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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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hereindrang, zischte eine Warnung: „Still! Ein Riese kommt!“
Die Mütter preßten ihre Kinder noch fester an sich, wobei sich ihr Fell vor abergläubischer Furcht aufstellte. Sie wußten, daß keine Gefahr drohte, solange sie still blieben, daß nicht einmal dann, wenn sie sich durch ein leises Geräusch verraten sollten, ein unmittelbares Risiko bestand. Es war nicht Größe allein, die die Riesen gefürchtet machte, es waren die übernatürlichen Kräfte, von denen man wußte, daß sie diese besaßen. Die Nahrung-die-tötet hatte manch unachtsames Mitglied des Stammes ermordet, ebenso ihre teuflisch raffinierten Vorrichtungen, die jeden vom Volk zerquetschten und zerfleischten, der unklug genug war, um gierig nach den köstlichen Brocken zu greifen, die auf einer Art kleinen Plattform ausgelegt worden waren. Obwohl es jene gab, die behaupteten, daß es im letzteren Fall das Risiko wert war, denn die gelben Körner aus den vielen Säcken in der Nahrungshöhle waren so eintönig, wie sie nahrhaft waren.
„Der Riese ist vorbeigegangen!“
Bevor jene auf dem Platz der Zusammenkunft ihr Gespräch fortsetzen konnten, trat Sterret aus dem Eingang seiner Höhle heraus. In seiner rechten Hand hielt er seinen Amtsstab, einen geraden Stab aus dem festen, jedoch weichen Material, welches das Territorium des Volkes von dem der Riesen trennte. Er war mit einer scharfen Metallspitze besetzt.
Er war alt, war Sterret.
Jene, die selbst Großeltern waren, hatten ihre Großeltern von ihm sprechen hören. Seit Generationen hatte er die Angriffe von Jünglingen überlebt, die auf seine Privilegien als Häuptling neidisch waren, sowie die selteneren Überfälle von Eltern, die mit seinen Urteilen als Richter der Neugeborenen unzufrieden waren. In diesem letzteren Fall hatte er jedoch nichts zu fürchten, denn bei solchen vereinzelten Anlässen hatte sich der Stamm wie ein Mann erhoben und die Übeltäter in Stücke gerissen.
Hinter Sterret kamen seine persönlichen Wächter, und dann strömte die Hauptmasse des Stammes aus den vielen Höhleneingängen heraus. Es war nicht nötig gewesen, sie zu rufen; sie wußten.
Bedächtig und ohne Eile nahm der Häuptling seine Position in der Mitte des Platzes der Zusammenkunft ein. Ohne Befehl machte die Menge Platz für die Eltern und ihre Neugeborenen. Weena zuckte zusammen, als sie die schadenfrohen Blicke auf Shricks abstoßende Kahlheit, seinen mißgestalteten Schädel geheftet sah. Sie wußte, wie der Urteilsspruch lauten würde.
Sie hoffte, daß die Neugeborenen der anderen vor ihrem gerichtet wurden, obgleich das den Tod ihres Kindes nur um die Zeitspanne von ein paar sehr wenigen Herzschlägen verzögern würde. Sie hoffte –
„Weena! Bring das Kind zu mir, damit ich sehen und das Urteil erlassen kann!“
Der Häuptling streckte seine mageren Arme aus, nahm das Kind aus den zögernden Händen der Mutter. Seine kleinen, tiefliegenden Augen leuchteten bei dem Gedanken an den Schluck kräftigen, roten Blutes, den er bald genießen sollte. Und doch zögerte er, den Genuß eines einzigen Herzschlages von der Qual der Mutter zu verschenken. Möglicherweise konnte man die zu einem Angriff provozieren –
„Du beleidigst uns“, sagte er langsam, „indem du dies hervorbringst!“ Er hielt Shrick, der schwach schrie, auf Armeslänge vor sich. „Seht, o Leute, dieses Ding an, das die elende Weena zu meiner Beurteilung gebracht hat!“
„Er hat den Kopf eines Riesen“, Weenas furchtsame Stimme war kaum hörbar. „Vielleicht –“
„– war sein Vater ein Riese!“
Ein kicherndes Lachen erklang auf dem Platz der Zusammenkunft.
„Nein. Aber ich habe es sagen gehört, daß die Riesen, oder ihre Väter und Mütter, vielleicht Andersartige waren. Und –“
„Wer hat das gesagt?“
„Strela.“
„Ja, Strela der Weise. Der in seiner Weisheit ausgiebig von der Nahrung-die-tötet aß!“
Wieder rieselte das gehässige Lachen durch die versammelte Menge.
Sterret hob die Hand, die den Speer hielt, wobei er seinen Griff um den Stab verstärkte. Sein Gesicht krampfte sich zusammen, als er in Vorfreude den hellen Blutschwall kostete, der bald aus der Kehle des Andersartigen quellen würde. Weena schrie. Mit einer Hand riß sie ihr Kind aus dem gehässigen Griff des Häuptlings, mit der anderen packte sie seinen Speer.
Sterret war alt, und generationenlange Autorität hatte ihn achtlos gemacht. Doch so alt er auch war, er wich dem heftigen Stoß aus, der von der Mutter auf ihn gezielt war. Er

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