Science Fiction Almanach 1981
Kerzenständer.
Einmal nur versuchte mein Gegner, ein Wort von sich zu geben. Sofort wurde sein Mund von verschiedenen Händen zugehalten, da man weitere Obszönitäten befürchtete. Bald darauf wurde er gefesselt und geknebelt von der gelben W a che in die Nacht hinausgezerrt.
Der Wirt bedauerte mich und den Verlust an Einkommen, den er erleiden mußte. Um ihm Mühe zu sparen, bot ich ihm an, das Zimmer und das Essen selbst zu übernehmen. Weiter versicherte ich ihm, daß ich auch die Dienste seines Stal l burschen benötigen würde, da ich vor der Störung das C a marillo gekauft hatte, das den Stall nötig habe. Für diese Dienste bezahlte ich ihn im voraus mit einem Goldstück oder deren zwei. Die Kette des Weihrauchbehälters und ein kleiner Smaragd, der sich neben dem Salzfaß fand, schien sein Interesse zu erregen. Ich erklärte ihm, daß dies Kleini g keiten seien, die mir gehörten, die ich aus Geschäftsgründen hervorgeholt hatte, bevor mir der abstoßende Charakter meines Kunden klargeworden sei. Darauf aß und trank ich mich satt und sank auf die erste federweiche Matratze me i nes Lebens.
Eine Stunde nach der Dämmerung wurde ich durch ein Hämmern an meiner Tür unsanft geweckt. Auf meine Fr a gen hin identifizierten sich die Hämmerer als die Heilige Wache. Ich erhob mich hastig, zog meine Männerkleider an und ließ den Trupp ein, da ich annahm, man wolle mich als Zeugen rufen.
Die Soldaten stürzten sich jedoch auf mich und fesselten zu meinem großen Ärger meine Hände mit Stricken. Darauf wurde ich ohne viel Federlesens nach unten und aus der Schenke heraus auf die Straße gebracht.
„Warum werde ich so schändlich behandelt?“ fragte ich.
„Wegen schweren Betrugs“, sagte einer.
„Was soll das für ein Betrug sein? Ich habe nichts getan.“
„ Der Gefangene, den wir gestern wegen Gotteslästerung gefangengenommen haben, hat gegen dich Anklage erh o ben, und zwar die folgende: daß er für viel Geld von dir e i nige Artikel erworben hat, die er dann in der Stadt verkauft hat, und zwar guten Glaubens, dann aber aufgrund deiner eigenen Aussage als wertlose Fälschungen erkannt hat.“
„Und ihr glaubt den Anschuldigungen eines Gottesläst e rers gegen mich, der ihn in frommer Art angezeigt hat?“
„In Sath Monnis ist es Sitte, nie gegen jemanden A n schuldigungen zu erheben, es sei denn, sie sind wahr, denn die Strafe für falsche Anschuldigungen ist teilweise Erdro s selung und Entfernung der Zunge. Aus diesem Grund we r den alle Vorwürfe direkt geglaubt.“
Ich dachte darüber nach und sah mich unklugerweise d a zu veranlaßt, zu fragen: „Was ist denn dann die Strafe für Betrug?“
„Amputation des linken Fußes und der rechten Hand.“
In diesem Augenblick kamen wir zu einem trostlosen Tor, und ich wurde in die feuchte Dunkelheit gestoßen, und die Tür hinter mir wurde fest verschlossen.
Hier gab ich Ausdrücke von mir, wie sie von meiner Stimmung inspiriert wurden, bemerkte aber bald ein leises Lachen.
„Wer oder was ist hier? Deine Verbrechen müssen übe l ster Natur und deine Sorgen erdrückend sein, wenn es dir gelingt, der schrecklichen Not eines anderen eine so lustige Seite abzugewinnen.“
„So ist es“, sagte eine unangenehm vertraute Stimme in spöttischem Ton.
„Wie schlimm dein Schicksal auch sein mag, so ist meines, wie du weißt, sowohl schmerzhaft als auch endgültig. Erwarte daher von mir kein Mitleid, du verräterischer Jüng ling.“
„Verräterisch! Ich zumindest habe dich einem zweifellos verdienten Verhängnis überantwortet, um mein Eigentum zurückzugewinnen. Was hast du denn gewinnen können, indem du mich fälschlich beschuldigt hast – außer der B e friedigung deines beklagenswerten Neids?“
„Ich hatte gehofft, daß ich dadurch, daß ich einen anderen Übeltäter der Gerechtigkeit zugeführt habe, meine eigene Strafe mildern könnte, aber das war nicht der Fall, wie sich gezeigt hat. Aus deinem Aufschrei schließe ich, daß du der junge Mann bist, den ich auf der Ebene getroffen habe.“
„Du schließt richtig, und seit diesem Treffen waren meine Tage nicht von Wonne gefüllt, und auch die vor mir liege n de Zukunft kann ich nicht mit reiner Freude erwarten. Wah r scheinlich bleibt uns nur noch kurze Zeit. Sag mir daher deinen Namen, damit ich dich erfolgreicher verfluchen kann.“
„Ich heiße Nazarn – aber bevor du mit deinen Verwü n schungen anfängst, laß mich einen anderen Zeitvertreib vo r schlagen. Da wir
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