Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
rief die Fichte. „Nur keine Übereilung! Sie sind verbunden, es von selbst mitzuteilen, wenn sie etwas von allgemeiner Bedeutung vorhaben. Das ist Waldrecht. Aber auf dem Posten wollen wir sein.“
    „Hört ihr nicht? Sagte die Buche nicht etwas?“ fragte die Lärche.
    „Nein, nein“, flüsterte ein kleiner Buchenfarn. „Aber der Efeu ist aufgeregt. Er spricht mit jemand, jedoch man kann es nicht verstehen. Er spricht direkt, also wohl mit der Buche.“
    „Seht da, seht! Da ist doch ein weißlicher Lichtschimmer unter dem Efeu?“
    Die bläulichen Sterne verblichen. An ihrer Stelle breitete sich ein bleicher, phosphoreszierender Glanz aus und drang hier und da durch das dichte Laub des Efeus.
    Ebah zitterte.
    „O sieh, sieh!“ flüsterte sie zur Buche. „Die fremde Pflanze! Aus den Bechern drängen sich die Fäden wie leuchtende Gespinste hervor. Was soll das werden?“
    „Ich weiß es nicht, Ebah“, antwortete die Buche. „Es wächst etwas Neues aus der fremden Pflanze. Das hat der Wald nicht gesehen.“
    „Das ist jedenfalls das Seltsame, was die neue Pflanze schon drüben bei Hedo getan hat, und was mir Hedo nicht sagen durfte. Was wird geschehen? O höre! Höre! Hörst du nichts, Schattende?“ Ebah rief es ängstlich.
    „Ich höre nichts.“
    „Aber ich! Zu mir spricht es, die neue Pflanze spricht! Ich klammre mich fester an dich. So – jetzt mußt du es mithören. Nicht wahr?“
    „Ich höre, aber noch kann ich nichts verstehen.“
    „Jetzt wird es deutlicher, ja, sie spricht.“
    „Bio, Bio“, klang es zaghaft vom Sternentau.
    Ebah empfand es fremdartig, wie ein Probieren ungewohnter Sprache.
    Und nun wieder:
    „Bio wird – ich werde –“
    „Wer bist du?“ fragte Ebah sanft.
    „Ich bin Bio –“
    „Bio? So heißest du?“
    „Bio – ich heiße Bio – ich wachse –“
    „Und warum sprachst du nie bisher?“
    „Ich nicht vermochte, ich lernte – nun ich wachse, ich spreche.“
    „Warum leuchtest du?“
    „Ich wachse zum Wesen, aus mir wächst mein Wesen.“
    „Noch verstehe ich dich nicht. Du heißest Bio. Ist das dein Eigenname, wie ich Ebah heiße, oder ist das der Name deiner Gattung, wie ich Efeu bin? Wie heißt Euere Pflanzengattung? Und wo kommst du her?“
    „Du fragst viel, Ebah. Noch bin ich eure Sprache nicht geübt – doch bald werde ich alles sagen können. Höre! Ich bin mein wachsendes Wesen, bin die Pflanze, Bio. Aber aus mir wachse ich selbst noch einmal als freies Wesen. Das freie Wesen kann im Dunkeln leuchten –“ die Sprache wurde sicherer und geläufiger – „wenn es herausgewachsen ist, verwelken meine Fruchtbecher, aber ich bleibe bei dir, und dann werde ich zu dir sprechen dürfen von mir, der Pflanze Bio und von meinem freien Wesen.“
    „Und dein freies Wesen, was wird aus ihm?“
    „Du wirst es erfahren. Es schwebt frei durch die Luft, wohin es will, und es kann leuchten oder unsichtbar sein wie die Luft, je wie es will.“
    „So ist es eine fliegende Pflanze? Aber wo wurzelt es?“
    „Es bedarf keiner Wurzel, es ist keine Pflanze wie ihr oder ich. Unsere freien Wesen sind – wir nennen sie ‚Idonen’. Ich weiß nicht, ob es das bei euch gibt. Aber ich habe die beweglichen Wesen gesehen, die ihr Menschen nennt. An sie erinnert ein wenig der Idonen Gestalt, nur sind die Idonen, viel kleiner und feiner und schweben unsichtbar umher, sichtbar nur für ihresgleichen. Wie nennt ihr solche Wesen?“
    „Die sind uns nicht bekannt. Menschen oder Tiere wachsen bei uns nicht aus den Pflanzen. Sie können nicht zu uns sprechen, und wir nicht zu ihnen. Aber ich weiß jetzt, daß Menschen klug und mächtig sind.“
    „Das sind die Idonen auch, und wohl noch viel mehr, soviel ich weiß. Und sie können mit den Pflanzen sprechen und wir mit ihnen. Wenn meine – doch jetzt – oh – laß mich jetzt schweigen – ich wachse, wachse –“
    Bio zitterte an den Efeu geschmiegt, der Efeu klammerte sich an die Buche. Ein Lichtwölkchen war aus dem Becher des Sternentaus hervorgequollen und löste sich jetzt ab. Hier und da, nach und nach, wie viel reife Fruchtbecher am Sternentau sich geöffnet hatten, so viel schwach schimmernde Idonen wurden sichtbar. Sie streiften ihre Gespinste ab und hüllten sich frei hinein.
    Durch die Zwischenräume der Efeublätter schlüpften sie hindurch, hinaus unter die Buche, dort schwebten sie auf dem freien Platz.
    Einige faßten einander an und schwangen sich in leichtem Reigen. Sie führten eine lebhafte

Weitere Kostenlose Bücher