Science Fiction Almanach 1983
verscheucht indes die letzte Leseenergie. Oft merkt der Autor selbst nicht, daß da an seinen kühnen Konstruktionen etwas nicht stimmen kann (hier darauf näher einzugehen wäre im Moment müßig und sollte einer separaten Untersuchung vorbehalten bleiben). Darunter fallen Romane wie: R. Barran, Das Jahr 2100; Helena, 1956; E. Multon, Planet der Verdammten; Reihenbuch, 1954; C. Morris, Gnossi II; Bewin, 1957.
Etwas mehr Gedanken haben sich Autoren gemacht, die Fehler in der idealen Zukunftsgesellschaft entdecken. U. Biegel macht im galaxisumspannenden terranischen Reich der Zukunft immer noch Krieg und Haß aus (Galaxis ohne Morgen; Bewin, 1968) und geht in Das Ende der Technokraten (Bewin, 1971) sogar noch weiter: Spannungen entstehen auf der Erde in einigen Jahrzehnten durch die Gegensätze zwischen der reichen Überschicht und den armen Proletariern. Der bei der Entstehung dieser Werke vorherrschende Zeitgeist (1968 und 1971) dürfte wohl eine nicht unbeträchtliche Rolle gespielt haben – es heißt im zweiten Buch tatsächlich noch „Proletarier“. Ansonsten ist hier aber nur der Background, das Szenario, verändert worden, vor dem dann die gewohnte Actiongeschichte abläuft. Aktueller wirkt da schon ein Zweibänder von A. Zeno (Die Katastrophe und Die Raumstation; Luro, o. J., beide wahrscheinlich 1958/59). Die Natur beginnt, die Menschen abzustoßen. Katastrophen brechen unaufhörlich über die Terraner herein, bis sie den Kampf gegen die Umwelt verloren haben und sich in eine Raumstation flüchten. Von dort wird nach Jahren ein neuer Anfang auf der Erde versucht. Schließlich ein Roman von A. D. Smith mit aktuellen Bezügen (Sonnenkraft; Reihenbuch, 1954). Ein Professor entdeckt eine neue Kraftquelle, die alle Energieprobleme lösen könnte. Doch löst er damit nicht nur Jubel aus. Vor allem die Energiekonzerne haben etwas dagegen, daß seine Entdeckung publik wird.
MYTHISCHES UND KOSMISCHES
„… Was vor allem ist Zivilcourage?“
M. Janus (Höhere Gewalt; Iltis, 1959)
Sagen und Mythen paßten eigentlich schlecht in ein Genre, das so penetrant seine strenge Wissenschaftlichkeit herausstrich. Daher findet der Leser bei den SF-Leihbüchern auch nur selten Texte, die nach unserem heutigen Verständnis der Fantasy zuzurechnen wären. Man ging allerdings Kompromisse ein: Zu der Konstante Wissenschaftlichkeit kam auch etwas Mythisches hinzu.
Hier ist die Rede von tradierten, offenen Mythen, im Gegensatz zu den vorher erwähnten Mythisierungen (vor allem des Krieges). Es geht um uralte Götter, die natürliche Katastrophen auslösen, um Götter, deren Entstehung mitunter auch natürliche Ursachen haben kann (der letzte Überlebende einer höchstentwickelten, uralten Kultur, ein übriggebliebenes Robotgehirn u.a.m.). Ein Bemühen um Mythisches ist somit festzustellen, wenn auch der jeweilige Handlungsablauf wenig Innovatives oder aus dem Rahmen Fallendes anzubieten hat. Kurz gesagt: Es kommt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Wir machen folgende Mythen-Bearbeitungen aus:
- Überlieferte Mythen : „Der Fliegende Holländer des Alls“ und „Ahasverus“ (B. Torsholm, Geheimnis um IRA IX; Bewin, 1958).
- Schöpfungsmythos: G. P. Gray, Der Marsrubin (Bewin, 1958). Als Marsrubine auf die Erde gebracht werden, lösen sie Unheil und Verderben aus. Eine Sintflut verheert die Erde. Jahrtausende später: Die Erde ist wieder besiedelt, da gerät der Planet in ein anderes Universum und dort in den Anzugsbereich einer Sonne namens Sol …
- Orientalische Mythen: Ein Gott erwacht im Himalaja
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