Science Fiction Almanach 1983
Tablette löste sich sprudelnd auf. Schon dieser hoffnungsvolle Anblick allein trug zur Besserung seines Zustandes bei.
„Ich bin kein Blechkasten“, tönte der Lautsprecher. „Ich bin die neueste Schöpfung der Kybernetik mit künstlichem Bewußtsein und Ich-Komplex und werde anläßlich des Moon-Meetings der IBM erstmalig der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Ich kann …“
„Ja, ja, ich weiß“, unterbrach Hofman ungerührt. Er fuhr mit dem Handrücken über sein stoppeliges Gesicht. Er sah im Deckenspiegel die müde Gestalt, die er selbst war. Und er erinnerte sich, daß er nicht zu seinem Vergnügen auf dem Mond war. Rasch atmete er mehrmals tief durch. Er stellte sich unter die Dusche und war froh, daß das Geräusch der heißen Wasserstrählchen die Belehrungen des Robots übertönte. Duschen auf dem Mond war ein Vergnügen besonderer Art. Die Wassertropfen trommelten, vom Boden zurückgeworfen, gegen seinen Körper. Bis die Zentrale den Hahn zudrehte. Flüssigkeit war knapp auf dem Mond.
Hofman versagte sich grimmige Bemerkungen über Segen und Fluch der Steuerungstechnik. Er fühlte sich jetzt körperlich wohler. Dann sah er den Ziffernstreifen der Wanduhr.
„Heiliger Strohsack – das Schiff vom Sirius.“
„Jawohl, Herr Hofman“, tönte es sofort aus dem Lautsprecher, „in sieben Komma drei Sekunden wird das Schiff aus dem Hyperraum in unser Sonnensystem übertreten. Wenn Sie aus Ihrem Südfenster blicken, können Sie den Lichtblitz über der Kuppel wahrnehmen.“
„Ich habe dich nicht um deine Meinung gefragt.“ Mißmutig verteilte Hofman Rasiersalbe auf Wangen und Kinn. Er hatte gestern wirklich zuviel getrunken. Ich muß noch eine zweite Kopfschmerztablette nehmen, überlegte er. Dann folgte er doch dem Hinweis des Robots und trat ans Fenster. Er sah noch das letzte Leuchten des grünen Feuers, das von der Ankunft eines Sternenschiffs Kunde gab. Die Entladung verglomm schnell und zerfaserte sich nach allen Himmelsrichtungen.
„Sag mal, Blechkopf, wie lange dauert es, bis das Schiff von der Transitionsstelle zum Raumhafen geflogen ist?“
„Ich bin kein Blechkopf, ich bin..“
„Okay, kein Blechkopf. Wann landet das Schiff vom Sirius?“
„In einer Stunde zweiundzwanzig Komma drei Minuten, wenn alles programmgemäß verläuft.“
„Noch mehr Kommastellen kannst du mir nicht geben?“ fragte Hofman sarkastisch.
„Auf wie viele Stellen genau möchten Sie die Zeitangabe?“
„Wenn möglich, nicht über die Stelle hinaus, ab der sich die Genauigkeit mit der Zeit überlappt, die zur Durchsage der Dezimalstellen selbst benötigt wird!“
„Das wäre die vierte Stelle …“
„Schon gut.“ Hof man winkte entsetzt ab, obwohl er kaum glaubte, daß der Robot den Raum mit Photozellen einsehen konnte. Der akustische Einbruch in seine Privatsphäre war schon unangenehm genug. Als der Robot keine weiteren Weisheiten von sich gab, widmete sich Hof man seiner Rasur. Er wischte die Salbe samt biochemisch gelösten Barthaaren mit einem Papierhandtuch ab. Geistesabwesend zog er sich an. Er war in Gedanken bereits bei dem Sirianer mit dem fast unaussprechlichen Namen, den sie in der IBM nur ehrfurchtsvoll ‚Alexander den Großen’ nannten …
Als Stepan Hof man beim Raumhafen ankam, der einige Kilometer außerhalb der Mondkuppel lag, war das mächtige Sternenschiff bereits gelandet. Die unzähligen Lichter hinter den Signalfenstern erloschen eines nach dem anderen. Aber die Schleusen zeigten noch Rotlicht.
Hof man hatte ein ausgezeichnetes Frühstück zu sich genommen. Er fühlte sich sichtlich wohler. Und diese Kochkünste hatten ihn auch mit der Zudringlichkeit wieder versöhnt, die der Robot bei
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