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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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bedurften zwei Jahrtausende lang nichts von der Natur, als was sie uns selbst schenkte. „ 25 Anders als bei Schnabel führt das irdische Paradies nicht nur zu einer Utopievorstellung, in der lediglich reichlich gegessen, geheiratet, fortgepflanzt und gebetet wird, sondern zu einer Utopie, in der sich das Bewußtsein vervollkommnen konnte, weil die Menschen sich nicht um ihr täglich Brot kümmern mußten. Die Überlegungen, die hinter einer solchen Utopie stehen, sind wiederum kantianisch: Ohne äußeren Zwang der Natur auch keine Notwendigkeit zur Pflicht. Persönlichkeiten können ohne Umweg durch Vervollkommnung des Bewußtseins ins Reich der Freiheit gelangen.
    „In unserer Welt besteht kein Gegensatz von Zwang und Freiheit. Wollen, Sollen und Können sind nicht mehr getrennt. Und das haben wir errungen durch die alleinige Pflege des wollenden, fühlenden und denkenden Bewußtseins. Ihr konntet es nicht, denn ihr mußtet Völker ernähren und Kriege führen. „ 26
    Die Vervollkommnung des Bewußtseins der Apoikier läßt so nebenbei auch die eine oder andere Erfindung entstehen, z. B. ist man nun – und das weist ebenfalls über die utopistische Vorstellungskraft Schnabels hinaus – auch der Notwendigkeit des Bratens enthoben. „… goß eine Flüssigkeit darüber, die er Diapetton nannte, und die Berührung mit derselben vollbrachte in einer halben Minute die Wirkung eines trefflichen Bratofens. „ 27
    Dennoch ist Apoikis keine SF-Geschichte, sondern eine, die sehr deutlich in der Tradition alter Utopie steht, eben weil – und hier mit Kantschen Begriffen im Handlungshintergrund – Natur/Technik/Arbeit beim Zustandekommen dieser Utopie vollkommen durch das vollkommene Bewußtsein ausgeschaltet sind.
     
Auf zwei Planeten
     
    Der Roman Auf zwei Planeten erschien 1897, zu einer Zeit also, als die wesentlichen Romane Jules Vernes bereits ins Deutsche übersetzt vorlagen, die von H. G. Wells aber noch nicht.
    Ein Einfluß Vernes auf Laßwitz läßt sich nicht nachweisen, dazu war Laßwitz Denken und die Probleme, mit denen er sich beschäftigte, viel zu eigenständig. Die gleiche Eigenständigkeit gilt gegenüber Wells, dessen Krieg der Welten 1901 in deutscher Sprache erschien. Thematisch gibt es Ähnlichkeiten, da in beiden Romanen Marsinvasionen Gegenstand des Themas sind, aber auf vollkommen verschiedene Weise. Wells’ Marsungeheuer stehen den Laßwitzschen moralisch hochentwickelten Menschen diametral gegenüber.
    Laßwitz steht somit den allgemein anerkannten SF-Pionieren Verne und Wells eigenständig gegenüber, vielleicht sogar ebenbürtig. Auf zwei Planeten hat, „nach den Worten des amerikanischen SF-Kritikers Anthony Boucher, möglicherweise die wirkliche Wissenschaft stärker beeinflußt als jedes andere Werk der Science Fiction: durch seine Wirkung auf Wernher von Braun und andere Mitglieder des deutschen Vereins für Raketentechnik“. 28
    Im übrigen hat Rottensteiner in dem genannten Aufsatz versucht, Querverbindungen von Laßwitz zu späteren (amerikanischen) SF-Autoren herzustellen, insbesondere auch zum Vater der amerikanischen SF, Hugo Gernsback und dessen einflußreichen Roman Ralph124C41+ 29 . Ein solcher Einfluß erscheint plausibel, da Gernsback als deutschsprachiger luxemburgischer Einwanderer leicht Zugang zu Laßwitz finden konnte. Nebenbei: Wenn es so wäre, wie Rottensteiner vermutet, so wäre dies nur ein weiterer Beleg dafür, daß SF von ihrer Genesis her nicht – wie viele fälschlich vermuten – ein lediglich spezifisch amerikanisches Phänomen ist. Auch hier darf man sich nicht von der Erscheinung täuschen lassen, in der BRD namentlich nicht durch den massenhaften SF-Kulturimport aus den USA …
    Wie nicht anders zu erwarten, hat Kant Laßwitz auch in Auf zwei Planeten die Feder geführt:
    Zunächst entdecken drei deutsche Forscher – Torrn, Grunthe und Saltner – zu ihrer Überraschung am noch unbekannten Nordpol „ein genaues Kartenbild eines großen Teils der nördlichen Halbkugel der Erde in perspektivischer Polarprojektion“, das offensichtlich nicht von Menschenhand stammen kann. Wenig später verunglückt die deutsche Expedition mit ihrem Ballon.
    Grunthe und Saltner finden sich dann – gerettet – oberhalb des Pols wieder, in einer Raumstation (!) der Martier. Dort kommt es zu Kontakten zu den „Nume“, wie sich die Martier selbst nennen. Die menschenähnlichen Nume sind durch Überwindung der Gravitationsgesetze zu Weltraumflügen befähigt.
    Vor

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