Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
Vom Netzwerk:
entgegen und sah taktvoll weg, als ich mich bemühte, die Flamme mit der Zigarettenspitze zu erreichen.
    Ich rauchte in tiefen Zügen und fragte mich, ob man mit ausgebrannten Wracks wie mir Kriege gewinnen konnte.
    Die Schwester trat ein. »Ihre Frau wartet, Mr. Holly.«
    Ich trat die Zigarette aus. Ich war entschlossen.
    »Ich hoffe für Sie, Merten, daß der Krieg morgen schon zu Ende ist.«
    Merten blickte mich fragend an. Dann schien er begriffen zu haben, was ich meinte, und er rief:
    »Holly, das können Sie …«
    Aber ich hatte den Raum schon verlassen.
    Ich lachte schallend, als ich die vertrauten Gänge hinunterging, und es war mir wieder, als bebte das Gebäude unter unserem Gelächter.
    Aber ich sah niemanden; und niemand lachte mit mir außer einem höhnischen Echo.
    Ich trat in die Vorhalle, und da stand sie und sah mir entgegen, und ihr Lächeln wärmte meine gequälte Seele. Ich konnte ihrem ängstlichen Blick nicht standhalten und wandte mich ab.
    »Ist alles in Ordnung, Liebling?« fragte sie.
    Ich sagte »Ja« und sah zu Boden.
    Sie gab mir die Hand.
    »Gehen wir«, sagte ich leise.

 
Gerhard Zwerenz
Gemachter Mann mit 28 Jahren
     
    Ich stehe jeden Morgen um neun Uhr auf, das ist meine Zeit, und wenn ich in den Spiegel blicke, sage ich zu mir:
    Guten Morgen, mein Herr!
    So beginne ich mein Tagwerk.
    Für Morgentoilette und Frühstück rechne ich eine Stunde. Punkt zehn verlasse ich das Haus. Bis mittags ist meine Zeit sehr genau eingeteilt.
    Jeden Tag aufs neue treffe ich eine sachgemäße Feststellung: Für mich als Tiefbaufachmann war die Hölle der reinste Himmel!
    Doch darüber später.
    Mein Mittagsmahl nehme ich stets im Platinhof, dem ersten Haus am Ort. So bekomme ich vor jedem Essen eine Suppe und darf selbstverständlich mit individueller Bedienung rechnen.
    Nachmittags bin ich frei. Im Sommer liege ich meist im Strandbad, im Winter suche ich die Eisbahn auf, gern würde ich auch Ski laufen, aber wir haben keine Berge und wegfahren kann ich nicht, weil ich ja vormittags meine Geschäfte erledigen muß.
    Mit meinen achtundzwanzig Jahren bin ich ein gemachter Mann, und ich habe viele Neider, wie man leicht einsehen wird.
    Ich bin nicht verheiratet und gedenke mich auch nicht zu verheiraten, wenn auch die Mädchen sehr hinter mir her sind – ich gelte als eine gute Partie, aber ich lasse mich nicht fangen.
    Ich hätte nie gedacht, daß es mir einmal so schnell so gut gehen würde.
    Ich wuchs auf unter ärmlichen Verhältnissen. Meine Eltern wurden ihres Lebens nie froh. Meine Mutter starb früh, mein Vater nur wenig später.
    Ein entfernter Verwandter bezahlte mir zunächst eine akademische Ausbildung. Dann ging ihm das Geld aus, durch die weiteren Studienjahre hungerte ich mich mehr schlecht als recht. Mein Untergewicht schwankte zwischen zweiunddreißig und vierundfünfzig Pfund. Die Mädchen sahen mich mitleidig an und wandten sich dann ab. Die Ärzte wetteten untereinander und waren enttäuscht, wenn sie keine Tbc bei mir feststellen konnten.
    Ich wunderte mich selbst über meine Gesundheit.
    Anfangs studierte ich Literaturwissenschaft. Nebenbei arbeitete ich bei einer Baufirma.
    Ehrlich gesagt, dort war ich zu nichts zu gebrauchen. Mir rutschten die Ziegel aus den Händen und die Maurer zeigten mir einen Vogel. Dann fiel ich sogar vom Gerüst.
    Der Vorarbeiter meinte: Nimm Hacke und Schaufel, da kannst du wenigstens keinem auf den Kopf fallen!
    Von da an beschäftigte ich mich nur noch mit Erdarbeiten, und seltsamerweise übertraf ich darin bald alle anderen, mochten sie auch viel stärker sein als ich.
    Ich hatte einen inneren Drang zur Tiefe, das half. Ich zog die Konsequenz, wechselte zur Technischen Hochschule über und wurde Tiefbauspezialist.
     
    Von nun an ging es aufwärts. Fünf Jahre studierte ich. Vier Jahre arbeitete ich. Seit einem Jahr bin ich pensioniert.
    Jeden Vormittag hole ich mir meine Pension ab.
    Montags gleich ist die Kirche dran. Dies ist nur gut und richtig, sage ich mir. Sonntags haben die Kirchen zu tun, die Leute drängen sich zum Glauben, da muß es den Gotteshäusern seltsam vorkommen, wenn sie am Montag so gänzlich verlassen liegen.
    Also erscheine ich auf dem Pfarramt, schwätze ein wenig mit dem Kassierer, lobe den Pfarrer.
    Weil das Amt nicht weit ab liegt vom Platinhof, wo ich mein Mittagessen einnehme, verfüge ich montags über reichlich Zeit.
    Dienstags empfange ich die staatliche Pension. Das hat seinen Grund in der Publikumsverkehrsordnung,

Weitere Kostenlose Bücher