Science Fiction Almanach 1981
ihre Ehre zu schützen.“
„Ich bin Euch für diese Unterweisung sehr dankbar“, sa g te ich. „Nur um meine Neugier zu befriedigen, möchte ich Euch fragen, ob Ihr mir bis heute abend einen kleinen Gel d betrag leihen könntet. Dann erwarte ich nämlich, daß mir namenlose Reichtümer übergeben werden.“
Mein neugefundener Freund wurde merklich reservierter.
„Es tut mir leid, Euch mitteilen zu müssen, daß ich kein Geld bei mir trage.“ Er senkte seine Stimme und sagte we i ter: „Ich sollte Euch noch zusätzlich warnen, daß die Bett e lei an öffentlichen Plätzen zwar nicht mit der Todesstrafe belegt, aber gewöhnlich durch Amputation bestraft wird.“
Das sagte er und eilte davon.
Ungefähr eine Stunde lang irrte ich durch die Straßen und fragte manchmal Passanten, ob jemand einen grünäugigen, schwarzhaarigen Burschen gesehen habe, der ein Camarillo ritt. Niemand hatte ihn gesehen. Die Mittagsstunde war i n zwischen lange vorbei, und ich war wie ausgedörrt. Ich ging zu einem runden Marmorbecken mit einem Wasserhahn , um zu trinken, aber sofort kam eine Wache mit gelbem Umhang mit schnellen Schritten auf mich zu und verlangte Beza h lung, und so lehnte ich das Wasser ab und ging meiner W e ge.
In finsterer Laune kam ich schließlich zu einem großen weißen Gebäude mit einer zitronengelben Glaskugel. Ich nahm an, daß dies der Tempel von Sath Monnis sei, und ging hinein, um einen Priester anzuflehen, finstere Flüche hinter meinem flüchtigen Räuber herzuschicken. Ich war bereit, für diese Leistung einen Monat lang Tag und Nacht schwer zu arbeiten, so groß war meine Wut.
In dem breiten Mittelschiff konnte ich eine Gestalt in e i nem gelben Umhang erkennen, die in ihrer Hand einen kle i nen Kerzenhalter aus altem Silber drehte. Ich erkannte ihn sehr gut als Teil meines Honorars von den Bräuten Donsars. Ich trat also an seine Seite und sagte: „Was für ein beza u bernder Gegenstand. Er hat meine Augen sofort angezogen.“
„Es handelt sich hier um mehr als nur Schönheit“, b e hauptete er. „Ich habe ihn von einem Reisenden abgekauft, der ihn im Schatz einer Zauberin gefunden hat, als er die Berge durchforschte. Ich brauche ihn nur dem nächsten Neumond auszusetzen, und an seinen Seiten werden leserl i che Worte auftauchen, die mir die Lage von ungeheuren vergrabenen Schätzen offenbaren. Mehr noch. Jede Maid, deren Namen ich mit normaler Tinte auf das Metall schre i be, wird sofort von einer namenlosen Begierde verzehrt werden, sich mit meiner Person zu vergnügen.“
„Das ist aber mal ein nützlicher Gegenstand“, pflichtete ich ihm bei, gegen meinen Willen voller Bewunderung für den Schurken, der mich beraubt hatte. „Und war sicherlich auch teuer.“
„Das Ganze hat mich zwanzig Goldstücke gekostet, aber wenn erst einmal der Neumond kommt, werde ich meine Verluste schnell wieder ausgleichen.“ Dann fügte er noch hinzu, wohl in der Angst, er habe mir zu unbedacht all dies anvertraut: „Ich hoffe doch wohl, daß Ihr mir das Besit z recht auf diesen Gegenstand nicht absprechen wollt?“
Ich versicherte ihm mit ernster Stimme, daß der echte Pfad zur Erlösung nach meinem festen Glauben in Armut und Niedrigkeit zu finden sei und daß ich deshalb an so l chem Blendwerk kein Interesse habe.
„Ich möchte jedoch von Euch wissen“, sagte ich zu ihm, „wo sich der Reisende aufhält, der Euch dies verkauft hat, denn er verfügt vielleicht noch über andere Dinge, die für mich von größerem Wert sind – wie zum Beispiel alte G e betbücher.“
Der Mann im gelben Umhang schickte mich daraufhin zu der Schenke ‚Zur Angebissenen Quitte’, die ungefähr zehn Brücken entfernt war, und ich brauchte bis zum Sonnenu n tergang, um sie zu erreichen.
In der ‚Angebissenen Quitte’ herrschte überschäumende Fröhlichkeit. Man aß und trank – was ein Anblick war, der mein Herz betrübte. Ich hatte kaum meinen Fuß in die Schenke gesetzt, als der Wirt an meine Seite trat.
„Was darf ich Ihnen anbieten, junger Herr? Gebratenes Schweinefleisch? Gewürzte Klöße? Frische Aprikosen? Wir haben vier erstklassige Weine auf Lager, die aus der Gegend stammen …“
„Vielen Dank, ich bin geschäftlich hier und möchte nichts zu mir nehmen“, sagte ich und ignorierte das Jammern in meinem Innern.
Ich sah mich mit giftigem Blick um und fand jenen Ele n den bald, den ich suchte. Er saß auf der Galerie an einem einzelnen Tisch in einer Nische, die von Lampen erleuchtet war. Er
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