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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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hereingebrochen!“
    Und bald darauf kam er stolpernd und stöhnend die Tre p pe herunter und eilte mit schrillen Schreckensschreien das Eisengerüst hinauf in die Dunkelheit, die Hunde dicht an seinen Fersen hinter ihm her. Meiner Ansicht nach war dies meine einzige Gelegenheit, und so schlich ich mich zu der Galerie, griff mir eine verschlossene Wasserflasche und e t was Essen, das ich in meinem Beutel verstaute. Dann tastete ich mich langsam auf die Tür zu. Als der Lichtspalt e r schien, rief der Alte: „Da ist der Übeltäter – Reißzahn, ihm nach!“
    Ich aber kam durch, warf die Tür zu und rannte weg.
    Auf dem Hang am anderen Ende des Tals sah ich einmal zurück. Der Fluß brodelte in roten Blasen, und aus dem ru n den Dach stiegen Dampfwolken.
     
    Einige Meilen weiter setzte ich mich in den Schatten eines einzeln stehenden Speerbaums, um mein Essen zu verzehren und das klare Wasser zu trinken.
    In der Entfernung konnte ich einigermaßen deutlich die zackigen, gestreiften Berggipfel ausmachen. An ihrem Fuß lag eine Ansammlung von Spitzen von einer anderen Art, die nach meiner Meinung wohl die Türme von Sath Monnis sein mußten, jener berühmten und herrlichen Stadt, deren Zisternen ich zweifellos vergiftet hatte.
    Sicherlich, so dachte ich, war der verfluchte Dieb meines Camarillos und meines restlichen Besitzes in die Stadt g e gangen, und deshalb mußte ich hinterher.
    So machte ich mich wieder auf meinen mühsamen Weg.
    Am Rande von Sath Monnis traf ich auf bebaute Felder von gefälligem Gelb und Grün, Reihen von großen und schwarzen Pappeln, und einigen Marmorstatuen von ries i gen heroischen Figuren, vor denen Blumenkränze, Maisko l ben, rosa Trauben und andere Gewächse lagen. Die Stadt selbst schien mir von außergewöhnlicher Bauweise zu sein. Sie bestand aus zahllosen Marmorbrücken, die über- und untereinander verliefen und durch Treppen verbunden w a ren. Alle Gebäude von Sath Monnis – von denen einige ä u ßerst baufällig waren – standen auf diesen herrlichen Ku p peln und Wölbungen, und unter ihnen verliefen eine Reihe von Kanälen, in denen weinrotes Wasser floß. Ihnen widm e te ich meine besondere Aufmerksamkeit, denn sie konnten nur eine Fortsetzung des tödlichen Flusses sein.
    Ich wanderte durch die herrschaftlichen Straßen und traf bald auf eine Menge von Männern und Frauen. Da ich durch das Gedränge aufgehalten wurde, wurde ich kurz darauf Zeuge einer öffentlichen Hinrichtung.
    Das geschah in origineller und doch einfacher Art. Ein Trupp, offensichtlich Soldaten, mit Messingrüstungen und gelben Umhängen bekleidet, führte die fünf Unseligen zum Rand einer Brücke, überredete sie mit Hilfe von drängenden Schwertern, auf die Brüstung zu klettern, und stieß sie dann in den Kanal hinunter. Diese Handlung wurde von der B e völkerung mit einem vielstimmigen Schrei und dezenten Applaus begrüßt. Nach kurzer Zeit erschienen sichere B e weise der Exekution an der Wasseroberfläche, und die Me n ge verstreute sich gutgelaunt.
    Neugierig ging ich neben einem wohlbeleibten und gu t gekleideten Stadtbewohner her und fragte ihn, welchen Verbrechens sich die Opfer schuldig gemacht hätten.
    „In Sath Monnis“, gab er zur Antwort, „gibt es nur ein Verbrechen, das scheußlich genug ist, um den Tod zu ve r dienen: wenn jemand gegen unsere Götter Blasphemien au s stößt.“
    „Das ist an vielen Orten der Fall“, bemerkte ich und dac h te an den Tempel zurück.
    „Und zweifellos sowohl klug als auch empfehlenswert“, antwortete er. „Ich nehme an, Ihr seid ein Fremder, junger Herr, und deshalb will ich es auf mich nehmen, Euch mit der Geschichte dieser Stadt vertraut zu machen. All die Pracht, die Ihr um Euch herum seht, ist von unseren Göttern in den Tagen unserer Ahnen errichtet worden. Sie haben jene wu n derbaren Brücken errichtet und das eindrucksvolle Kanals y stem ausgehoben, sie haben die Destillieranlage gebaut, die uns köstliche und gesunde Quellen beschert, und auch die Felder und Weiden haben sie angelegt, um für unseren U n terhalt zu sorgen.“
    „Ihr seid zweifellos vom Schicksal gesegnet“, sagte ich.
    „Es gibt noch mehr“, sagte mein Führer mit gütigem L ä cheln. „Uns wurde geweissagt, daß uns unsere Götter in schweren Zeiten zur Hilfe kommen werden, um uns an allen zu rächen, die uns Schaden bringen. Zum Dank haben wir zu ihrem Ruhm einen Tempel gebaut und eine heilige Wache eingerichtet – jene dort in den gelben Umhängen –, um

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