Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
wirtschaftlichen oder nationalen Nutzen zeitigen.
    Dazu aber, das wußten auch die Autoren, braucht man finanzielle Unterstützung – damals wie heute. Sie taucht dann meist in Person eines Magnaten auf, der die nötigen Gelder flüssig macht, nicht ohne dabei an seinen eigenen Gewinn zu denken – im Sinn einer streng privatwirtschaftlichen Geisteshaltung.
    Dargestellt wird er üblicherweise als liebenswürdiger Herr, nicht zu vergessen mit dem Statussymbol des Großindustriellen jener Tage: der Zigarre. Sonst mischt er sich nicht weiter in die Angelegenheiten von Wissenschaft und Technik. Daß er meist auch noch eine hübsche, gerade heiratsfähige Tochter hat, ist eher zufällig bedingt. Immerhin pflegt sie einen der Helden am Ende der ganzen Geschichte zu ehelichen – ein vor allem von Dominik ständig strapaziertes Klischee.
    Ehrlicherweise muß man hinzufügen, daß die Weiblichkeit in der Utopie vor 1945 allerdings nur wenig zu suchen hat – sieht man einmal von der gerade beschriebenen Statistenrolle ab. Diese Literatur war eine Literatur von Männern für Männer oder solche, die es einmal werden wollten, so wie man damals die Technik sowieso als eine rein männliche Domäne betrachtet hat.
    Das heißt jedoch nicht, daß es keine Ausnahmen dieser Regel gab. In Gails Roman Der Schuß ins All (1925) spielt eine Wissenschaftlerin eine entscheidende Rolle – aber wer hätte es anders erwartet? – die erste Raumfahrerin scheitert und muß von ihrem früheren Freund auf abenteuerliche Weise gerettet werden. Die Frau als Störfaktor also – auch hier!
    A propos Raumfahrt. Sie ist ein fast zeitloses Thema und bis heute ein vielbenutztes Vehikel der SF-Writer: Denn die Raumfahrt bot in einer Zeit, da die Erde Schritt für Schritt bis in die letzten Winkel erforscht wurde, wieder eine Möglichkeit, das Betreten von Neuland unter abenteuerlichen Bedingungen zu schildern.
    Die Raumfahrtliteratur war damit nicht viel mehr als die in die Weiten des Kosmos extrapolierte Voyage extraordinaire. Viele Autoren waren daher in beiden Sparten als Schriftsteller tätig; an dieser Stelle sei nur auf das umfangreiche Opus von Wilhelm Friedrich Mader hingewiesen, der in seinen Wunderwelten (1910) die aufregende Fahrt durch unser Planetensystem beschreibt, daneben aber können seine Leser mit seinem Helden Lord Flitmore viele Abenteuer im fernen Orient und in den Polgegenden erleben.
    Im vorigen Jahrhundert tat man sich noch recht schwer, die Raumfahrt technisch zu legitimieren. Da bedurfte es schon des Einfallsreichtums eines Jules Verne, um eine Reise zum Mond plausibel zu machen. Aber immerhin rückte der aufkommende Technikoptimismus dank den reichen Erfindungen des 19. Jahrhunderts eine solche Fahrt in den Bereich des Möglichen.
    Laßwitz und Mader konnten schon die neuen Erkenntnisse Maxwells für die Antriebe ihrer Raumgefährte ausnützen. Durch Analogieschluß von Elektrizität und Gravitation hoffte man auf eine bis dahin noch nicht entdeckte Anti-Schwerkraft. Man brauchte nur einen entsprechenden Detektor zu konstruieren. Das aber war nur noch ein technisches und damit lösbares Problem.
    Die Anti-Schwerkraft blieb lange ein gängiges Fortbewegungsmittel im Raum. Das änderte sich erst in den zwanziger Jahren mit den dramatischen Raketenwagenversuchen eines Max Valier, eines Fritz von Opel und vieler anderer. Sie gaben wieder neue Hoffnung, das in eine Sackgasse geschlitterte Raumfahrtthema neu zu beleben und zu aktualisieren.
    Immer wieder war der Mars Schauplatz des Geschehens. Mit ihm entzündete sich seit der Entdeckung der Marskanäle durch den Italiener Giovanni Schiaparelli 1877 die Frage, ob es Leben auf fremden Planeten geben könne.
    Hinzu kam die gerade heiß diskutierte Entwicklungslehre Charles Darwins, die die Entstehung intelligenter Lebewesen auf dem Mars zumindest theoretisch ermöglichte. Das war ein Thema ganz nach dem Geschmack der Autoren und der Öffentlichkeit. Allerdings stand man dieser Frage in Deutschland weit weniger emotional gegenüber als in den USA.
    Die Begegnung mit Extraterrestriern spielte sich daher seltener und weit weniger spektakulär ab. Die Marsianer waren (wie schon bei Laßwitz) menschenähnlich und standen in einer ganz anderen Funktion als die BEMs (bug eyed monsters) aus Übersee. Makabrer Horror liegt dem eher trockenen deutschen Geist sowieso nicht sonderlich!
    An dieser Stelle muß kurz auf die kosmologische Theorie von Kant und Laplace eingegangen werden, die lange

Weitere Kostenlose Bücher