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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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verwandelst …“ Jay stellte fest, daß sie von echter Furcht geschüttelt wurde.
    Müde erwiderte er: „Ich werde mich schon nicht in eine … eine Fledermaus verwandeln und davonfliegen. Ich bin nichts anderes als ein armer Hund von einem Arzt, der seine prekäre Lage vor sich selbst zu verantworten hat.“ Er sah keinen Grund, sein eigenes Elend und seine Verzweiflung damit abzureagieren, daß er dieses arme Kind anschrie. Gott allein mochte wissen, was sie alles mit seinem unbereche n baren anderen Ich durchgemacht hatte; Forth hatte ihm deu t lich gesagt, daß die Persönlichkeit dieses „Jason“ ein Au s bund all jener üblen Eigenschaften war, die er selbst sein ganzes Leben lang erfolgreich bekämpft hatte. Er mußte sich ziemlich zusammenreißen, um sich der auf seiner Schulter liegenden Hand nicht zu entziehen.
    „Jason – du solltest auf diese Weise nicht fortgehen. Denk nach! Versuch dich zusammenzureißen!“
    Jay verbarg das Gesicht in den Händen und versuchte i h ren Worten nachzukommen. Sicherlich konnte sie aufgrund der herrschenden Lichtverhältnisse die Veränderungen se i ner Gesichtszüge nicht erkennen und glaubte deshalb, immer noch mit Jason zu sprechen. Besonders intelligent schien sie demnach nicht zu sein.
    „Denk am morgen, Jason. Was willst du dem Alten s a gen? Denk an deine Eltern …“
    Jay Allison fragte sich, wie sie sich wohl verhalten wü r den, wenn sie an Jasons Stelle einen Fremden vorfanden. Er kam sich selbst wie ein Fremder vor – und dennoch mußte er am heutigen Abend in dieses Haus gekommen sein und mit den Leuten gesprochen haben. Verzweifelt durchwühlte er sein Gedächtnis nach einigen Fetzen der Waldläuferspr a che. Als Kind hatte er sie beherrscht. Er mußte zumindest soviel wieder zusammenbekommen, um mit der Frau zu sprechen, die ihrem fremdartigen Pflegekind eine gute Mu t ter gewesen war. Er versuchte seine Lippen den unbekan n ten Klangbildern entsprechend zu formen …
    Erneut bedeckte Jay das Gesicht mit den Händen. Jener Teil seines Ichs, der sich an die Sprache der Waldläufer e r innerte, war Jason. Das war es, woran er sich erinnern mu ß te: Jason war weder ein Fremder, der ihn bedrohte, noch ein andersgearteter Eindringling, der sich seines Körpers b e mächtigt hatte. Er war ein Teil seines Ichs, den er im M o ment verloren und doch so verdammt bitter nötig hatte. Wenn es nur einen Weg gegeben hätte, Jasons Erinnerungen und Fähigkeiten zurückzuholen, ohne das eigene Ich aufg e ben zu müssen … „Lassen Sie mich nachdenken“, sagte er zu dem Mädchen. „Lassen Sie mich …“ Überrascht und en t setzt stellte er fest, daß seine Stimme in eine andere Sprache überkippte. „Stören Sie mich bitte nicht, ja?“
    Vielleicht, dachte Jay, kann ich meine Identität bewa h ren, wenn ich mich auch an den Rest erinnere. Dr. Forth hatte behauptet, daß Jason sich an die Waldläufer mit freundlichen Gefühlen und nicht mit Ablehnung erinnern würde.
    Jay durchstöberte seine Erinnerungen, fand aber abges e hen von den bekannten Frustrationsgefühlen nichts: Er hatte mehrere Jahre fernab vom Erbe der Menschheit in einer fremdartigen Landschaft zugebracht, gestrandet und prei s gegeben.
    Mein Vater hat mich verlassen. Er hat mit dem Flugzeug eine Bruchlandung gebaut. Ich habe ihn nie wiedergesehen, und ich hasse ihn, weil er mich alleingelassen hat …
    Aber sein Vater hatte ihn nicht preisgegeben. Er hatte die Bruchlandung nur deshalb gebaut, weil er versuchen wollte, sie beide zu retten. Niemand hatte Schuld daran …
    Ausgenommen mein Vater. Schon der Versuch, über die Hellers und ein Land hinwegzufliegen, in das Menschen nicht gehören …
    Er hatte auch nicht dorthin gehört. Und doch hatten die Waldläufer, die in seinen Augen kaum mehr waren als he r umstreunende Tiere, das fremdartige kleine Kind mit in ihre Stadt und ihr Heim genommen und in ihr Herz geschlossen. Sie hatten ihn geliebt. Aber er …
     
    „Ich liebte sie auch“, hörte ich mich halblaut sagen und stel l te fest, daß Kyla meinen Arm umfaßte und mich mit einem flehentlichen Blick ansah. Etwas benommen schüttelte ich den Kopf. „Was ist denn los?“
    Mit zitternder Stimme erwiderte sie: „Du hast mich in Angst versetzt.“ Sofort wußte ich, was geschehen war. Ein unbändiger Zorn auf Jay Allison stieg in mir hoch. Er gön n te mir nicht einmal das Quentchen Leben, das ich für mich erobert hatte, sondern mußte sich immer wieder in mein Bewußtsein drängen. Wie

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