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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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von Luft und Licht. Eine Weile konnte Shrick nicht sehen, wer sich darin aufhielt, und dann hätte er in seiner Enttäuschung schreien können.
Denn hier waren keine harten, kampferprobten Männer, keine kräftigen, fruchtbaren Frauen, sondern rund zwei Hände sich schwach windender Säuglinge. Ihre Mütter mußten kaum noch rechtzeitig gemerkt haben, daß er und Wesel recht gehabt hatten, daß es nur einen Weg gab, den Erstickungstod abzuwehren. Sich selbst hatten sie nicht retten können.
Aber sie werden aufwachsen, sagte sich Shrick. Es wird nicht lange dauern, bis sie in der Lage sind, für den Herrn des Außerhalb einen Speer zu tragen, bis die Frauen seine Kinder gebären können.
Er überwand seinen Widerwillen und zog sie heraus. Es gab eine Handvoll weiblicher Kinder, alle lebendig, und eine Handvoll männlicher. Drei von diesen waren tot. Aber hier, wußte er, lag der Kern der Armee, mit der er seine Herrschaft über die Welt des Innerhalb wie des Außerhalb neu begründen würde.
Doch zuerst mußten sie gefüttert werden.
Jetzt sah er seine scharfe Klinge, und er ergriff sie und machte sich daran, die drei leblosen männlichen Kinder zu zerteilen. Der Geruch ihres Blutes ließ ihn merken, daß er hungrig war. Aber erst, als die jetzt beruhigten Kinder alle zufrieden kauten, schnitt er eine Portion für sich selbst ab.
Als er sie hinuntergeschlungen hatte, fühlte er sich viel besser.
    Es dauerte einige Zeit, bis Shrick seine Besuche im Innerhalb wieder aufnahm. Er hatte den erbärmlichen Rest seines Volkes zur Reife großzuziehen und außerdem bestand keine Notwendigkeit, Überfälle auf die Nahrungsvorräte der Riesen zu machen. Sie selbst hatten ihn mit Nahrung weit über sein Bedürfnis hinaus versorgt. Er wußte auch, daß es unklug wäre, seine Feinde wissen zu lassen, daß es Überlebende der Katastrophe gegeben hatte, die sie in Gang gesetzt hatten. Die Tatsache, daß er den Erstickungstod überlebt hatte, bedeutete nicht, daß es die einzige Waffe war, die den Riesen zu ihrer Verfügung stand.
    Doch wie seine Zeit verging, verspürte er ein heftiges Verlangen, das fremdartige Leben hinter der Barriere zu beobachten. Jetzt, da er einen Riesen getötet hatte, fühlte er eine seltsame Art der Verwandtschaft mit den ungeheuerlichen Wesen. Er dachte an den Dünnen, Laute-Stimme, Kahler-Kopf und den Kleinen Riesen fast wie an alte Freunde. Manchmal erwischte er sich sogar dabei, wie er bedauerte, daß er sie alle töten mußte. Aber er wußte, daß hierin die einzige Hoffnung für das Überleben seiner selbst und seines Volkes lag.
    Und dann war er endlich zufrieden, daß er die Kinder verlassen konnte, damit sie sich allein durchschlugen. Selbst wenn er nicht vom Innerhalb zurückkehren würde, würden sie es schaffen. Keine-Zehen, das älteste der weiblichen Kinder, hatte sich bereits als fähiges Kindermädchen erwiesen.
    Und so durchstreifte er wieder den Irrgarten von Tunnels und Höhlen direkt außerhalb der Barriere. Durch seine Türen und Spählöcher bespitzelte er das helle, faszinierende Leben der Inneren Welt. Von der Höhle-der-Donner – obgleich keiner der Leute je erfahren hatte, wie sie zu ihrem Namen gekommen war – bis zum Ort-der-kleinen-Lichter wanderte er. Viele Fütterungen vergingen, aber er war nicht gezwungen, zu seinem Nahrungsvorrat zurückzukehren. Denn die Leichen des Volkes waren überall. Stimmt, sie fingen ein wenig an zu stinken, aber wie alle seiner Rasse war Shrick nie ein wählerischer Esser gewesen.
    Und er sah zu, wie die Riesen die seltsame, geordnete Routine ihres Lebens handhabten. Oft war er versucht, sich zu zeigen, seinen Hohn hinauszurufen. Aber diese Tat mußte im Reich der Wunscherfüllungsträume bleiben – er wußte nur zu gut, daß sie sicheres und schnelles Unheil bringen würde.
    Und dann kam endlich die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Er war am Ort-der-kleinen-Lichter gewesen, um zu beobachten, wie sich der Kleine Riese an seine geheimnisvolle, fesselnde Beschäftigung machte. Er wünschte sich, ihren Sinn zu kennen, den Kleinen Riesen in seiner Sprache fragen zu können, was es war, was er machte. Denn seit dem Tod Wesels hatte es niemanden gegeben, mit dem eine Verstandesgemeinschaft möglich war. Er seufzte so laut, daß es der Riese gehört haben mußte.
    Er fuhr unbehaglich zusammen und schaute von seiner Arbeit auf. Hastig zog sich Shrick in seinen Tunnel zurück. Viele Herzschläge lang blieb er dort, und blinzelte nur gelegentlich

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