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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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davon überzeugt, daß Lagash alle zweitausendfünfzig Jahre in eine gewaltige Höhle gerät, so daß alle Sonnen verschwinden und – wie heißt es doch gleich – eine große Finsternis über die Welt hereinbricht. Und dann, so behaupten sie, tauchen merkwürdige Erscheinungen auf, die sie ‚Sterne’ nennen und die den Menschen den Verstand rauben und sie zu wilden Tieren machen, die ihre eigene Zivilisation, die sie sich selbst errichtet haben, zerstören. Natürlich vermengen sie das alles mit einem ganzen Wust religiös-mystischer Vorstellungen und Begriffe, aber der Hauptgedanke ist klar.“
Sheerin hielt einen Moment lang inne und holte tief Luft. „So, und nun kommen wir zu der Theorie von der Universellen Gravitation.“ Er sprach diesen Begriff so deutlich aus, daß man ihn fast berühren konnte. Die Folge davon war, daß Aton, der die ganze Zeit über aus dem Fenster gestarrt hatte, sich von dort abwandte und mit einem lauten Schnauben aus dem Zimmer stolzierte. Die beiden starrten ihm hinterher, und Theremon fragte: „Stimmt etwas nicht?“
„Ach, nichts Besonderes“, antwortete Sheerin. „Zwei Männer des Stabes sind schon seit ein paar Stunden überfällig und sind bis jetzt noch immer nicht wieder aufgetaucht. Jetzt wird er natürlich nervös, denn es sind ja kaum Hilfskräfte da, weil alle, die hier nicht unbedingt gebraucht werden, drüben im Schutzbunker sind.“
„Glauben Sie nicht auch, daß die beiden abgehauen sind?“
„Was? Aber doch nicht Faro und Yimot! Immerhin, sollten die beiden nicht innerhalb einer Stunde zurück sein, kommen wir hier ganz schön in die Bredouille.“ Er sprang mit einemmal auf und ließ die Augen schelmisch blinzeln. „Wie dem auch sei, solange Aton weg ist …“
Er ging auf Zehenspitzen zum nächsten Fenster, bückte sich und zauberte aus einem Schränkchen unter der Fensterbank eine Flasche hervor, in der eine rötliche Flüssigkeit verführerisch gluckerte.
„Hätte ich mir eigentlich schon denken können, daß Aton nichts von dieser Flasche weiß“, sagte er und trottete langsam zurück zum Tisch.
„Hier, nehmen Sie das Glas. Wir haben bloß eins, und Sie sind hier der Gast. Ich bescheide mich mit der Flasche.“ Mit penibler Sorgfalt füllte er das Glas des Reporters.
Theremon öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Sheerin warf einen strengen Blick zu ihm herüber. „Wollen Sie wohl das Alter respektieren, junger Mann?“
Der Reporter schrumpfte mit ängstlichem Gesichtsausdruck zusammen. „Nun saufen Sie schon, Sie alter Schwerenöter.“
Der Psychologe setzte mit gekonntem Griff die Flasche an und ließ seinen Adamsapfel behaglich auf und ab hüpfen, während die Flüssigkeit durch seine Kehle rann. Dann setzte er sie mit einem satten Grunzen wieder ab, gab mit den Lippen ein schmatzendes Geräusch von sich und fuhr fort: „Nun, was wissen Sie über Gravitation?“
„Nichts, außer, daß die Theorie erst vor kurzem entwickelt wurde, daß sie sich noch nicht durchgesetzt hat und daß in ganz Lagash höchstens zwölf Leute so schlau sind, daß sie mit den komplizierten Berechnungen klarkommen.“
„Woher haben Sie denn diesen Blödsinn? Ich kann Ihnen das ganze mathematische Gesetz der Gravitation in einen Satz packen. Soll ich mal? Also, das Gesetz der Universellen Gravitation besagt, daß zwischen allen Körpern des Universums eine Anziehungskraft besteht, und die Größe dieser Kraft zwischen zwei gegebenen Körpern verhält sich proportional zu dem Produkt der Massen der beiden Körper, dividiert durch das Quadrat der zwischen ihnen bestehenden Entfernung.“
„Und das ist schon alles?“
„Das reicht zur Erklärung. Man hat vierhundert Jahre gebraucht, um dieses Gesetz zu entdecken.“
„Warum denn so eine lange Zeit? So, wie Sie es erklärt haben, hört es sich ziemlich simpel an.“
„Weil große Gesetze eben nicht durch einen plötzlichen genialen Geistesblitz entdeckt werden, wie Sie sich das wahrscheinlich vorstellen. Normalerweise bedarf es dazu der vereinigten Anstrengungen unzähliger Wissenschaftler, und zwar oft über Jahrhunderte hinweg. Seit der Entdeckung von Genovi 41, daß sich nämlich Lagash um die Sonne Alpha dreht und nicht, wie ursprünglich angenommen, umgekehrt, arbeiten schon Generationen von Wissenschaftlern – Genovis Entdeckung ist ja schon vierhundert Jahre alt – an diesem Problem. Der gesamte hochkomplizierte Bewegungsablauf der sechs Sonnen wurde nach und nach aufgezeichnet, analysiert und entwirrt.

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