Science Fiction Almanach 1983
gewürdigt werden.
AGENTEN, BÖSEWICHTER UND
SUPERMENSCHEN
„Wohl jeder Mensch hat einen sechsten Sinn.“
(F. Bering, Sterbender Ganymed; Bewin, 1961)
„Wird es möglich sein, den Mann zu finden, der an allem schuld ist, der den Keim des Bösen in sich trägt …?“
(Aus Inhaltsangabe zu: J. C. Dwynn,
Rangers, Roboter und Raketen; Wiesemann, 1958)
Kommen wir nun zu einer weiteren Spielart mythischer Errettung aus Ungemach, zur zweiten Form, sich der Bedrohungen zu erwehren. Es geht um Agenten, die entführte Wissenschaftler befreien, Angriffspläne feindlicher Mächte vereiteln, gestohlene Formeln dem Gegner entreißen, Killer unschädlich machen oder für die eigene Seite beim anderen spionieren. Das Science Fiction-Element ist in diesen Romanen nur mit Mühe auszumachen. Die Abenteuer unterscheiden sich nur unwesentlich von James Bond und seinen Vorgängern (vor allem gilt dies für Mickey Spillanes Mike Hammer ), das Utopisch-Phantastische wirkt aufgepfropft und reicht nicht einmal aus, diesem Untergenre (auch wenn die Geschichten auf einem anderen Planeten spielen) einen eigenen Reiz zu verleihen. Solche Thriller (auf deren Eigenheiten hier nicht weiter eingegangen werden kann) sind heute stark aus der Mode gekommen. Das Psychologische, der Bezug zur Realität und die Motivation der Protagonisten fehlten diesen Büchern doch zu sehr. (Beispiele: B. Andrews Serie um Al Dekker, vier Bände bei Feldmann; G. P. Grays Serie um Dr. Laube, vier Bände bei Bewin; K. Mertens Serie Will Fox, der Weltraumpirat, 13 Bände bei Reihenbuch; J. C. Dwynns Serie um Peryc Collins (s.o.) mit vier Bänden bei Wiesemann und Bewin – und eine Unzahl von Einzelromanen).
Eine wesentlich schärfere, weil bedenklichere Note gewinnen diese Geschichten, wenn die Gegner nicht mehr quasi anonym bleiben, sondern Farbige, Russen oder Chinesen beim Namen genannt werden. Ohne Skrupel verfahren die Autoren bei der Ausschaltung derselben genauso wie bei der Vernichtung von Aliens und anderen unappetitlichen Invasoren. Hier tritt ein Rassismus zutage, der sich durch nichts mehr verharmlosen läßt. Wo Russen, Chinesen, Farbige und andere als zu vernichtendes, unwertes Leben dargestellt werden, muß dem Leser die Geisteshaltung der Autoren fragwürdig erscheinen.
F. Berning schrieb eine Serie um den Geheimdienstmajor Galen {25} : In Weltraumkreuzer über Afrika (Bewin, 1961) geht es gegen einen schwarzafrikanischen Staat und seinen Präsidenten namens Nigeria (!), in Uranfrachter überfällig (Bewin, 1963) geht es gegen böse Chinesen und noch einmal gegen diese in Unternehmen Gelbe Flotte (Bewin, 1961). M. Keens Serienheld James Hunt muß den Verbrecher Li Fu (aus welchem Land mag der wohl kommen) dingfest machen (Todesboten; Reihenbuch, 1954). Noch direkter und sorgloser erzählt R. Krapp: In Relaisstation Mond (Verlag Das Leihbuch, o. J.) bringen „rusasische“ (!) Agenten die Abwehr „Ameropas“ (!) in arge Bedrängnis. Es kommt zu Kämpfen zwischen „rusasischen Spionen, die nur vernichten wollen“ und Forschern aus Ameropa, die „ihre einmalige Erfindung der friedlichen Welt dienstbar zu machen versuchen“, „… tragen die vor keinem Mord zurückschreckenden Rusasier den Sieg davon?“ heißt es in der Inhaltsangabe, „oder die harten Männer aus Ameropa, die keine Gefahren und Strapazen scheuen …“
Von den stahlharten Agenten, die alles vermögen, ist es dann kein weiter Schritt mehr zu den Übermenschen, den Superintelligenten und den Mutanten. Sie treten in den Leihbüchern eher selten auf – die Möglichkeiten psychischer Veränderungen mögen den
Weitere Kostenlose Bücher