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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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verfielen alle in laute, planlos wirkende Hektik. Aber nur für Sekunden. Das hektische Gewirr verwandelte sich in zielstrebige Aktivität – jeder nahm blitzartig seinen vorgeschriebenen Posten ein. In diesem entscheidenden Augenblick gab es für die Männer keinen Platz für Emotionen. Sie waren nur noch nüchtern denkende Wissenschaftler, die ihre Aufgabe zu erfüllen hatten. Sogar Aton hatte sich sofort an seinen Platz begeben.
    Prosaisch stelle Sheerin fest: „Die erste Berührung muß vor etwa einer Viertelstunde erfolgt sein. Ein bißchen früh, aber in Anbetracht der Unsicherheitsfaktoren in unseren Berechnungen sehr exakt.“ Er blickte sich um und ging auf den Zehenspitzen zu Theremon, der noch immer wie gebannt aus dem Fenster starrte, und schob ihn sanft zur Seite.
    „Aton ist wütend“, sagte er im Flüsterton, „also gehen Sie besser vom Fenster weg. Wegen des Zwischenfalls mit Latimer hat er den Moment des ersten Kontaktes zwischen Beta und dem Mond verpaßt, und wenn Sie ihm jetzt noch die Sicht versperren, bringt er es noch fertig und läßt Sie aus dem Fenster werfen.“
    Theremon nickte kurz und setzte sich hin. Sheerin musterte ihn erstaunt.
„Teufel, Mann!“ rief er aus. „Sie zittern ja am ganzen Leib.“
„Wie?“ Theremon leckte sich über die trockenen Lippen und lächelte gequält. „Ich fühle mich nicht besonders, wirklich nicht.“
Der Blick des Psychologen wurde hart. „Sie werden doch jetzt wohl nicht die Nerven verlieren!“
„Nein!“ schrie Theremon in plötzlicher Wut auf. „Geben Sie mir doch eine Chance! Ich habe diesen ganzen Zauber wirklich nicht so recht ernst genommen, nicht in dieser Tragweite jedenfalls – bis zu dieser Minute. Lassen Sie mir Zeit, daß ich noch versuchen kann, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Sie bereiten sich schließlich schon seit zwei Monaten oder länger darauf vor.“
„Eigentlich haben Sie ja recht“, antwortete Sheerin nachdenklich. „Sagen Sie, haben Sie Familie – Eltern, eine Frau, Kinder?“
Theremon verneinte. „Sie denken an den Schutzbunker, nicht wahr? Aber machen Sie sich hierüber keine Sorgen. Ich habe eine Schwester, aber sie wohnt zweitausend Meilen von hier entfernt. Ich kenne nicht einmal ihre genaue Adresse.“
„Und Sie selbst? Sie hätten noch genug Zeit, den Bunker zu erreichen, und seit ich fort bin, fehlt denen sowieso einer. Schließlich haben wir hier ohnehin keine Verwendung für Sie, und für die Leute drüben wären Sie eine ganz nette Ergänzung.“
Theremon blickte seinen Gesprächspartner mit müden Augen an. „Sie glauben, ich mache mir vor Angst in die Hosen, nicht? Aber nehmen Sie eins zur Kenntnis, mein Herr: Ich bin Reporter und habe die Aufgabe übernommen, eine Story über diese Sache zu schreiben. Ich habe die feste Absicht, das auch zu tun.“ Ein schwaches Lächeln erschien auf den Zügen des Psychologen. „Ich verstehe. Berufsehre, nicht wahr?“
„Nennen Sie es, wie Sie wollen. Aber, Mann, ich würde jetzt meine rechte Hand für eine halbe Flasche von dem Zeug geben, von dem Sie vorhin eine ganze runtergezischt haben. Wenn jemals einer einen Drink gebraucht hat, dann bin ich’s in diesem Moment.“
Er brach ab. Sheerin stieß ihn heftig in die Seite. „Hören Sie mal!“
Theremon folgte Sheerins Blick. Vor dem Fenster stand der Kultist und starrte in den Himmel. Er war völlig in sich gekehrt und schien alles andere um sich herum vergessen zu haben. Ein Ausdruck gänzlicher Verzückung lag auf seinem Gesicht, und er summte in einem fremdartig klingenden Singsang etwas vor sich hin.
„Verstehen Sie, was er singt?“ fragte Theremon im Flüsterton. „Ich glaube, er zitiert aus dem fünften Kapitel des ,Buches der Offenbarungen’“, antwortete Sheerin. „Aber still, hören Sie mal genau zu!“ setzte er eindringlich hinzu.
Die Stimme des Kultisten hatte plötzlich an Eindringlichkeit und Inbrunst zugenommen.
„Und es geschah, daß in jenen Tagen die Sonne Beta einsam am Himmel stand und Wache hielt für immer längere Dauer. Und so kam es, daß sie alsbald solange allein war, wie eine halbe Umdrehung währet und einsam, matt und kalt die Welt beschien.
Und die Menschen versammelten sich auf den Plätzen und den Straßen, und sie erschauerten vor der wundersamen Erscheinung, und sie wehklagten, denn eine tiefe Bedrückung hatte sie in Besitz genommen. Und ihre Sinne waren verwirrt und ihre Zungen, denn ihre Seelen harrten des Kommens der Sterne.
Und in der Stadt, die da heißt

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