Science Fiction Almanach 1983
Sehnsucht. Auf seinem Schreibtisch lag ein neues Buch. Es behandelte Anomalien in der intergalaktischen Sternen Verteilung. Seitlich ragte ein Zettel daraus hervor. Darauf stand: What – me worry? Aber das konnte außer dem Autor kaum jemand lesen.
Jesco von Puttkamer Danke für den Tip!
Dunkelheit umgab ihn. Tiefste, schwärzeste Dunkelheit, wie sie nur der Tod mit sich bringt.
Er schwebte bewegungslos. Das, was ihn umgab, war kein Raum, sondern etwas Höheres. Er konnte es nicht benennen, weil ihm die Vergleichsmöglichkeiten fehlten. Zwar war es eine „Umgebung“, aber nur im relativen Sinne, und das schien ihm selbstverständlich.
Er besaß keinen Körper und keine Sinnesorgane. Er hörte, sah und fühlte nichts. Er war reines Bewußtsein, zusammengeballt und konzentriert in einer kompakten, kleinen Sphäre.
Er wußte nicht, wie lange er diese Daseinsform beibehielt. Er spürte keinen Zeitablauf. Das Namenlose, worin er schwebte, schien außerhalb der Zeit zu liegen und dem Absoluten immanent zu sein.
Aber plötzlich vernahm er eine Stimme …
„Na, wird’s bald?“ rief der Lehrer und trommelte mit den Fingerspitzen ungeduldig auf die Schreibtischplatte.
Nick Bedford hörte das aufgeregte Getuschel der Klasse. Sie schienen über irgend etwas belustigt zu sein. Alle – außer dem Lehrer.
Verwundert blickte er sich um. Ein ganz gewöhnliches Klassenzimmer, wie er es aus seiner Schulzeit noch in Erinnerung hatte. Die große Fernschreibetafel am Kopf des Raums, auf die jeder der dreißig Schüler nach einer Schalterbetätigung durch den Lehrer schreiben konnte, ohne seinen Platz verlassen zu müssen. Die fünfzehn Kunststoffbänke, in denen sie zu zweit saßen. Der riesige Schreibtisch neben der Tafel, und dahinter der grauhaarige Lehrer.
Der Lehrer …! Er starrte ihn aus weitaufgerissenen Augen an. Die buschigen Augenbrauen, die lange graue Mähne, der borstige Schnurrbart, der fleckige dunkelblaue Anzug! Das war doch …!
„Na, wird’s bald?“ wiederholte der Lehrer unmutig.
Mr. Roberts!
Bedford zwinkerte mit den Augen und sammelte sich mühsam. Er stand aufrecht in seiner Bank, und die Augen der ganzen Klasse hingen an ihm.
„Nick Bedford“, meinte der Lehrer müde, „die Frage war: In welchem Jahr und durch welchen Mann wurde die Theorie vom Zeitquant aufgestellt?“
Bedford wußte instinktiv, daß es vorläufig galt, sich den gegebenen Umständen anzupassen. Die in ihm herrschende Verwirrung konnte er auch nachher noch aufzulösen versuchen.
Was hatte Mr. Roberts gefragt? Zeitquanttheorie? Er befand sich also zweifellos im Physikunterricht, Zeitquant … Zeitquant … Verdammt noch mal, hätte er doch damals, vor vierzig Jahren, besser aufgepaßt! Aber halt! Vor vierzig Jahren? Sein Physiklehrer war doch damals Mr. Roberts gewesen, dieser grauhaarige …
Plötzlich hatte er die Antwort. Zeitquanttheorie …
„Die Zeitquanttheorie wurde im Jahre 2145 von Seedy aufgestellt, Herr Lehrer!“
„Setzen! Hat ja reichlich lange gedauert.“ Der Lehrer wandte sich einem anderen Schüler zu, und Bedford ließ sich auf seinen Platz nieder. Der neben ihm sitzende Junge, ein hochgewachsener, schlanker Bursche mit dunklem Haar, stieß ihn an.
„Warum hast du denn nicht auf mich gehört? Habe es Dir mindestens fünfmal zugeflüstert!“
Bedford starrte ihn mit wachsender Verwunderung an. Das war doch Paul Logan, sein bester Freund! Er wandte seine Augen rasch wieder ab, um keinen Verdacht zu erregen und zuckte die Achseln. „Weiß nicht …“
Mit leerem Blick sah er auf den Lehrer, während sich seine Gedanken jagten, im krampfhaften Bemühen, die Situation zu erfassen, in der er sich
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