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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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der Bergriesen.
    Die aufgewühlte Natur beruhigte sich. Stille kehrte zurück. Ich löschte die Schneisenbefeuerung und wandte mich um.
    „In einer Stunde sind sie durch.“
    Satch schwieg. Er verfolgte die pausenlosen Einsteuerungskommandos. Seine Hände lagen verkrampft um das Gerät, als hielte er selbst das Steuer in den Fäusten, um das enteilende Schiff sicher in das Tor zu jagen.
    Ich legte mich hin und rauchte. Die Zeit verrann.
    Plötzlich sprang Satch auf.
    „Was ist los?“ fragte ich.
    Er schüttelte entsetzt den Kopf.
    „Ich habe es geahnt.“
    „Zum Teufel, was ist denn los?“
    „Die PERSEPHONE ist mit 220 000 Kilometern pro Sekunde in die Transition gerast. Das reicht nie bis Styx, hörst du, nie! Und dazwischen …“
    Ich schaute auf die Uhr.
    „Unsinn! Sie können noch nicht im Tor sein.“
    „Sie sind vorzeitig darauf gestoßen. 3200 Leute an Bord. Die Hölle!“
    „Also doch.“
    „Weiß der Himmel, wo sie herauskommen.“
    Ich wandte mich zum Fenster und sah in den Nachthimmel, als könnte ich das Verhängnis ergründen, aber da waren nur Dunkelheit und Sterne.
    Plötzlich traf mich ein Schlag, als hiebe mir jemand mit einem Riemen über die Augen. Ein furchtbarer Schmerz stach in mein Hirn und zuckte das Rückenmark hinab. Ich wollte die Augen öffnen, aber ich konnte nicht.
    Satch schrie wie irrsinnig, minutenlang, wie mir schien. Mit verzweifelter Anstrengung riß ich die Lider hoch. Wasser stürzte mir in die Augen. Alles war in bösartig grelles Licht getaucht, das von draußen kam und sich in die Netzhaut brannte. Eine Bombe? Ein stürzendes Schiff? Der Himmel loderte. Fieberhaft tastete ich durch den Raum und ließ die Blenden herabfallen. Das Feuer brach durch die Ritzen.
    Nach einigen Minuten konnte ich wieder sehen. Satch lag auf der Pritsche und hatte seinen Kopf in die Kissen gewühlt. Er wimmerte um seine Augen und mußte entsetzlich gelitten haben, denn er konnte sie nicht schließen.
    Ich drehte ihn auf den Rücken. Er hatte die Augen verdreht wie ein Toter, um dem Licht zu entgehen. Die zuckenden Lider röteten sich. Ich legte ihm ein nasses Handtuch darüber.
    „George, das war es“, stöhnte er. „Ich habe es geahnt. Die Hölle!“
    „Sieht aus wie eine Nova“, mutmaßte ich zweifelnd.
    „Aber hier? Welcher Stern?“
    „Er war sehr nahe“, sagte er.
    „Ich will versuchen, mit dem Flughafen Verbindung zu bekommen.“
    „Es wird so dunkel, George“, fuhr er auf. „Es wird plötzlich so dunkel.“
    Satch begann zu fiebern.
    „Ruhig, Satch, es wird gleich besser“, sagte ich.
     
    Es war kein bekannter Stern. Es war eine Supernova in fünf Lichtjahren Entfernung. Irgendeine ungeheuer aufgeheizte Sonne war von draußen in unseren Raumbezirk gebrochen, und ihre aufgespeicherte Strahlungsenergie wurde explosionsartig frei. Der Stern dehnte sich ruckartig aus, zerstörte durch seinen plötzlichen Einbruch das Raum-Zeit-Gefüge und brach wie ein Gewitter aus grellem Licht über die umliegenden Sonnensysteme herein. Kim stand ihm am nächsten, deshalb hatten wir keine Warnung erhalten.
    Dieselbe Nacht noch flog ich Satch in die Klinik. Ich habe nie auf Thor einen helleren Tag gesehn als diese Nacht. Das Land war schattenlos und der Himmel eine wabernde Lohe. Die Luft schimmerte im hellsten Grün eines heißen Hochsommermittags, und die Tiere waren erwacht aus schläfriger Herbstnacht, beflochten ihre Ballons und stiegen aus den Tälern ins Gebirge. In den Wäldern trommelten die Eingeborenen ihre Angst in die brennende Nacht, und in Trenton standen die Menschen auf Straßen und Plätzen, hatten Mäntel über die Pyjamas geworfen und starrten durch Sonnenbrillen und geschwärzte Gläser auf das schreckliche Wunder am Himmel. Ein neuer Stern, eine zweite Sonne.
    Als Kim am Morgen über den Horizont kletterte, glich sie einer trüben Laterne am hellen Tag. Ein häßliches Zwielicht spreizte die Schatten, und die Temperatur stieg. Es wurde ein gräßlicher pausenloser Tag, der uns zermürbte, die Sonnen teilten sich die Nacht, und monatelang sahen wir keinen Stern. Aber bald fanden sich die Menschen mit der neuen Regel ab, und die Farmer hofften auf eine dritte Ernte in diesem Jahr.
    Wir vom Raumflugdienst hatten Ferien.
    Die Transition wurde gesperrt, und bis zum Eintreffen des Vermessungsschiffes vergingen Wochen.
    Die Nova wanderte langsam in den Taghimmel, eine kurze Nacht senkte sich in regelmäßigen Abständen in den Lichtstrom und griff Raum. Nach vier Monaten

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