Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
erregen, und sie werden die Wasser der Kanäle zum Kochen bringen, und das klare Wasser aus e u ren Quellen wird die Farbe von Blut annehmen. Laßt uns entweder sofort frei und erweist uns die uns gebührende Ehrerbietung, oder nehmt die Folgen auf euch.“
    Wie zu erwarten gewesen war, bestand die einzige An t wort darauf aus einem Wutschrei.
    Ich war überrascht, beim Anblick von Nazarn auf der Brüstung einen Stich in meiner Brust zu spüren. Nun werden sich seine Berechnungen natürlich als falsch erweisen, dac h te ich. In diesem Augenblick aber stieß mein Gefährte einen Freudenschrei aus.
    „Schaut!“ rief er mit donnernder Stimme und deutete nach unten.
    Ein unangenehmes, blubberndes Geräusch erfüllte die Luft. Mit spitzen Schreckensschreien eilte die Menge zur Brüstung, um von der Brücke herabzusehen. Die spitzen Schreie verwandelten sich in Heulen und Wehklagen, wä h rend sich aus hundert Türen erschreckte Männer und Frauen ergossen und schreiend von Blut berichteten, das aus ihren Hähnen floß.
    Nazarn und ich fanden uns plötzlich ohne Fesseln von knienden Städtern umringt.
    „Wir werden uns in die Einsamkeit zurückziehen“, erklä r te Nazarn düster, „und versuchen, für euch zu sprechen. E r wartet jedoch nicht zuviel.“
    Wir kämpften uns als durch die Menschenmenge hindurch und gingen zu der ‚Angebissenen Quitte’, die sich in erhebl i chem Aufruhr befand, denn einige Gäste, die noch ein spätes Bad genommen hatten, waren plötzlich aufgelöst worden.
    „Wohin und was nun?“ fragte ich.
    „Da die Konstruktion der Brücken dieser Stadt in enger Verbindung mit den Kanälen und Zisternen steht, fürchte ich, daß Sath Monnis bald zu einem Trümmerhaufen z u sammenstürzen wird. Ich empfehle daher sofortige Flucht.“
    Wir führten das Camarillo aus dem Stall, bestiegen es beide, denn es war ein kräftiges Tier, und machten uns so schnell wie möglich auf den Weg.
    Jenseits der Stadt lag im Westen ein Wald von Spee r bäumen. Als wir aus ihm hervortraten und die unteren Hä n ge des Gebirges erreichten, sahen wir im Kupferglanz des stürmischen Spätnachmittags auf Sath Monnis zurück.
    Die ganze Zeit war schon ein merkwürdiges Rumpeln in der Erde zu hören gewesen, als verliefen unter unseren F ü ßen unruhige unterirdische Flüsse. Über der unseligen Stadt hing nun ein roter Glanz, aus dem sich dann und wann eine Wolke von Dampf, Rauch oder Trümmern erhob.
    „Soviel zum Thema Religion“, bemerkte Nazarn.
    Ich aber meinte, am Horizont, bei den ruinierten Feldern, eine Bewegung gesehen zu haben. Ich zeigte dorthin.
    „Was kann das sein?“
    „Das? Nichts als ein Lichtreflex, teurer und edler Freund.“
    „Meiner Ansicht nach sieht das aus, als seien verschieden helle Gestalten von ungeheurer Größe in Bewegung.“
    „Auch nach meiner Ansicht ist das so. In Sath Monnis hat es eine Weissagung gegeben: Für den Fall, daß die Stadt zu Schaden käme, würden ihre Götter sich an den Schuldigen rächen, nicht wahr? Auf der anderen Seite wissen wir aber nicht, wie diese Götter aussehen.“
    „In dem Pappelhain vor der Stadt bin ich an verschied e nen gigantischen Marmorstatuen vorbeigekommen, zu deren Füßen Opfergaben lagen.“
    „Stimmt, auch ich kann mich daran erinnern. Na ja, dieses Tier kann noch viele schnelle Meilen laufen. Es wäre sch a de, eine so hervorragende Möglichkeit zu sportlicher Betät i gung mit sinnlosem Gerede zu vertun.“
    Mit diesen Worten trieben wir das Camarillo zu einem pfeilschnellen Galopp an und hasteten den Berg hoch.
     
    Wir und das Tier sprangen über Felsspalten, bis der Himmel wie eine Kuppel aus Kobaltglas aussah, in der bunte Sterne glänzten. Hinter uns folgte ein entfernter, aber beharrlicher Donner, der merkwürdig an das Geräusch riesiger und en t schlossener Füße erinnerte.
    „Ich fürchte, Freund Nazarn“, murmelte ich schließlich, „unser Tier steht kurz vor dem Zusammenbruch.“
    „Dort droben“, sagte er, „leuchtet ein grünes Licht, was gewöhnlich das Zeichen einer Seherin oder Hexe ist. Vie l leicht weiß sie einen Ausweg aus unserer Not.“
    Wir trieben das Camarillo zu einem letzten wilden Spurt an und erreichten eine gezackte Spitze mit einer verfall e nen Hütte. Das grüne Licht brannte jedoch über dem win d schiefen Eingang, und als Antwort auf Nazarns Rufen öf f nete sich die Tür knarrend, und die Besitzerin blinzelte heraus.
    In der dramatischen Beleuchtung ihrer magischen Lampe erwies sie sich

Weitere Kostenlose Bücher