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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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auf Kraftreserven zurück, von denen die andere nie vermutet hätte, daß er sie besaß. Und die Hand, welche die Klinge umfaßt hielt, kam mit unwiderstehlicher Kraft herum.
Für Wesel gab es einen Herzschlag an Schmerz, an Sorge um sich selbst und Shrick, an blinder Wut gegen die Riesen, welche diese Sache indirekt herbeigeführt hatten.
Und dann wurde das Schlagen ihres Herzens für immer zum Stillstand gebracht.
    Bei Wesels Tod verließ Shrick die Raserei.
    Dort, in der Dunkelheit, ließ er seine empfindlichen Finger über die leblose Gestalt wandern, hoffnungslos hoffte er auf ein schwaches Zeichen von Leben. Er rief ihren Namen, er schüttelte sie grob. Aber schließlich kroch das Wissen, daß sie tot war, in sein Gehirn – und dort blieb es. In seinem kurzen Leben hatte er dieses Gefühl des Verlustes so viele Male erlebt, doch nie mit einer solchen Bitterkeit.
    Und am allerschlimmsten war das Wissen, daß er sie getötet hatte.
Er versuchte, die Last der Verantwortung von sich zu schieben. Er sagte sich, daß sie an den durch die Hände der Riesen erlittenen Wunden auf jeden Fall gestorben wäre. Er versuchte, sich davon zu überzeugen, daß, Wunden oder keine Wunden, genaugenommen die Riesen für ihren Tod verantwortlich waren. Und er wußte ganz genau, daß er Wesels Mörder war, genau wie er wußte: alles, was ihm in diesem Leben noch blieb, war, den zahlreichen Mördern seines Volkes die endgültige Abrechnung zu präsentieren.
Dies machte ihn vorsichtig.
Viele Herzschläge lang lag er dort in der dichten Dunkelheit, da er nicht wagte, seine Attacke auf die Wände seines Gefängnisses von neuem zu beginnen. Er sagte sich, daß er es irgendwie erfahren werde, wenn die Riesen wieder die Luft in die Welt ließen. Wie er es erfahren würde, konnte er nicht sagen, doch die Überzeugung blieb.
Und als schließlich mit dem zurückkehrenden Druck die Isolation wieder ihre normale Beschaffenheit annahm, wertete Shrick dies als Zeichen, daß er ungefährdet hinausgehen konnte. Er fing an, in das schwammige Material zu hacken, hörte dann auf. Er ging zu Wesels Körper zurück. Nur einmal flüsterte er ihren Namen und fuhr mit seinen Händen in einem letzten Streicheln über die steife, stille Gestalt.
Er kehrte nicht zurück.
Und als endlich das schwache Licht des Platzes der Zusammenkunft durchbrach, war sie tief unter den Trümmern begraben, die er hinter sich geworfen hatte, während er arbeitete.
Die Luft schmeckte gut nach der viele Male geatmeten Atmosphäre der Höhle. Ein paar Herzschläge lang war Shrick von dem abrupten Zunehmen des Drucks benommen, denn von der Luft in seinem Gefängnis war viel entwichen, bevor sich die Verstopfung ausgedehnt und den Eingang abgedichtet hatte. Wahrscheinlich wäre er schon längst erstickt gewesen, wäre nicht die aus den zerplatzten Zellen des Isoliermaterials freigesetzte Luft gewesen.
Aber dies sollte er nicht wissen – und wenn er es gewußt hätte, hätte es ihn nicht übermäßig beunruhigt. Er lebte, und Wesel und alle Leute waren tot. Als sich der Nebel vor seinen Augen hob, konnte er sie sehen, ihre Körper verdreht in den gekrümmten Haltungen ihrer letzten Todesqual, stummer Beweis der furchtbaren Kräfte der Riesen.
Und jetzt, wo er sie sah, spürte er nicht den überwältigenden Kummer, den er hätte spüren müssen. Er empfand statt dessen eine Art Wut. Durch ihre Weigerung, seine Warnung zu beachten, hatten sie ihn seines Königreiches beraubt. Keiner konnte ihm jetzt mehr seine Herrschaft über das Außerhalb streitig machen – doch ohne Untertanen, willig oder nicht, war das riesige Territorium unter seinem Einfluß wertlos.
Wäre Wesel jetzt noch am Leben, wäre es sicherlich ganz anders gewesen.
Was hatte sie gesagt –? Und die Höhle von Langes-Fell, dem Speermacher …
Er konnte ihre Stimme hören, wie sie es sagte … Und die Höhle von Langes-Fell, dem Speermacher …
Vielleicht – Aber es gab nur eine Möglichkeit, sich zu vergewissern.
Er fand die Höhle, sah, daß ihr Eingang zugemauert worden war. Er spürte ein wildes Aufwallen der Hoffnung. Rasend riß er mit Zähnen und Krallen an der Isolation. Die scharfe Klinge, die er im Innerhalb erbeutet hatte, glänzte matt kein Dutzend Handbreiten von dort, wo er arbeitete, doch seine blinde, unüberlegte Eile war dermaßen, daß er das Werkzeug übersah, das seine Arbeit so grenzenlos kürzer gemacht hätte. Endlich war der Eingang freigelegt. Ein schwacher Schrei begrüßte das Einströmen

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