Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
haben. In etwas mehr als einer und einer Viertelstunde gehen wir nach oben, und danach werden wir überhaupt keine Zeit mehr für längere Gespräche haben.“
„Also, dann fangen wir mal an.“ Theremon lehnte sich in seinem Sessel zurück und faltete die Hände vor der Brust. „Wissen Sie, allmählich fange ich an, tatsächlich an Ihre Voraussagen zu glauben. Sie und Ihre Mitarbeiter sind alle mit einem solchen Ernst bei der Sache. Würden Sie mir bitte einmal erklären, um was es denn nun im einzelnen eigentlich geht?“
„Was?“ Aton explodierte förmlich. „Wollen Sie damit andeuten, daß Sie uns nun schon die ganze Zeit mit Ihren Artikeln der Lächerlichkeit preisgegeben haben, ohne überhaupt eine Vorstellung zu haben, worum es geht?“
Der Reporter grinste wie ein Unschuldslamm. „So schlimm ist es nun auch wieder nicht, Sir. Der Grundgedanke ist mir schon klar. Sie behaupten doch, daß in ein paar Stunden eine weltweite Dunkelheit ausbricht und daß die gesamte Menschheit dem totalen Wahnsinn verfallen wird. Was mich nun interessiert, das sind die wissenschaftlichen Belege für Ihre Behauptungen.“
„Das lassen Sie mal besser bleiben“, mischte sich Sheerin ein. „Wenn Sie Aton danach fragen, wird er – falls er überhaupt in Stimmung ist zu antworten – seitenlange komplizierte Rechnungen herunterspulen und Ihnen bändeweise graphische Darstellungen zeigen. Daraus würden Sie sowieso nicht schlau. Aber wenn Sie mich fragen, so kann ich Ihnen gern die Sache vom Standpunkt des Laien aus begreiflich machen.“
„Okay, dann frage ich eben Sie.“
„Schön, aber zuerst möchte ich mal etwas zu trinken haben.“ Er rieb sich die Hände und schaute erwartungsvoll auf Aton.
„Wasser?“ brummte Aton.
„Sind Sie übergeschnappt?“
„Seien Sie mal lieber nicht übergeschnappt! Heute herrscht striktes Alkoholverbot. Es wäre zu einfach, meine Männer betrunken zu machen. Ich kann es mir nicht erlauben, sie heute in Versuchung zu führen.“
Der Psychologe knurrte etwas vor sich hin. Dann wandte er sich Theremon zu, fixierte ihn mit seinem durchdringenden Blick und begann zu erklären: „Sie wissen sicherlich, daß die Zivilisation auf unserem Planeten historisch gesehen einen zyklischen Charakter aufweist – verstehen Sie, was ich mit ‚zyklisch’ meine?“
„Ich weiß wohl“, antwortete Theremon vorsichtig, „daß das die derzeit gängige Theorie der Archäologen ist. Ist ihre Richtigkeit denn wissenschaftlich nachgewiesen?“
„Ziemlich. Seit dem Beginn dieses Jahrhunderts stimmen die Wissenschaftler ihr im allgemeinen zu. Dieser zyklische Charakter ist – oder sagen wir richtiger: war – eines der großen Geheimnisse. Wir haben eine ganze Reihe von aufeinanderfolgenden Zivilisationen – davon neun definitiv – historisch belegen können. Dazu gibt es noch ziemlich eindeutige Indizien für weitere Zivilisationen, die alle auf einem Entwicklungsstand angelangt waren, der mit dem unsrigen vergleichbar ist. Und nun kommt das Interessante: Sie alle wurden ausnahmslos auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung durch Feuersbrünste zerstört.
Und niemand wußte je, wie das gekommen war. Alle Kulturzentren wurden jedesmal völlig ein Opfer der Flammen, und zwar so gründlich, daß nichts übrig blieb, nicht einmal der kleinste Hinweis für die Ursachen der Zerstörung.“
Theremon folgte gespannt den Ausführungen des Psychologen. „Gab es nicht auch eine Steinzeit?“
„Das ist ziemlich wahrscheinlich. Aber bis dato weiß man nicht viel mehr darüber, als daß die Menschen jener Periode kaum mehr als relativ intelligente Affen waren. Aber das können wir in diesem Zusammenhang wirklich vergessen.“
„Ich verstehe. Erzählen Sie doch bitte weiter.“
„Es gab und es gibt natürlich eine ganze Reihe von Erklärungsversuchen für diese immer wiederkehrenden Katastrophen. Aber sie sind alle mehr oder weniger fantastischer Natur. Manche führen die Feuersbrünste auf periodische Flammenregen zurück; wieder andere glauben, daß Lagash dann und wann mit einer Sonne in Berührung kommt; manche erzählen sogar noch tollere Geschichten. Aber es gibt auch eine Theorie, die sich von allen anderen unterscheidet und die seit einigen Jahrhunderten überliefert wird.“
„Ich weiß. Sie spielen auf diesen Sternenmythos an, von dem die Kultisten in ihrem ,Buch der Offenbarungen’ sprechen.“
„Genau den meine ich“, nahm Sheerin mit zufriedenem Gesichtsausdruck den Faden wieder auf. „Die Kultisten sind
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