Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
Vom Netzwerk:
überlegen, Holly. Und dann würde ich vor allem meinen Ton mäßigen. Sie wissen, daß diese Ausbrüche zu nichts führen.«
    Mertens kühle graue Augen blickten durch mich hindurch.
    Ich überwand meine plötzliche Verzweiflung, meine Furcht vor Merten und dachte nur mehr eines: Wenn es mir nicht jetzt, in diesem Augenblick gelang, der Situation Herr zu werden und Bulmer und vor allem Merten zu überzeugen, daß ich nicht mehr weiterkonnte, daß ich einfach nicht mehr konnte – dann würde es mir nie mehr gelingen.
    »Merten«, sagte ich und wußte, daß ich bereits verloren hatte.
    »Merten …«
    Bulmer hatte seine Stimme wieder gefunden und schnappte nach Luft. »Holly, das war das letzte Mal, daß Sie derartig herumgebrüllt haben. Ich sperre Ihnen ab sofort …«
    »Sie werden nichts sperren, Bulmer«, sagte Merten.
    »Aber ich bin doch …«
    »Sie sind eine Null, Bulmer, wie Holly. Und nun setzen Sie sich wieder auf Ihren fetten Hintern und schweigen Sie.«
    Er wandte sich mir zu. »Was wollten Sie eben sagen. Holly?«
    Ich wich den kalten Augen aus. »Merten, dieser Krieg …«
    Ich spürte ein Zittern in meinen Eingeweiden und griff nach einer Zigarette. Merten hielt mir Feuer hin, und ich versuchte ein dankbares Lächeln, das mir jedoch mißlang. »Dieser Krieg, Merten, er dauert schon zu lange. Er fing als Blitzkrieg an, und nun dauert er drei Jahre. Ein Ende ist nicht abzusehen.«
    Ich hob meine Hand seinem Einwand entgegen. »Ich weiß, die Regierung hat gerade wieder ein Bulletin herausgegeben, in dem es heißt, daß demnächst die Friedensverhandlungen zu erwarten seien. Merten – dies ist das elfte Bulletin dieser Art! Sie wissen das so gut wie ich! Und in diesem Prestigekrieg kann keiner der Gegner zurückziehen. Also wird er noch drei Jahre dauern.
    Ich halte das nicht mehr ans, Merten; ich verfluche den Tag, an dem das internationale Abkommen über das Verbot der Kernwaffen unterzeichnet wurde –«
    Merten blickte mich erschrocken an. Vermutlich hielt er mich für verrückt. Wie konnte ich ihm jemals begreiflich machen, welche Qual das Leben für mich geworden war – und für einige wenige andere, die gleich mir auf so unheimliche Weise der Kriegsmaschinerie ihren Tribut zollten.
    »Ich glaube«, sagte ich leise, »ich würde es vorziehen, durch die Atombombe zu sterben, als …« Ich wandte mich ab.
    Allein der Gedanke daran verursachte mir Übelkeit. »… als zu krepieren wie ein toller Hund.«
    Und ich, dachte ich, gebe ihnen diese unmenschliche Waffe in die Hand! Ich versorge sie mit der tödlichen Saat, die sie ausstreuen über Millionen junger Männer, die wir nicht kennen, und die unsere Feinde sind 1 . Ich träume den Wahnsinn, an dem sie zugrunde gehen! Ich. ICH!
    »Merten, verstehen Sie mich doch!« Ich glaubte, die ganze Welt würde das Schluchzen bemerken, das mir in die Kehle stieg. »Merten, dies ist ärger, als jeden einzelnen von ihnen mit bloßen Händen zu erwürgen! Denn jeder würde sich wehren, wenn ihm einer an die Kehle faßt Aber der Waffe, in die ihr mein Unterbewußtsein verwandelt habt, sind sie wehrlos ausgeliefert. Ihr wollt sie im Schlaf ermorden und ich«, ich fühlte Tranen auf meinem Gesicht und legte die Hände über die Augen, »ich soll das Messerführen!«
    »Kommen Sie, Holly.« Merten nahm meinen Ellbogen und nickte Bulmer zu, der uns hinter seinem Schreibtisch hervor verständnislos anglotzte.
    Wir gingen in den angrenzenden Raum. »Setzen Sie sich. Holly.«
    Ich blickte ihn flehend an und spürte, wie mir Tränen der Aussichtslosigkeit über das Gesicht rannen.
    Die dunkelhäutige Schwester eilte herbei, ein berufsmäßiges, ermutigendes Lächeln auf den Lippen. Ich kannte sie, und es tat wohl, in ihre warmen, schwarzen Augen zu sehen.
    Sie drückte mich tiefer in den Stuhl. Dann legte sie mir die breiten Gurte um Schultern und Hüften und tätschelte tröstend meine Hand.
    »Merten, wie oft noch …« flüsterte ich. Es war keine Frage.
    Er zuckte die Schultern. »Holly«, sagte er. »Die Nation …«
    Ich schloß die Augen.
    Die Schwester trat zu mir und schob den Ärmel an meinem rechten Arm hoch. Sie tauchte Watte in Alkohol und fuhr damit über meine Armbeuge. Ich spürte kaum den Einstich.
    Erst als die Flüssigkeit heiß in meine Adern rann, öffnete ich die Augen und blickte auf den schwarzen Kopf, der sich über meinen Arm neigte.
    Sie blickte auf und sagte: »Das wird alles wieder in Ordnung bringen, Mr. Holly.«
    Sie hielt ein Glas an meine

Weitere Kostenlose Bücher