Science Fiction Almanach 1981
war damit beschäftigt, sich auf meine Kosten vollz u stopfen und erstklassigen Wein hinunterzustürzen.
Da ich auf der Ebene eine Kapuze getragen hatte und er daher mein Gesicht, das nun enthüllt war, nicht kannte, machte ich keinen Versuch, mich zu verkleiden, sondern stieg zu der Galerie hoch und ging zu seinem Tisch.
„Bitte entschuldigt die Störung, mein Herr, aber ich habe erfahren, daß Ihr bestimmte archaische Relikte in Eurem Besitz habt, die Ihr vielleicht verkaufen würdet.“
„Das ist möglich“, sagte er und forderte mich mit einer Handbewegung zum Sitzen auf.
Ich setzte mich zu ihm und sah mit schwimmenden A u gen beim Essen zu.
„Darf ich Euch etwas Wein anbieten?“ fragte er höflich. Ich nahm das Angebot an. „Es ist äußerst merkwürdig“, sa g te er, „aber mir scheint, daß wir uns schon einmal getroffen haben.“
„Das ist unwahrscheinlich.“
„Richtig. Außerdem bin ich ganz sicher, daß ich mich an Euch sofort erinnert hätte“, murmelte er mit warmer Stimme und füllte meinen Becher bis zum Rand, „denn ein so hü b sches Gesicht wie das Eure bliebe im Gedächtnis haften.“
Ich dankte ihm und bat ihn darum, seine Waren sehen zu dürfen. Daraufhin zog er den berüchtigten Sack unter se i nem Stuhl hervor und entnahm ihm einen wohlbekannten Kerzenhalter, den zweiten eines Paares, sowie die Kette des Weihrauchbehälters.
„Geht es Euch gut?“ fragte er besorgt. „Ihr seid sehr blaß geworden.“
„Meine Blässe braucht Euch nicht zu bekümmern, Aber ist das alles? Da ist noch ein Weihrauchbehälter erwähnt worden … und eine blaue Glasflasche …“
„Die habe ich leider bereits verkauft. Aber schaut Euch diesen Kerzenhalter an. So einen findet Ihr in der gesamten bekannten Welt nicht wieder … Erlaubt mir noch einmal die Frage, ob Ihr Euch wirklich guter Gesundheit erfreut?“
„Meine Gesundheit ist recht gut, vielen Dank. Sagt mir jedoch nur – ist da nicht auch noch ein Beutel mit Juwelen?“
Der Schurke schien überrascht zu sein.
„Ich frage mich, wie Ihr das herausgefunden habt, denn ich habe darüber noch mit niemandem in der Stadt gespr o chen.“
„Wie Ihr sehen könnt, habe ich meine eigenen Informat i onsquellen. Deshalb sollt Ihr wissen, daß diese Steine und Goldgeräte für mich aus sentimentalen Gründen wertvoller sind als jeder andere Schatz auf der Erde. Gestattet mir nur, sie daraufhin zu untersuchen, ob es sich um jenen Hort ha n delt, den ich suche. Ist das erst einmal bewiesen, dann werde ich jeden Preis, den Ihr mir dafür nennt, verdoppeln, verdre i fachen, vervierfachen – so begierig bin ich, ihn wieder in meinen Besitz zu bringen.“
Er hob seine langen Augenbrauen und verzog seine Li p pen zu einem rätselhaften Lächeln.
„Nun, wenn das der Fall ist, und da ich Eure Erregung e r kenne, würde ich es mir nicht träumen lassen, sie Euch vo r zuenthalten. Hier!“ Und nun zog er einen kleinen Beutel aus seinem Hemd und schüttete den Inhalt auf den Tisch vor mir.
Nach einer kurzen Überprüfung sagte ich: „Mir scheint, hier fehlen noch einige Granatknöpfe.“
„Ganz richtig. Eine bestimmte junge Dame auf der achten Brücke, mit der ich den Nachmittag verbracht habe, hatte sie so sehr ins Herz geschlossen, daß sie sich mit nichts and e rem zufriedengeben wollte. Nun, da es Eure lobenswerte Absicht war, den Wert des übrigen zu verfünffachen …“
„Einen Augenblick“, sagte ich, stieß meinen Stuhl mit lautem Klappern zurück, sprang auf und schrie in lauter und schrecklicher Stimme: „Was? Du wagst es, meine Ohren mit solchen abstoßenden Widerlichkeiten zu beleidigen? Bla s phemie! Blasphemie. Holt die Wache!“
In der Schenke erhob sich sofort ein Aufschrei. Städter eilten die Galerie hoch, und einige ergriffen meinen Begle i ter am Arm; andere rannten in die Nacht hinaus und riefen nach Soldaten.
„Wir haben ihn“, erklärte der Wirt. „Was hat der Bube gesagt?“
„Ich kann die Scheußlichkeit nicht wiederholen. Er hat die Götter von Sath Monnis in den Schmutz gezogen und sie mit Schweinen, Ziegen und was weiß ich noch alles vergl i chen. Außerdem hat er wertlosen Gerümpel in der Stadt ve r kauft und es sogar gewagt, ein Mitglied der Heiligen Wache zu betrügen – ich bin vor Entsetzen sprachlos und schwach.“ Mit diesen Worten sank ich auf meinen Stuhl und raffte mit verzweifelter Miene das zusammen, was von Grunelts Schatz noch übrig war, dazu die Kette des Weihrauchbehä l ters und den
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