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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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verworrenen Traums ans Licht, sein Ich formierte sich aus Erinnerungen. Sie waren vertraut, zu vertraut.
    Die Augen.
    Träge glitten winzige Farbpfützen an die Peripherie seiner Netzhaut. Seine Finger krochen über sein Gesicht und lösten den getrockneten Mull. Vorsichtig blinzelte er in die gedämpfte Helle. Die Bilder ordneten sich.
    Das Krankenzimmer. Staubige Lichtfinger standen im Raum, und ein Geflecht von Reflexen zuckte über die weißgekalkte Decke. Er fühlte einen Lufthauch und wandte den Kopf. Das Fenster stand offen, und der Vorhang bewegte sich leise. Draußen lehnte breitbeinig ein gläserner Nachmittag über den Kronen der Bäume, die beiden Sonnen lagen auf den fauligen Teichen des Parks, und ihre Reflexe schwammen an der Decke.
    Stille.
    Satch streckte sich und gab sich gelöst dem Wohlbehagen hin. Er genoß die letzten Tage seines Aufenthalts im Hospital.
    Er betrachtete die Lichtmuster. Sie waren in ständig fließender Bewegung, aber alle Veränderungen waren nur Variationen eines komplizierten Grundgeflechts von Überlagerungen. Diese Feststellung machte ihn betroffen. Es schien ihm plötzlich, als habe er das alles längst erkannt, aber das Beklemmendste an der Situation war, daß die Bestürzung über diese Erkenntnis ihn bestürzend vertraut berührte.
    Hinter der minuziösen Präzision seiner Erinnerung tat sich eine dumpfe, gegenstandslose Angst auf. Er hatte das atemberaubende Gefühl, in die Bahn eines Räderwerkes geraten zu sein, das aus der Dunkelheit jenseits des Raums auf ihn zukreiste.
    Er blickte beunruhigt aus dem Fenster. Der Anblick war ihm erschreckend bekannt. Matte Reflexe zweier Sonnen auf violettem Laub, kaum Bewegung, Stille, diffuses Licht – eine zu oft betrachtete Fotografie unter hellgrünem Glas, tief ins Bewußtsein geätzt.
    Sein Blick durchforschte den Raum. Das verblichene Muster der Vorhänge, das weiße Metallbett, der dunkel gebeizte Schrank, das graue Porzellanwaschbecken, ein runder Spiegel mit der silbernen Flechte beginnender Erblindung im Zentrum, auf dem Tisch das halb gefüllte Glas Wasser, das er noch trinken wird, lascher Geschmack, Gefühl von Nässe am Kinn, und dann wird die Schwester kommen, lächelnd, dunkel, negroid, nimmt das Glas, befeuchtet die Binde am Waschbecken, das Zischen des zu stark eingestellten Hahns, ein schmaler weißer Rücken, der dunkle zierliche Nacken, darüber das hochgesteckte gekräuselte Haar …
    Die in Augenblicke zerlegten Situationen folgten einander in der lähmenden Exaktheit oft gesehener Filme.
    „Verdammt-.“ Er ließ den Kopf ruckartig ins Kissen zurückfallen, und die Prozession kippte aus dem Gesichtsfeld. „Es wird Zeit, daß ich wieder auf die Station komme“, sagte er laut.
    Er fingerte nervös nach der Zigarettenschachtel. Noch drei … Woher, zum Teufel, wußte er schon vorher, daß ausgerechnet noch drei …? Er bezwang sich und die Angst.
    Das Knacken des Streichholzes zerriß den Faden der Erinnerung.
    Dann griff er nach dem Glas und trank gierig das lauwarme Wasser, Nässe am Kinn. Er hörte, daß Schritte sich näherten, sah, daß der Drehgriff der Tür sich entgegen dem Uhrzeigersinn bewegte.
    Die Schwester, lächelnd …
     
    Es sind Sterne denkbar, deren Massen sich in einer Größenordnung bewegen, daß die durch ihre hohe Gravitation bedingte Fluchtgeschwindigkeit über dreihunderttausend km/sec. liegt. Damit würden die produzierten Photonen auf geschlossenen Bahnen um das Massenzentrum gehalten; das heißt aber nichts anderes als: diese Sterne sind unsichtbar.
    Wie nun, wenn der permanente Massen-Energie-Umsetzungsprozeß die Massengröße auf den kritischen Punkt herabgesetzt hat, da sich die Bahnen der Photonen öffnen?
     
    Raumschiff ELEKTRA.
    Die Projektoren arbeiteten mit voller Kraft und stießen meilenlange gleißende Lichtbündel hinter dem Schiff in die Nacht. Metall vibrierte leise. Die Passagiere tranken sich zu, einige Herren spielten 3-D-Billard.
    Der große Zeiger der Uhr in der Steuerzentrale glitt schwebend auf die grüne Marke zu.
    vier … drei … zwei … eins … jetzt!
    Doch die Stoßwellen des Eintauchens blieben aus.
    Der Zeiger berührte das grüne Feld und huschte geschäftig weiter.
    Der Kapitän fuhr herum.
    „Swift!“
    Swift blickte auf und blinzelte erschreckt durch die starken Gläser. Seine zitternden Hände verwirrten den Meßkontrollstreifen, den ihm das Steuergehirn pausenlos in die Finger spie.
    „Sir. Ich …“ Er hob hilflos die

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