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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Euer und der anderen Mi t leid hervorrief!“
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Schließlich sagte der Alte: „Gleichgültig … nein. Aber hilflos. Mein Volk stirbt, wenn es die Berge verläßt. Die Luft ist für sie zu dicht und die Nahrung ungesund. Das Licht blendet und foltert sie. Kann ich diejenigen, die mich Vater nennen, wegschi c ken, wo ich weiß, daß sie leiden und sterben werden?“
    Eine meiner Erinnerungen, die ich längst verschüttet wähnte, kam wieder a n die Oberfläche. Hastig sagte ich: „Vater, hört mir zu. In der Welt, in der ich jetzt lebe, nennt man mich einen weisen Mann. Ihr braucht mir nicht zu gla u ben, aber hört mir zu. Ich kenne Euer Volk, denn es ist auch das meine. Ich erinnere mich daran, daß damals, als ich ging, mehr als ein Dutzend Freunde meiner Eltern – trotz des Wi s sens um die tödlichen Gefahren, denen sie sich aussetzen würden – sich anboten, um mich zu begleiten. Ich war damals noch ein Kind; mir wurde gar nicht bewußt, welches Opfer sie auf sich nehmen wollten. Aber ich bemerkte, wie sie litten, als wir die Höhen hinter uns ließen, und ich beschloß … ich beschloß …“ – ich hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden, und es erschien mir, als müßte ich sie durch eine Widerstand erzeugende Barrikade schie ben – „ … da andere dermaßen für mich gelitten hatten … mein ganzes Leben den Leiden and e rer zu widmen. Vater, die Terraner nennen mich einen geleh r ten Arzt und einen Heiler. Ich weiß, daß mein Volk, wenn es mit uns gehen und uns helfen will, bei den Terranern die Luft haben kann, die es zum Atmen braucht. Ebenso wird es g e sunde Nahrung erhalten und vor dem hellen Licht geschützt werden. Ich bitte Euch nicht darum, jemandem den Befehl zu geben, mit uns zu kommen, Vater. Ich bitte Euch nur darum, Euren Söhnen das zu erzählen, was ich Euch gerade erzählt habe. Wenn ich Euer Volk – das auch für immer das meinige sein wird – richtig kenne, werden Hunderte mir anbieten, uns zu begleiten. Und ich bitte Euch, zur Kenntnis zu nehmen, daß ich folgenden Eid ablege: Wenn auch nur einer Eurer Söhne stirbt, wird Euer Pflegekind dafür mit seinem eigenen Leben einstehen.“
    Die Worte waren wie ein Sturzbach über meine Lippen gekommen. Sie stammten keinesfalls allein von mir, denn unzweifelhaft hatte irgendein unbewußter Reflex meines Geistes mir klargemacht, daß Jay Allison in der Lage war, ein solches Versprechen abzugeben. Zum ersten Mal begann ich zu verstehen, welche Kraft, welches Schuldbewußtsein und welche Hingabe ihn dazu gebracht hatten, sich von mir zu entfernen. Ich kniete zu den Füßen des Alten und schä m te mich entsetzlich über das, was aus mir geworden war. Jay Allison war zehnmal mehr wert als ich. Gewissenlos, hatte Forth gesagt, ziellos und unausgeglichen. Welches Recht hatte ich, mich über mein nüchtern denkendes Alter ego zu erheben?
    Endlich spürte ich, wie der Alte sanft meinen Kopf b e rührte.
    „Steh auf, mein Sohn“, sagte er. „Ich will für mein Volk eine Antwort geben. Und vergib mir meine Zweifel und mein Zögern.“
     
    Nachdem wir die Audienzkammer verlassen hatten, spr a chen Regis und ich eine ganze Minute lang kein Wort; dann jedoch – beinahe reagierend wie ein Mann – wandten wir uns einander zu, und Regis sagte mit nüchterner Stimme: „Das haben Sie gut gemacht, Jason. Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt, daß wir ihn überzeugen würden.“
    „Es waren Ihre Worte, die seine Ansichten änderten“, wehrte ich ab. Die nüchterne Stimmung, der ungewöhnliche Gefühlsaufschwung – all das wirkte noch auf mich ein; de n noch kam ich mir irgendwie aufgedreht vor. Verdammt noch mal, ich hatte es geschafft! Und das sollte mir Jay Allison erst einmal nachmachen.
    Regis sah immer noch nachdenklich aus. „Er hätte abg e lehnt, aber er hat Sie immer noch als einen der seinen ang e sehen. Und doch war das nicht alles … Es steckt noch etwas mehr dahinter …“ Regis legte mit einer überraschend schnellen Bewegung einen Arm um meine Schultern und stieß hervor: „Ich glaube, daß die terranischen Mediziner Ihnen übel mitgespielt haben, Jason! Und selbst wenn sie auf diese Weise Millionen von Leben retten – es ist schwer, ihnen das zu vergeben!“
     
    7.
     
    Spät am nächsten Abend ließ der Alte uns noch einmal zu sich rufen und gab bekannt, daß sich hundert Männer dazu bereit erklärt hatten, mit uns zu kommen und als Blutspe n der und Versuchspersonen der

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