Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
einem Land, in dem man es als Zeitverschwendung betrachtete, sich eine Allgemeinbildung anzueignen. Er besaß einfach nicht den Bildungshintergrund, um zu verstehen, was passiert war.
Das dachte zumindest Mayhew nach einer sorgfältigen Befragung des Gefangenen. Er erfuhr nicht viel von seiner Mission, obwohl es wenig Zweifel daran gab, was Hart hatte erreichen wollen. Die Anwesenheit eines fremden Agenten an Bord einer Torpedostation ließ eigentlich nur eine Interpretation zu. Und da die Zerstörung einer solchen Station endlose Verwicklungen nach sich ziehen konnte, nahm Mayhew sofort Funkverbindung mit anderen Stationen auf, um sie vor ähnlichen Eindringlingen zu warnen – mit allen Stationen, egal, welcher Nationalität. Wenn Harts Vorgesetzte erfuhren, daß seine Mission erfolglos verlaufen war, so wurden sie wenigstens daran gehindert, so zu agieren, als sei seine Absicht gelungen. Und man vermied Zwischenfälle von unabsehbaren Folgen. Mayhews Job war, Kriege zu verhindern, nicht, Kriege zu gewinnen. Hart hatte die Identität seiner Vorgesetzten nicht zugegeben, aber sein Akzent ließ kaum Zweifel an seiner Herkunft.
Natürlich blieb das Problem, was man mit Hart tun sollte. Auf der Station gab es kein eigentliches Gefängnis, und es war unwahrscheinlich, daß die Regierung des Westens dem Einsatz einer Spezialrakete zustimmen würde, um den Mann wegzubringen. Eine persönliche Bewachung war lästig, aber es war nicht ratsam, einen Mann, der das Training Harts besaß, auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Schließlich schlug einer der Wachen vor, Hart in einem kleinen Lagerraum an der Außenseite der Station unterzubringen. Die Tür des Lagerraums besaß kein Türschloß, aber man konnte sie auf- und zuschweißen. Auch gab es keinen Ventilator, aber ein Algentank sorgte für Frischluftzufuhr. Nach einiger Überlegung entschied Mayhew, daß dies die beste Lösung sei.
Hart wurde sorgfältig durchsucht, auch seine Kleidung wurde ihm sicherheitshalber abgenommen. Er bat lächelnd um seine Zigaretten und um sein Feuerzeug, aber Mayhew versorgte den Mann mit seinen eigenen Zigaretten und seinem Feuerzeug und behielt das Eigentum des Spions zurück, um es untersuchen zu lassen. Danach sagte Hart nichts mehr und wurde ohne weitere Zeremonien eingekerkert. Mayhew kicherte wieder einmal, als die Wachen mit dem Spion verschwanden.
„Hoffentlich hat er mit dem Feuerzeug mehr Spaß als ich“, sagte er. „Mein Junge hat es mir als Geschenk geschickt, und bei dem Zug des Ventilators hat es nie funktioniert. Vielleicht merkt unser Freund etwas, wenn er lange genug damit herumspielt. Es ist ein wenig Brennstoff darin.“
„Ich war ein wenig überrascht, als sie es ihm gaben“, sagte Floyd lachend. „Ich glaube, jetzt weiß ich, warum Sie immer Streichhölzer benutzen. Wahrscheinlich erspare ich mir sehr viel Mühe, weil ich nicht rauche. Aber ich denke, Sie müßten Kaliumnitrat in Ihre Zigaretten stopfen, damit sie auch brennen, wenn Sie nicht daran ziehen.“ Hart konnte dies natürlich nicht mehr hören, und so konnte er auch absolut keinen Gewinn aus dieser Bemerkung ziehen.
Er hätte ihr auch nicht viel Beachtung geschenkt. Natürlich wußte er, daß die Wissenschaften der Physik und Chemie wichtig waren. Aber er dachte an sie nur in Verbindung mit großen Fabriken und Laboratorien. Der Gedanke, daß die Kenntnis dieser Wissenschaften von unmittelbarem Nutzen für einen Mann sein konnte, der weder Chemiker noch Physiker war, wäre ihm geradezu phantastisch erschienen. Wenn auch seine derzeitigen Fluchtpläne ausschließlich auf der Chemie basierten, so war ihm das nicht bewußt.
Die Zelle befriedigte ihn sehr. Es gab keine Gucklöcher, die auch als Schußlöcher dienen konnten, die Tür konnte nicht rasch geöffnet werden – und es gab auch keinen Ventilator. Wenn Hart einmal in der Zelle war, so würde man ihm nicht mehr viel Beachtung schenken. Da der Raum ein Lagerdepot war, würde man sein Inneres auch nicht mittels Bildschirm beobachten, obwohl Hart sich sagte, daß er durchaus damit rechnen mußte, beobachtet zu werden. Aber er beschloß, diese Möglichkeit außer acht zu lassen und ging an die Arbeit, als er hörte, wie seine Tür zugeschweißt wurde.
Sein erster Gedanke führte nicht weit. Er verbrachte eine halbe Stunde damit, Mayhews Feuerzeug zum Funktionieren zu bringen, ohne Erfolg. Jedesmal, wenn er darauf drückte, sprühte ein Funkenregen auf, und nach jedem vierten oder
Weitere Kostenlose Bücher