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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Trigon, trat zur Mittagsstunde Vendret 2 vor die Menge und sprach zu den Einwohnern von Trigon: ,Höret, ihr Sünder, und vernehmet, was ich euch sage! Oft seid ihr abgewichen vom Pfade der Gerechtigkeit, und nun ist der Tag der Abrechnung gekommen. Denn schon nähert sich die Höhle, und sie wird Lagash verschlingen und alles, was darauf lebt.’
Und so er noch sprach, öffnete die Höhle ihren gewaltigen Schlund und berührte schon den Rand von Beta mit den Lippen, so daß kein Auge auf Lagash ihn noch zu erblicken vermochte. Und ein schreckliches Wehklagen hob an, als die Menschen sahen, wie Beta immer tiefer in den Schlund der Höhle der Dunkelheit sank, und gewaltig war die Seelenqual, die über das Volk hereinbrach.
Und es geschah, daß die Dunkelheit der Höhle auf Lagash fiel und alles Licht verschlang. Und die Menschen erblindeten, und keiner sah mehr seinen Nachbarn, wiewohl er dessen Atem auf seiner Wange spürte.
Und in der Schwärze der Finsternis kamen die Sterne, und es waren unzählige, und es erklang eine Musik von solch wundersamer Schönheit, daß die Blätter der Bäume sich in Zungen verwandelten und vor Bewunderung aufschrien.
Und in diesem Augenblick verließen die Seelen die Körper der Menschen, und die verlassenen Leiber wurden zu Tieren, ja, zu wilden reißenden Bestien, die mit fürchterlichem Geheul und lautem Geschrei durch die schwarzen Straßen der Städte von Lagash rasten.
Und von den Sternen fuhr die Himmlische Flamme herab, und wo sie die Erde berührte, gingen die stolzen Städte von Lagash in Flammen auf, so daß von den Menschen und ihren Werken nichts übrig blieb.
Alsdann …“
Plötzlich änderte sich Latimers Tonfall ein wenig. Zwar hatte er den Blick nicht zur Seite gewandt, aber irgendwie schien ihm doch die gespannte Aufmerksamkeit der beiden Zuhörer nicht entgangen zu sein. Nahtlos, ohne eine Atempause einzulegen, änderte er die Klangfarbe der Wörter. Die Silben hörten sich mit einem Mal flüssiger an.
Theremon blickte überrascht. Die Worte kamen ihm eigentümlich bekannt vor, und doch klangen sie fremdartig. Irgendwie war die Wortmelodie ungewohnt, und auch die Betonung der Vokale wich von der Norm ab. Weiter war eigentlich nichts zu bemerken, und doch war Latimers Sprache völlig unverständlich geworden. Sheerin grinste spitzbübisch. „Er ist jetzt in die Sprache irgendeines alten Zyklus übergewechselt; wahrscheinlich des zweiten, auf den sich ihre Tradition gründet. Auch das ‚Buch der Offenbarungen’ ist ja ursprünglich in dieser Sprache geschrieben worden, wie Sie vielleicht wissen.“
„Das macht nichts; ich habe schon genug gehört.“ Theremon schob seinen Stuhl zurück und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Sie hatten aufgehört zu zittern. „Ich fühle mich schon wieder viel besser.“
„Tatsächlich?“ Sheerin schien ein wenig überrascht zu sein.
„Ja, wirklich. Vorhin hing mir das Herz ganz schön in der Hose. Erst Ihre Geschichten, und dann noch der tatsächliche Beginn der Verfinsterung – das hätte mit fast den Rest gegeben. Aber was der Knabe da …“ – er deutete mit dem Daumen verächtlich auf den blondbärtigen Kultisten – „von sich gibt, ist genau die Sorte Ammenmärchen, die mir mein Kindermädchen immer erzählt hat. Über solche Art von Schwachsinn habe ich mein ganzes Leben lang lachen müssen. Und ich habe nicht vor, mich ausgerechnet heute davon ins Bockshorn jagen zu lassen.“
Er sog die Lungen voll Luft und sagte mit hektischer Fröhlichkeit: „Aber wenn ich meine gute Stimmung beibehalten will, dann rücke ich doch meinen Stuhl lieber vom Fenster weg.“
„Tun Sie das“, sagte Sheerin, „aber sprechen Sie lieber ein wenig leiser. Aton hat eben seinen Kopf aus dem Kasten, in den er ihn hineingesteckt hat, gezogen und Ihnen einen Blick zugeworfen, als wollte er Sie erwürgen.“
Theremon zog eine Schnute. „Den alten Knaben hätte ich fast vergessen.“ Mit übertriebener Vorsicht nahm er den Stuhl vom Fenster weg, warf einen mißmutigen Blick über die Schulter zum Fenster hinaus und sagte: „Ich werde das Gefühl nicht los, daß es irgendeine Möglichkeit gibt, sich gegen diesen Wahn, der beim Anblick der Sterne auftritt, zu immunisieren.“
Der Psychologe antwortete nicht sofort. Beta hatte mittlerweile den Zenit schon überschritten, und das rötliche Lichtquadrat, das durch das Fenster in den Raum fiel, war langsam vom Fußboden in Sheerins Schoß gewandert. Gedankenverloren starrte er auf den

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