Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
Vom Netzwerk:
alten Mann zu. Aton zeigte mit der Hand auf das Fenster.
„Von unseren sechs Sonnen ist nur noch Beta am Himmel. Sehen Sie das?“
Diese Frage war eigentlich überflüssig. Beta stand fast im Zenit; ihr rotes Licht tauchte die Landschaft nun, da die hellen Strahlen der untergehenden Gamma allmählich erloschen, in ein ungewohntes Orange. Beta stand im Aphelion. Sie war eigenartig klein; sie war kleiner, als Theremon sie jemals wahrgenommen hatte, und in diesem Moment war sie die unumstrittene Herrscherin über den Himmel von Lagash.
Lagashs eigene Sonne, Alpha, um die der Planet seine Bahn beschrieb, war nun auf der Rückseite so wie die beiden anderen, entfernteren Sonnenpaare. Der rote Zwerg Beta, Alphas unmittelbarer Partner, war allein, schrecklich allein.
Atons Gesicht leuchtete rötlich in Betas Strahlen. „In knapp vier Stunden wird das, was wir als Zivilisation bezeichnen, untergehen. Und zwar aus dem Grunde, weil Beta die einzige noch am Himmel stehende Sonne ist, wie Sie ja selbst sehen.“ Er lachte grimmig auf. „Und nun schreiben Sie das! Es wird niemand mehr da sein, der das noch lesen könnte.“
„Und wenn sich nach vier Stunden – und vielleicht noch einmal vier Stunden – nichts getan hat? Was dann?“ fragte Theremon leise.
„Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Es wird sich schon genug tun.“
„Na schön. Trotzdem – wenn nun doch nichts passiert?“
Zum zweitenmal mischte Beenay 25 sich ein: „Sir, ich meine, Sie sollten ihm zuhören.“
„Lassen Sie doch darüber abstimmen, Direktor Aton“, sagte Theremon.
Unter den fünf noch anwesenden Mitgliedern des Observatoriumstabes entstand Bewegung. Bis jetzt hatten sie eine abwartend neutrale Haltung eingenommen.
„Das ist nicht nötig“, sagte Aton bestimmt. Er zog seine Taschenuhr hervor. „Also gut, da ihrem guten Freund Beenay soviel daran gelegen ist, will ich Ihnen fünf Minuten geben. Sprechen Sie!“
„Gut! Was würde es denn nun eigentlich ausmachen, wenn Sie mich einen Augenzeugenbericht über die kommenden Ereignisse machen ließen? Treffen Ihre Voraussagen zu, kann meine Anwesenheit ohnehin keinen Schaden mehr anrichten; denn in dem Fall würde mein Artikel ja niemals gedruckt. Andererseits müßte Ihnen klar sein, daß, wenn sich die ganze Sache als fauler Zauber erweist, Sie dem Gespött der Öffentlichkeit, wenn nichts Schlimmeres, ausgesetzt sind. Es wäre nicht das Unklügste, diesen Spott einer wohlwollend gestimmten Feder zu überlassen.“
Aton schnaubte auf. „Meinen Sie mit ‚wohlwollend’ etwa sich selbst?“
„Wen denn sonst?“ Theremon räkelte sich hin und schlug die Beine übereinander. „Ich gestehe ja gern ein, daß der eine oder andere Artikel von mir manchmal vielleicht ein wenig hart geklungen haben mag, aber ich habe Ihren Leuten ja auch immer eingeräumt, sie in Frage zu stellen. Wir leben ja schließlich nicht mehr in einem Jahrhundert, in dem man den Leuten in Lagash so ohne weiteres den drohenden Weltuntergang verkünden kann. Sie sollten langsam mal einsehen, daß die Leute nicht mehr an das ,Buch der Offenbarungen’ glauben und daß sie ärgerlich werden, wenn die Wissenschaftler auf einmal wieder diesen alten Kram aus der Kiste holen und den Leuten verkaufen wollen, daß die Kultisten eigentlich ja doch recht hätten. Und …“
„So dürfen Sie das aber nicht betrachten, junger Mann“, unterbrach ihn Aton. „Auch wenn ein großer Teil unserer Daten aus den Lehren des Kults hervorgegangen ist, so haben unsere Ergebnisse absolut nichts zu tun mit dessen Mystizismus. Fakten sind nun einmal Fakten, und die sogenannte ‚Mythologie’ der Kultisten gründet sich eben auf gewisse Fakten. So, und diese Fakten haben wir herausgeholt und sie von dem ganzen mystischen Drumherum befreit. Ich versichere Ihnen, die Kultisten hassen uns dafür sicherlich noch mehr, als Sie uns jetzt hassen.“
„Ich hasse Sie doch nicht. Ich versuche bloß, Ihnen klarzumachen, daß die allgemeine Stimmung in der Öffentlichkeit ziemlich gereizt ist. Die Leute sind einfach verärgert.“
Aton verzog spöttisch den Mund. „Sollen Sie doch verärgert sein.“
„Na schön, und was ist morgen?“
„Es wird kein ‚morgen’ mehr geben.“
„Und wenn es doch eins gibt? Stellen wir uns doch einfach mal vor, es gäbe eins, nur mal um zu sehen, wie es dann weitergeht. Die ärgerliche Stimmung in der Öffentlichkeit wird sich vielleicht in Gefährlicheres verwandeln. Bedenken Sie, daß im Geschäftsleben seit

Weitere Kostenlose Bücher