Science Fiction Almanach 1983
hatten sich geschworen, einmal gemeinsam die Agentenlaufbahn bei der Geheimpolizei einzuschlagen, und Twogun Barnes und den anderen Helden ihrer Lieblingsbücher nachzueifern. Nur ein Unterschied bestand zwischen ihnen, ein kleiner Unterschied, der sie später voneinander entfernen und ihre Freundschaft zerstören sollte.
Paul Logans Vater nahm eine bedeutende Stellung bei der Planetaren Geheimpolizei ein. Und Nick Bedford hatte keinen Vater mehr. Das war alles. Kein himmelweiter Unterschied genaugenommen. Aber er genügte. Ja, Mann – er genügte!
Während der Jahre, die sie zusammen auf der Polizei- und Agentenschule verbrachten, machte er sich zunächst kaum bemerkbar. Auch später, während ihrer Lehrzeit als Agenten, nicht.
Aber dann kam jener Tag, an dem sich für jeden von ihnen das Schicksal entschied. Es ging um den Posten eines Chefagenten. Nick Bedford, Agent 28 720, und Paul Logan, Agent 28 751, waren die beiden Anwärter, und Bedford besaß die besseren Qualifikationen. Den Posten jedoch erhielt Logan, durch Intervention seines Vaters, wie Nick nicht zu Unrecht vermutete. Er selbst blieb Agent 28 720.
Bedford schob das halbverzehrte Frühstück angeekelt in die Wandöffnung zurück und erhob sich. Die Uhr zeigte „6. Juni 2196, 7.25 Uhr“. In zehn Minuten spätestens erwartete ihn der Boß.
Ja, dachte Bedford bitter, der Boß! Denn mit dem Chefagenten hatte Logans Aufstieg noch kein Ende gefunden. Zwei Jahre später war er Distriktchef PGP und sprach mit Bedford nur noch geschäftlich. Bedford selbst blieb Agent 28 720.
Auch damit war die Erfolgsleiter nicht völlig erklommen, und Papa Logans Einfluß konnte noch ganz andere Dinge leisten. Es verging knapp ein Jahr, bis der damalige Regionalchef abberufen wurde, und Paul Logan seine Stelle einnahm. Von da ab erhielt Bedford nur noch Routineaufträge. Er blieb weiterhin Agent 28 720.
Er verließ seine kleine Wohnung um 7.30 Uhr und trat auf das Rollband, das ihn rasch durch die endlosen Korridore des Polizeigebäudes trug.
„Routineaufträge“, dachte er wütend, „immer nur Routineaufträge.“ Was bezweckte Logan eigentlich damit? Wollte er ihn damit zu Boden halten? Wollte er verhindern, daß er – Bedford – ebenfalls die Erfolgsleiter emporklimmen und seine Stellung gefährden würde? Immerhin plausibel. Durch die Ausführung bloßer Routineaufträge, die jeder Agentenlehrling erledigen konnte, würde es ihm natürlich nie gelingen, die persönlichen Leistungen zu vollbringen, die ein Agent zeigen mußte, wenn er an einen Aufstieg dachte und kein hohes Tier bei der PGP als Vater besaß. Routineaufträge, wie diese Zeitmaschinensache, von der Logan gesprochen hatte.
Die Anti-Zeitreise-Gesetze §§ 533/34 im Neuen Strafgesetzbuch, waren schon über hundert Jahre alt. Zu einer Zeit erschaffen, als von Edmund Sack die erste praktisch verwendbare Zeitmaschine berechnet und der Planetaren Regierung vorgelegt wurde, mußten sie auch heute noch häufig in Anwendung treten. Die Sackschen Berechnungen und Pläne waren damals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden, bevor die Planetare Regierung derartige Forschungsarbeiten untersagte und die Anti-Zeitreise-Gesetze verabschiedete.
Aber die Universitäten, Technischen Hochschulen und Forschungsinstitute ließen sich dadurch nicht abschrecken, bis … ja, bis 30 Jahre später die schwere Zuchthausstrafe, die auf illegales Arbeiten mit Zeitmaschinen stand, in die Todesstrafe umgewandelt wurde. Aber auch dann noch gab es fanatische Wissenschaftler …
Bedford trat vom Rollband hinunter und blieb vor einer
Weitere Kostenlose Bücher