Science Fiction Almanach 1983
Horizont erstreckte und starrte mit wachsender Unruhe um sich. Er war vollkommen allein, ein einsamer, kleiner Mann in einer riesigen Halle, deren Abmessungen alle Vorstellungen überstiegen.
Angst begann in ihm aufzuwallen, unerträgliche Angst, die sein Innerstes Zusammenkrampfte. Er schrie auf und hörte seine Stimme bis ans Ende von Raum und Zeit rollen.
Er schrie noch einmal. „Ist denn hier niemand?“
Er wirbelte herum. Er hatte kein Geräusch vernommen, aber er wußte plötzlich mit untrüglicher Sicherheit, daß er nicht länger allein war. Er kniff seine Augen zu engen Schlitzen zusammen und starrte angestrengt in die Ferne.
Dort hinten … dort hinten stand ein Mensch! Die riesige, überdimensionale Gestalt eines Mannes, der einen heilbraunen Übergangsmantel und einen steifen Hut trug.
Er lief taumelnd auf ihn zu, und der Fremde wuchs vor ihm größer und größer auf, bis er seinen Kopf in den Nacken legen mußte, um dessen Gesicht erkennen zu können.
„Hallo, Paul!“ sagte er herzlich, keinesfalls überrascht, denn es war plötzlich, als ob er schon die ganze Zeit über gewußt hätte, wer der riesenhafte Fremde war.
Paul rührte sich nicht. Er schien nichts gehört zu haben und beachtete ihn mit keinem Blick.
„Hallo, Paul …“ wiederholte er leiser und senkte seinen Blick. Als er wieder aufsah, war der riesenhafte Mann verschwunden.
Verwirrt blickte er sich um und gewahrte hinter sich in geringer Entfernung einen menschenleeren Bahnsteig, und einen langen Magnetzug, der auf ihn zu warten schien.
Plötzliche Hoffnung durchdrang ihn. Noch war es nicht zu spät … Er setzte sich in Bewegung und eilte auf den Bahnsteig. Er erreichte ihn und hastete mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl auf die einzige offenstehende Eingangstür des Zuges zu. Noch bevor er jedoch seinen Fuß in den Wagen setzen konnte, schloß sich die Tür.
Er schrie auf und streckte flehend seine Hände aus. Der Magnetzug schoß vorwärts und entschwand mit einem ohrenbetäubenden Schrillen. Ein bleiches, ausdrucksloses Antlitz blickte aus dem letzten Abteilfenster auf den Zurückbleibenden. Es war Paul.
Das Schrillen hielt mit grausamer Unerbittlichkeit an. Nick Bedford schoß aus seinem unruhigen Schlummer empor und blieb einen Augenblick lang wie betäubt auf der Bettkante sitzen. Dann drang das Rufsignal des Visophons in sein Bewußtsein, und mit einem wüsten Fluch auf den Lippen schaltete er das Gerät ein.
„Nick Bedford, Agent 2-8-7-2-0. Was gibt’s?“
Auf dem Schirm entstand ein Gesicht, das er zur Genüge kannte. Es war das Antlitz, das er in seinem Traum gesehen hatte.
„Nick …“ sagte es freundlich. „Du bist gerade frei, nicht wahr?“
„Das schon …“ brummte Bedford und warf einen Blick auf seine Uhr. 6. Juni 2196, 7.05 Uhr.
Kaum drei Stunden Schlaf gehabt, dachte er ärgerlich. Dem Boß war es völlig gleich, ob seine Männer sich zu Tode schufteten. Wetten, daß er seine acht Stunden geschlafen hatte? Selbstverständlich, er war ja auch der Regionalchef der Planetaren Geheimpolizei! Nick Bedford schnupfte angeekelt.
Sein Boß schien seinen Ärger nicht bemerkt zu haben. Er fuhr fort: „Nun, ich habe einen Auftrag für Dich. Wichtige Angelegenheit … Zeitmaschine, oder sowas ähnliches. Mach Dich fertig und sei in einer halben Stunde in meinem Büro. Klar?“
„Klar, Boß.“ Bedford schaltete das Visophon aus. Während er im benachbarten Badezimmer unter die Dusche trat und sich von dem kühlen Sprühregen die letzten Reste des Schlafs vertreiben ließ, beschäftigten sich seine Gedanken mit den Traumbildern, die ihn gequält hatten.
Es bestand kein Zweifel, daß der Mann im Traum Paul Logan war. Paul Logan, Regionalchef der Planetaren
Weitere Kostenlose Bücher