Science Fiction Almanach 1982
für sich in Anspruch.
Waren Krafts Werke noch ein Konglomerat aus Science Fiction, Phantastik und Mystizismus, so erzählen Dominiks Romane vom deutschen Erfindergeist schlechthin.
Dominik, das Musterbeispiel deutscher Science Fiction vor 1945, war zwar nicht der beste, dafür aber erfolgreichste Autor dieser Gattung. Das lag vor allem daran, daß er sich in geradezu idealer Weise der offiziösen politischen Linie anzupassen wußte.
Die Gesamtauflage seiner Bücher, die übrigens auch heute noch gern gelesen werden, liegt inzwischen bei beinahe vier Millionen.
Dominik schrieb nicht nur über die technische Zukunft, er kam vom Fach. Er hatte in Berlin Elektrotechnik studiert, hatte dann als Ingenieur bei Elektrifizierungen von Großprojekten wie Bergwerken mitgearbeitet, ehe er sich als freischaffender Schriftsteller niederließ. Dieses Spezialgebiet spielt in seinen utopischen Werken immer eine besondere Rolle. Atome werden elektromagnetisch in Energie umgewandelt, mit spezieller elektrischer Bestrahlung werden die Erträge der Landwirtschaft gesteigert, und selbst die Raumfahrt gelingt dank Elektronenantrieb.
Wie die meisten Autoren seiner Zeit sah Dominik den Wert oder Unwert seiner Romane und Geschichten im Eintreffen der Antizipationen. Das war auch das Maß, mit dem er in der Öffentlichkeit gemessen wurde. Wer in diesem Genre schrieb, hatte irgendeinen Draht zur Technik. Wenn er nicht selbst Techniker war, holte er sich mindestens Rat in einschlägigen Fachkreisen. Reinhold Eichacker dramatisierte in diesem Sinn Ideen von Max Valier, dem großen deutschen Raketenpionier.
Das besondere Interesse der Autoren galt der Jugend; in so manchem Vorwort können wir diesen Hinweis darauf finden. Sicher wurde jenes Anliegen hauptsächlich durch den festen Glauben an die schier unendlichen Möglichkeiten der Technik lebendig. Durchgängig spiegeln die Romane und Geschichten diesen blinden Fortschrittsoptimismus der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts.
Der technische Fortschritt wurde dabei mit dem Fortschritt schlechthin gleichgesetzt, und damit apodiktisch überhöht. So ist es nicht weiter erstaunlich, daß die geschilderten Zukunftsvisionen eigentlich immer nur Darstellungen des Wunders Technik waren, nie aber eine gesellschaftliche Weiterentwicklung zeigten.
Da die Autoren glaubten, die technische Entwicklung bliebe ohne Rückwirkung auf die Gesellschaft, ließen sie die Personen in der altvertrauten Umgebung ihrer Zeit agieren – wohl der entscheidende Fehler der Prognosen.
Die behandelten Themen boten in die Zukunft extrapolierte Lösungen aktueller Probleme. Energiegewinnung (damals sah man das Ende der irdischen Kohlevorräte nahen) und die befürchtete Nahrungsmittelknappheit tauchten immer wieder auf, Probleme also, die damals auf den Nägeln brannten.
Zur Lösung der Energiefragen bietet Dominik zwei Alternativen: die rein technische (Fund neuer Kohlelager in bisher unerforschten Tiefen) und die wissenschaftliche (die Erfindung der „Atomzertrümmerung“, die durch Einsteins neue Erkenntnis E = mc 2 die gesamte Masse in Energie umwandelt).
Wenn aber Dominik die Energiesorgen durch die Atomenergie zerstreut, durch Bestrahlung von Obst und Gemüse größeres Wachstum erzielt und die Raumprobleme der Nation durch einen neu gefundenen Kontinent oder einen fremden Planeten löst, so geschieht das alles nicht zum Wohle der Menschheit, sondern dient nationalen Autarkiebestrebungen, wie sie zu dieser Zeit allgemein propagiert wurden.
Darum galt es, diese Staatsgeheimnisse vor dem Zugriff des Feindes zu sichern. Umringt von feindlichen Agenten, Spionen und Unholden, die mehrfach abgewehrt und schließlich besiegt werden müssen, erstrahlt die deutsche Nation in neuem, bisher nie dagewesenen Glanz.
In der Tat unterschieden sich die Autoren in ihren Klischees nur geringfügig. Der deutsche Forscher wird entweder als weiser, grauer Herr mit väterlichen Gefühlen für seinen jungen Kollegen gezeichnet oder aber als von der Welt und der Familie betrogenes Genie, der sich in ein einsames Landhaus zurückzieht, um dort in Ruhe und Abgeschiedenheit – ohne Verbindung mit der restlichen Welt – seine selbstverständlich geheimen Forschungen voranzutreiben.
Dem Wissenschaftler gegenüber, der in sich ruhenden Persönlichkeit, steht der Techniker: weltoffen, dynamisch und der eigentliche Held. Denn Wissenschaft ist immer zweckgebunden; ihre Ergebnisse müssen – zumindest in den utopischen Romanen – einen
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