige Dinge lehren, und eine davon kön n te das Gegenmittel gegen das Waldläuferfieber sein.“ Er sah sich nach mir um, als sei er bereit, das Gespräch von mir weiterführen zu lassen, und so sagte ich: „Ich bin kein Fremder von einer unbekannten Welt, Alter. Ich bin ein Sohn deines Hauses gewesen. Vielleicht bin ich geschickt worden, um euch zu lehren, wie man gegen sein Schicksal ankämpft. Es ist mir unvorstellbar, daß ihr dem Tod gleic h gültig gegenübersteht.“
    Plötzlich – und ohne recht zu wissen, was ich da tat – fand ich mich auf den Knien wieder und stellte fest, daß ich in das ruhige, ernste und unbewegte Gesicht des Nichtme n schen sah.
    „Mein Vater“, sagte ich, „Euer Volk hat einen sterbenden Mann und ein sterbendes Kind aus einem brennenden Flu g zeug gezogen. Angehörige ihrer eigenen Art hätten die be i den vielleicht ausgeplündert und dem Tod überlassen. Ihr aber habt das Kind gerettet, es aufgezogen und wie einen Sohn behandelt. Als er in ein bestimmtes Alter kam, glaubtet ihr, seine Umgebung würde es unglücklich machen, und ein Dutzend Angehörige Eures Volkes haben ihr Leben riskiert, um das Kind zu den seinen zu bringen. Niemand kann mir einreden, daß Ihr und Euer Volk dem Tod von einer Million Menschen meines Volkes gleichgültig gegenübersteht, wenn allein das Leben eines einzigen

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