Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1983

Science Fiction Almanach 1983

Titel: Science Fiction Almanach 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
ge­schicht­sträch­tig.
    Hit­ze.
    Der Staub flim­mer­te und mach­te die we­ni­gen Bäu­me grau.
    Am Ran­de hock­te der ZEI­TER und gähn­te mit sei­nen ho­hen Fens­tern in den Nach­mit­tag.
    Der Wind schlief.
    Das große Ge­rät hielt an Fä­den Ge­hir­ne in den trä­gen Strom der Zeit, hat­te sei­ne Füh­ler aus­ge­streckt, schweb­te über Ab­grün­den der Ver­gan­gen­heit, über Schluch­ten und Un­tie­fen, to­ten Was­sern, wach­te, dün­ne Plan­ken im Un­ge­fähr. Doch kein Fuß such­te Tritt, kei­ne Hand such­te Halt, nur Läh­mung, Schlaf und mat­ter Re­flex.
    Ein Ge­spinst von Sil­be­r­elek­tro­den im grau­en Ge­wölk der Groß­hirn­rin­de, ei­ne Hand, die dir be­hut­sam durch die Stirn greift, dich hält; win­zi­ge Ener­gie­fä­den, Mus­ter, schwe­re­los in den Schä­del ge­la­gert, tra­gen dein Ich über Schalt stel­len und Ver­stär­ke­r­ele­men­te in die große Dun­kel­heit der Kor­ri­do­re, in de­nen die Zeit rinnt.
    Er­bar­mungs­los brü­te­te die Son­ne über dem Flug­feld, dem Flug­feld von Kia­ra, am Ran­de der ur­al­ten, ver­las­se­nen Stadt zwi­schen Wüs­te und längst ver­sieg­tem Strom, den die Al­ten vor Äo­nen den „Nil“ ge­nannt hat­ten.
    Hit­ze.
     
    Ich ha­be einen Un­ter­mie­ter.
    Nun wer­den Sie sa­gen, das sei nichts Be­son­de­res, und Sie ha­ben recht. Vie­le ha­ben Un­ter­mie­ter, sym­pa­thi­sche und un­an­ge­neh­me, die stän­dig Är­ger ma­chen, aber Sie wer­den se­hen, mei­ner ist doch et­was Be­son­de­res. Wir be­woh­nen näm­lich bei­de das­sel­be Zim­mer, doch – ich ha­be ihn noch nie ge­se­hen oder ge­hört. Ich mei­ne, rich­tig ge­hört.
    Ein über­aus an­ge­neh­mer Mie­ter, wer­den Sie jetzt sa­gen, aber lang­sam, lang­sam! Hö­ren Sie wei­ter zu. Ich muß Ih­nen ver­si­chern, ich glau­be nicht an Ge­spens­ter, ich bin auch sonst nicht furcht­sam, aber mir ist die Sa­che doch ein biß­chen un­heim­lich. Des­halb er­zäh­le ich Ih­nen auch von der Ge­schich­te. Mir wä­re nie im Traum ein­ge­fal­len, Sie zu be­läs­ti­gen, aber ich möch­te doch wis­sen, ob es an­de­ren ähn­lich geht wie mir.
    La­chen Sie nicht, ich ha­be mei­ne Grün­de für die­se An­nah­me. Ich ha­be al­so einen Un­ter­mie­ter, den ich noch nie ge­se­hen ha­be oder ge­hört, rich­tig ge­hört.
    Nur nachts. Nachts hö­re ich ihn manch­mal.
    Er spricht sehr lei­se, fast un­hör­bar, ob­wohl sei­ne Stim­me di­rekt in mei­nem Ge­hirn ist und ich die Oh­ren da­bei zu­hal­ten kann, ja oft zu­hal­ten muß, um mich ganz auf sei­ne Stim­me zu kon­zen­trie­ren. Stim­me ist schon zu­viel ge­sagt. Es ist ein un­be­stimm­tes Flüs­tern, Zi­scheln und Rau­nen. Ich ha­be große Mü­he, ihn zu ver­ste­hen, muß oft rück­fra­gen oder gar un­ser Ge­spräch ab­bre­chen, auf­ste­hen und mich er­fri­schen. Manch­mal bin ich zu mü­de oder zu un­kon­zen­triert, dann fle­he ich ihn an, das Ge­spräch zu ver­schie­ben. Er wil­ligt ein, ist nie un­ge­hal­ten, denn er hat Zeit, viel Zeit, mehr als Sie und ich uns vor­stel­len kön­nen.
    Vie­les von dem, was er er­zählt, ver­ste­he ich nicht, er­scheint mir wirr und un­ge­reimt, aber ich will es so wie­der­ge­ben, wie ich glau­be, es wie­der­holt ge­hört zu ha­ben.
    Er sagt, er sei im ZEI­TER . Das scheint ei­ne Ma­schi­ne zu sein, ein Fahr­zeug oder so et­was Ähn­li­ches, zu­gleich aber ein Tor, durch das man ein- und aus­rei­sen kann. Von die­sem Ding wur­de er aus der Zu­kunft weit in die Ver­gan­gen­heit trans­por­tiert, dort scheint er aber den An­schluß ver­paßt zu ha­ben, nun muß er war­ten. Er sagt, er sei ur­alt und doch nicht ge­bo­ren, er sei noch nicht ei­gent­lich, doch er sei un­ter uns und über­all, sei Sie und ich, Asche und Blatt, Meer und Staub, Ster­ne und Licht, noch un­ge­ord­net.
    Er sagt, ich sei ein Te­le­path, au­ßer­ge­wöhn­lich, das sei sel­ten. Ich weiß nicht, ob ich ein Te­le­path bin, wo­her soll­te ich auch? Ich ha­be kei­ne Ah­nung, ob ich mich dar­über freu­en soll oder nicht. Aber er muß es ja wis­sen, denn er ist ur­alt und hat viel ge­se­hen und ge­hört, ob­wohl er noch gar nicht ge­bo­ren ist, ich viel­leicht sein Ur­ahn bin mit Ur hoch wer weiß wie­viel. Wer will das wis­sen?

Weitere Kostenlose Bücher