Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
Wende den Wagen!
Kalter Schweiß lief Harolds Rücken hinunter, er verschloß seinen Verstand wie einen Panzer und ließ seinen Blick langsam über die Straße schweifen. Es waren zu viele Autos, und das Lichterspiel zu verwirrend, um ein in der Ferne wendendes Auto zu erkennen. Aber er würde wissen, was für ein Auto ihm entgegenkam. Sein Fahrer war vielleicht menschlich, seine Passagiere aber echsenähnlich.
Fahrzeuge wirbelten an ihm vorbei, vier, fünf, dann sechs gleichzeitig. Die Gedankenstimme, die verstummt war, nahm an Intensität zu und wurde wieder schwächer.
Sie sagte: Vielleicht täusche ich mich, möglich. Aber ich bin sicher, die Amplitude war ausreichend für Hypnose. Nein, jetzt ist sie verschwunden – ich kann sie nicht mehr wahrnehmen. All diese Leute erzeugen ein zu großes Hintergrundgeräusch auf der gedanklichen Wellenlänge.
Ein anderer Gedanke, ein neuer, antwortete unverzüglich: Ach komm, laß doch, du bist nicht im Dienst. Wenn wir nicht –“ Er sank unter die Wahrnehmungsgrenze.
Dann meldete sich der Verstand des Polizisten wieder, er sagte: Warum stehe ich hier bloß herum wie ein Narr? Warum habe ich diesen Burschen angehalten? Das muß doch einen Grund gehabt haben! Ich habe ihn bestimmt nicht zum Vergnügen angehalten – es sei denn, ich bin etwas wirr im Kopf?
Harold unterbrach rasch und mit harten Worten: „Sie haben mich nicht angehalten. Ich hielt Sie an. Geheimdienst – erinnern Sie sich?“
„Eh?“ Der Bulle öffnete seinen Mund, schloß ihn wieder, er schien verwirrt.
„Warten Sie einen Moment“, fügte Harold mit einem starken, autoritären Tonfall hinzu. Er ließ seine Wahrnehmung ängstlich umherschweifen. Ein Strom undeutlicher Gedanken durchströmte seinen Kopf, aber keiner von der Klarheit und Schärfe des unsichtbaren Gaeta und seines alarmierten Gefährten. Waren sie etwa auch in der Lage, ihre Gedanken abzuschirmen? Es gab keinen Weg, das herauszufinden!
Er gab es auf, wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Bullen zu und sagte: „Geheimdienst. Ich habe Ihnen meine offizielle Vollmacht gezeigt. Gütiger Himmel, Mann, haben Sie das etwa schon wieder vergessen?“
„Nein.“ Der Schwarzgekleidete war von dieser unerwarteten Aggressivität verunsichert. Die Konfrontation mit einem nichtexistierenden Geheimdienst vertiefte seine Verwirrung noch. „Nein“, protestierte er, „ich habe es nicht vergessen.“ Dann, in dem schwächlichen Bemühen, wieder die Oberhand zu gewinnen: „Aber Sie begannen etwas zu erklären, und ich wartete darauf, den Rest zu hören.“
Harold lächelte und nahm ihn beim Arm. „Sehen sie, ich bin befugt, Ihre Unterstützung zu verlangen, wann immer ich sie benötige. Sie wissen das, nicht wahr?“
„Ja, sicher, aber …“
„Was ich von Ihnen verlange, ist sehr einfach. Es ist nötig, daß ich die Kleidung mit einem verdächtigen Individuum tausche, und dieser für heute nacht aus dem Verkehr gezogen wird. Ich werde ihn Ihnen zeigen, wenn er vorbeikommt. Sie werden ihm sagen, daß Sie ihn in Gewahrsam nehmen, um ihn zu verhören. Dann bringen Sie uns irgendwohin, wo wir die Kleider wechseln können, vorzugsweise Ihre eigene Wohnung, wenn Sie eine haben sollten. Dort werde ich Ihnen weitere Instruktionen geben.“
„In Ordnung“, stimmte der Bulle zu. Er blinzelte bei dem Versuch, seinen Verstand zu ordnen. Gedanken tauchten unerwartet in seinem Schädel auf. Besser für dich, nicht nach den Gründen zu fragen. Sollen die höheren Tiere die Verantwortung übernehmen. Dieser Bursche hat alle Autorität dieser Welt – und er weiß, was er tut. Irgendwas stimmte nicht mit diesen Gedanken. Sie schienen von außen nach innen zu dringen, nicht von drinnen nach draußen, wie Gedanken das tun sollten. Aber sie waren mächtig genug und einfühlsam genug, er war nicht in der Lage, entgegengesetzte Ideen zu entwickeln. „In Ordnung“, wiederholte er.
Harold suchte sich unter den vorübereilenden Fußgängern einen Mann von seiner Größe und Figur heraus. Unter allen Vorübergehenden schien dieser Mann wie geschaffen für sein Vorhaben. Er machte den Polizisten auf ihn aufmerksam.
„Das ist der Mann.“
Der Beamte stolzierte majestätisch vorwärts, hielt das Opfer an und sagte: „Polizei. Ich nehme Sie fest, um Sie zu verhören.“
„Mich?“ Der Mann konnte es nicht fassen. „Ich habe nichts getan.“
„Warum machen Sie sich dann Sorgen deswegen?“
„Ich mache mir keine Sorgen“, widersprach der andere hastig. Er runzelte
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