Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
Vom Netzwerk:
Theremon, während er nach der Quaste suchte, den Vorhangstoff streifte, und dann das erlösende Quietschen der Metallringe, als der Vorhang aufglitt. Rotes Licht durchflutete den Raum. Theremon stieß einen Freudenschrei aus und schaute zur Sonne hoch.
Sheerin wischte sich mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn und sagte mit leicht bebender Stimme: „Und das war bloß ein verdunkelter Raum!“
„Das kann man doch aushalten“, sagte Theremon, der schon wieder obenauf war.
„Ja, einen verdunkelten Raum kann man noch aushalten. Aber waren Sie auf der Jahrhundertausstellung in Jonglor letztes Jahr?“
„Nein, ich hatte nicht die Gelegenheit. Sechstausend Meilen, das war mir doch ein bißchen zu weit, auch für diese Ausstellung.“
„Nun ich war jedenfalls da. Vielleicht haben Sie von dem sogenannten ‚Tunnel der Geheimnisse’ gehört, der damals in dem Vergnügungszentrum auf der Ausstellung die Hauptattraktion war – jedenfalls in den ersten zwei Monaten.“
„Ja, daran erinnere ich mich. Gab es nicht später irgendwelches Theater wegen dieses Tunnels?“
„Ja, ein bißchen, aber es wurde weitgehend vertuscht. Sehen Sie, dieser ‚Tunnel der Geheimnisse’ war nichts als ein einfacher Tunnel von einer Meile Länge – aber er war unbeleuchtet. Man setzte sich in einen kleinen offenen Wagen und holperte eine Viertelstunde lang durch die Dunkelheit. Dieses Vergnügen war ungeheuer beliebt – jedenfalls, solange es bestand.“
„Beliebt?“
„Und wie. Es liegt eine gewisse Faszination in der Furcht, wenn man weiß, daß alles nur ein Spiel ist. Ein Baby kommt mit drei Urängsten zur Welt: der Angst vor lauten Geräuschen, der Angst, zu fallen, und der Angst vor der Dunkelheit. Darum sieht man auch einen besonderen Spaß darin, jemanden anzuspringen und laut ,Buuh’ zu schreien. Und hier liegt auch der Grund dafür, daß es so einen Nervenkitzel bereitet, auf einer Achterbahn zu fahren. Und darum wurde auch der ‚Tunnel der Geheimnisse’ die Sensation auf der Ausstellung. Die Leute kamen zitternd, atemlos, manchmal halbtot vor Angst aus dem Tunnel heraus, und auf der anderen Seite stellten sie sich schon wieder in die Schlange und bezahlten ihr Eintrittsgeld für die nächste Fahrt.“
„Warten Sie mal! Da fällt mir doch was ein! Kamen nicht sogar einige tot aus dem Tunnel heraus? Auf jeden Fall ging doch das Gerücht, nachdem man den Tunnel geschlossen hatte.“
Der Psychologe schnaubte verächtlich. „Ach, was war das denn schon! Zwei oder drei starben. Die Hinterbliebenen bekamen eine Entschädigung, und der Stadtrat von Jonglor City wurde davon überzeugt, daß es besser wäre, die Sache schnell zu vergessen. Schließlich sagten sie, daß die Leute mit schwachem Herz den Tunnel eben auf eigene Gefahr benutzten. Und außerdem würde so was in Zukunft bestimmt nicht mehr vorkommen. Um den Sicherheitsvorschriften Genüge zu tun, setzten sie einen Arzt in das Kassenhäuschen am Tunneleingang, und jeder, der mitfahren wollte, mußte sich einer kurzen Untersuchung unterziehen, bevor er sich in den Wagen setzen durfte. Das hatte jedenfalls zur Folge, daß die Leute noch neugieriger herbeigeströmt kamen und die Einnahmen explosionsartig in die Höhe schnellten.“
„Und dann?“
„Aber, sehen Sie, da war noch was anderes. Manchmal kamen Leute aus dem Tunnel, die machten einen völlig normalen Eindruck – scheinbar. Nur, daß die plötzlich in kein geschlossenes Gebäude mehr hineinzukriegen waren – egal, in was für eins, ob es nun ein Palast war, ein Landhaus, ein Wohnhaus, eine Mietskaserne, ein Wochenendhäuschen, eine Hütte, eine Wellblechbude, eine Scheune oder auch bloß ein Zelt.“
Theremon starrte den Psychologen mit erschrockenem Blick an. „Heißt das, daß sie nur noch unter freiem Himmel blieben und sich weigerten, irgendwo hineinzugehen? Die mußten doch auch irgendwo schlafen!“
„Nun, sie schliefen eben im Freien.“
„Konnte man sie denn nicht dazu zwingen, in ein Haus zu gehen?“
„Oh, das versuchte man ja. Die Folge davon war, daß diese Leute fürchterliche hysterische Anfälle bekamen und versuchten, sich ihren Kopf an der nächsten Wand einzurennen. Hatten Sie es erst einmal geschafft, eine solche Person in einen geschlossenen Raum hineinzukriegen, so mußten Sie ihr entweder eine Zwangsjacke verpassen oder eine Betäubungsspritze geben.“
„Die müssen ja völlig verrückt gewesen sein.“
„Das ist genau der richtige Ausdruck. Von zehn Personen, die in

Weitere Kostenlose Bücher