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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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finden sich in der Reise- und Abenteuerliteratur.
    Wohl der direkte und zweifelsohne wichtigste Vorläufer ist Julius von Voß mit seinem 1810 erschienenen Roman Im, der im 21. Jahrhundert spielt. Darin wird ein großes Sortiment technischer Erfindungen vorgeführt, das wesentlich später in den Werken der deutschen Zukunftsliteratur als gängiges Gedankengut wieder auftauchen sollte. Da gibt es Taucherglocken und – interessanter – mechanische Greifarme für die Unterwasserarbeit, lenkbare Luftschiffe, Krieg total – unter Wasser und in der Luft – und rollende Häuser, die auch Laßwitz als Zeichen fortschrittlicher Technik erwähnt.
    Mit Laßwitz beginnt sich das Genre in Deutschland endgültig zu etablieren. Schon 1871 publizierte er seine erste Geschiente Vom Nullpunkt des Seins in der Schlesischen Zeitung; weitere Erzählungen und Kurzromane folgten, alle durchaus amüsant zu lesen wie etwa der Geschichtenband Seifenblasen von 1901. Noch heute haben sie nichts von ihrem Reiz eingebüßt.
    Sein damals wie heute bekanntestes und bedeutendstes Werk ist der über tausend Seiten lange Schmöker Auf zwei Planeten, der 1897 erstmalig erschien und bis zu seinem Verbot wegen seiner demokratischen Grundtendenz 1930 eine Auflage von 70 000 Exemplaren aufwies.
    Zum Thema hatte er die Invasion der höherentwickelten Marsianer auf der Erde. Damit läßt sich eine direkte Verbindung zu dem kurz danach veröffentlichten Mars-Roman War of the Worlds von H. G. Wells herstellen, der freilich die Konfrontation gänzlich anders beschreibt und den prinzipiellen Unterschied zwischen angloamerikanischer und deutscher Science Fiction bis 1945 exemplarisch belegt.
    Sind es bei Wells blutrünstige, menschenmordende Maschinenwesen, so führt uns Laßwitz in seinem literarischen Pendant menschenähnliche Marswesen vor, die nicht nur eine hochentwickelte Technik besitzen, sondern dem Erdbewohner auch ethisch überlegen sind. Ihre missionarisch gemeinte Invasion löst auf der Erde etliche Wirren aus, die schließlich in kriegerischen Auseinandersetzungen gipfeln. Letztlich ziehen sich die Marsianer wieder zurück, als sie nämlich erkannten, daß jeder – so auch die Menschen – seinen eigenen Weg zur Vollkommenheit gehen muß.
    Während bei Wells Action, Spannung und Horror im Vordergrund standen, ging es Laßwitz vor allem um Belehrung. Sein prinzipielles Interesse galt einer philosophischen Aussage; beeinflußt von Fechners Philosophie stand er dem Neukantianismus nahe. Die stark idealisierten Personen wußten deshalb genau zu trennen zwischen Pflicht und Neigung.
    Trotz der hohen Beliebtheit von Auf zwei Planeten ist Laßwitz kein typischer Vertreter deutscher Vorkriegs-Science Fiction. Dort ging es üblicherweise um technische Voraussagen. Gerade sie faszinieren aber auch bei Laßwitz.
    So hat seine marsianische Weltraumstation nicht nur bereits die Form eines Speichenrades, wie sie heute angenommen wird, sondern dürfte überhaupt die erste wirklich durchdachte literarische Konzeption eines künstlichen Erdsatelliten sein.
    Laßwitz ließ sich eine Fülle von weiteren technischen Innovationen einfallen; rollende Straßen, synthetische Stoffe, Photozellen und Lichttelegraphen sind ebenso wie Kabinenbahnen und Solarzellen Zeichen des hohen technischen Know-how der Marsianer. Sogar eine neue ästhetische Kunstrichtung, die „Fühlkunst“, stellt er dem Leser vor. So begann die deutsche Science Fiction gleich mit einem Paukenschlag.
    Besonders beeindruckte Laßwitz einen seiner Schüler, den er in Mathematik und Physik unterrichtete. Er sollte der deutsche Autor dieser Epoche werden: Hans Dominik. Aber bis zu ihm, er publizierte seine großen Romane in den zwanziger und dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts, gab es noch manch andere utopische Werke.
    Das Spektrum der utopischen Literatur dieser Epoche war breit.
    Eine sehr frühe Heftchenserie Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff erschien beispielsweise ab 1908 und brachte es auf fast zweihundert Nummern.
    Da ist weiter Robert Kraft zu nennen, ein früher Erfolgsautor, der in punkto Popularität als Nachfolger Karl Mays aufgebaut wurde; thematisch lehnte sich Kraft im speziellen und die deutsche Science Fiction im allgemeinen an den geistigen Vater Jules Verne an. Ihm nachzueifern war Pflicht, und so kam es, daß Robert Kraft als deutscher Jules Verne gefeiert wurde – zumindest von seinem Verlag. Später erhielt dieses Prädikat auch Hans Dominik; nur zu gern nahm er es

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